Montag, 02.08.2021 (Boppard und Rüdesheim)

Die erste Nacht auf der Switzerland war nicht so erholsam wie erhofft. Bei der Auswahl unserer Kabine hatten wir nicht daran gedacht, dass im hinteren Schiffsbereich die Motorengeräusche naturgemäß lauter sind. Und weil unsere Kabine die vorletzte auf der Steuerbordseite war, brummte es permanent. Irgendwann schliefern wir zwar ein, aber gegen 7.30 Uhr wurden wir von Vogelgezwitscher aus dem Lautsprecher geweckt. Kurz darauf standen wir senkrecht, denn Kreuzfahrtleiter Michael hämmerte seine Informationen derart laut ins Mikrofon, dass wir buchstäblich unser eigenes Wort in der Kabine nicht mehr verstanden. Und weil wir besonders im Urlaub gerne selbst entscheiden, wann wir aufstehen, wollten wir das Problem mit den lauten Durchsagen umgehend klären. Aber zunächst gingen wir erst einmal gemütlich frühstücken. Die Switzerland hatte, von uns unbemerkt, zwischenzeitlich in Boppard festgemacht. Ein Ausflug war hier nicht gebucht, wir konnten es also geruhsam angehen lassen.

Weil in Corona-Zeiten Selbstbedienung am Büffet nicht möglich ist, werden alle Speisen und Getränke, auch das Frühstück, am Tisch reserviert. Am Vorabend hatten wir hierzu bereits unsere Frühstückskarte mit unseren Wünschen ausgefüllt. Jetzt waren wir gespannt wie das funktionieren würde. Wir hatten uns jeweils für das Phoenix-Frühstück entschieden, das allein schon sehr reichlich bestückt war mit Butter, Käse, Wurst, Marmelade, dazu gab es Brötchen. Ich hatte darüber hinaus noch den Wunsch nach Rührei und einem Lachsteller geäußert. All das wurde auf gesonderten Tellern in Schallgeschwindigkeit serviert, zusätzlich mit einem Glas Orangensaft. Der Service und die Logistik klappten von Anfang an hervorragend. Von unserem Fensterplatz sahen wir auch die Häuserreihen von Boppard, das Schiff lag günstig, so dass man bequem in wenigen Minuten in dem kleinen Städtchen sein würde. Bevor wir losmarschierten wurden wir aber noch beim Hoteldirektor vorstellig, dem wir unser Problem mit den überlauten Durchsagen schilderten. Das war ihm nicht unbekannt und läge u.a. auch daran, dass die Switzerland eben schon eine betagte Lady wäre, die Technik wäre entsprechend veraltet und die Lautstärke nicht individuell regulierbar, so die Ausführungen des Hoteldirektors. Auf unseren ausdrücklichen Wunsch wurde unsere Kabine dann von der Leitung abgehängt. Das war kein Problem, denn zum Teil waren die Durchsagen derart laut, dass man sie auch noch vom Kabinengang aus hören konnte. 

Das Städtchen Boppard mit seinen ca. 16.000 Einwohnrern wirkte an diesem Vormittag noch verschlafen. Es waren so gut wie keine Touristen da, aber übermäßig viel zu sehen gab es ohnehin nicht, so dass wir zügig zu unserem Schiff zurückkehrten. Einige Impressionen zu Boppard liefern die folgenden Bilder:

Um elf Uhr legte die Switzerland ab und wir schipperten gemächlich auf dem Rhein dahin. Eine abwechslungsreiche Landschaft, aber mehr noch die vielen Schlösser und Burgen zogen uns in ihren Bann. Der Wettergott meinte es gut mit uns und ließ die eindrucksvollen Bauten im schönsten Licht erstrahlen. Nicht von ungefähr hat die UNESCO das Mittelrheintal zum Weltkulturerbe ernannt: nirgendwo auf der Welt gibt es auf einer Strecke so viele historische Burgen und Schlösser wie hier entlang des Rheines. Dicht beieinander sind rechts und links des Rheinufers Burgen zu bewundern, die hier vor vielen Jahrhunderten von Raubrittern, Bischöfen, hohen Herren oder Adeligen als Zollstationen, Trutzburgen und Wohnsitz errichtet wurden. Viele der Burgen sind bis heute sehr gut erhalten und stehen Besuchern als Museen, Restaurants oder Hotels offen. Man kann hier buchstäblich "Katz und Maus" spielen, zumindest gibt es Burgen, die diesen Namen tragen. Die Inselburg Pfalzgrafenstein drängte sich fast noch mehr in den Vordergrund als die berühmte Loreley, die wir uns viel größer vorgestellt hatten.

Aber was wäre der Rhein ohne seine Weinberge. Die sind mindestens so präsent wie die Burgen links und rechts dieses beeindruckenden Flusses und ein Reisebericht ohne ein entsprechendes Bilddokument wäre zweifellos unvollständig, würde man die kunstvoll aufgereihten Rebstöcke in zum Teil abenteuerlichen Hanglagen nicht einfügen.

Um elf Uhr verließ die Switzerland das beschauliche Boppard und wir konnten die schon beschriebenen herrlichen Aussichten vom Sonnendeck aus genießen. Allerdings nicht zu lang, denn um 13.00 Uhr wurde das erste Mittagessen serviert. Ich habe mich für ein schmackhaftes Hirschgulasch entschieden und meine Wahl nicht bereut.

Bevor wir Rüdesheim, die nächste Anlegestelle erreichen würden, war noch etwas Zeit. Und so konnten wir unsere Blicke wieder auf die Uferlinien lenken, die so viel Abwechslung boten. Bevor der Rhein in eine linke Schleife abbog, passierten wir Burg Reichenstein und das Romantik-Schloss Burg Rheinstein. In beiden Burgen sind Hotelbetriebe und Restaurants integriert und auch Besichtigungen sind möglich.

Gegen 16.00 Uhr erreichten wir schließlich Rüdesheim, die weltberühmte Weinstadt im Rheingau-Taunus-Kreis mit etwa 10.000 Einwohnern. Obwohl die Stadt vergleichsweise klein ist, wird sie doch von jährlich drei Millionen Besuchern (heimge-) bzw. (be-)sucht. Daran nicht ganz unschuldig ist die Drosselgasse, mit gerade mal 144 Metern Länge oder besser gesagt Kürze sicher eine der kürzesten "Vergnügungsmeilen" der Welt, aber bekanntlich liegt die Würze ja in der Kürze. Jedenfalls stehen die 144 Meter für Geselligkeit und Lebensfreude, bei der Genießer und Gute-Laune-Profis zur Hochform auflaufen. 

Da wir keinen Ausflug gebucht hatten, gehörte die Drosselgasse natürlich zum Pflichtprogramm. Nur wenige Minuten von der Anlegestelle entfernt erreichten wir das Eldorado der Weinseligkeit und waren überrascht. Es verirrten sich nur eine handvoll Touristen in diese ansonsten von Menschen geradezu überflutete Gasse. Aber so ist das halt, wenn ein Virus den Touristenverkehr (fast) lahmlegt. Wir waren nicht traurig darüber, so kamen wir schneller voran. In einem Weinlokal am Ende der Drosselgasse ließen wir uns nieder und bestellten zwei Tassen Kaffee. Natürlich nicht irgendeinen, denn wenn man schon mal in Rüdesheim ist, sollte es bitteschön ein "Rüdesheimer Kaffee" sein, den 1957 ein gewisser Karl Adam für das Haus Asbach erfunden hat. Entsprechend hochprozentig fiel dieses Getränk dann auch aus, das uns aber im Übrigen sehr gut geschmeckt hat.

Leicht beschwingt von dem köstlichen Getränk, das wir bislang nur vom Hörensagen kannten, machten wir uns auf den kurzen Weg zur Seilbahnstation. Am Ende der Drosselgasse geht man einfach ein paar Schritte nach rechts und nach wenigen Metern kommt auch schon die Talstation der Seilbahn, die uns für 9 Euro bequem nach oben brachte. Nähere Infos zur Geschichte der Bahn, zu Preisen usw. finden sich hier! Die Fahrt nach oben, die wunderbare Aussichten liefert, dauerte etwa 15 Minuten. Oben angekommen hat man dann die Möglichkeit zum Niederwaldtempel und zum Niederwalddenkmal zu gelangen. Das Gelände ist flach und auch für weniger Sportliche sind die Sehenswürdigkeiten fußläufig schnell und bequem erreichbar. Wir steuerten die 38 Meter hohe Germania an, die zwischen 1877 und 1883 errichtet wurde und das die Wiedererrichtung des deutschen Kaiserreiches nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/1871 symbolisiert. Über die Errichtung derart fragwürdiger Denkmäler kann man natürlich trefflich streiten, aber immerhin hat die Germania einen grandiosen Blick auf den Rhein und nicht zuletzt deshalb sind auch wir hier hochgekommen.

Gegen 17.00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zur Seilbahnstation. Wartezeiten gibt es wegen des derzeit geringen Touristenaufkommens nicht, so dass wir zügig nach unten gelangten. Auch in Rüdesheim ist die Anlegestelle sehr zentral, so dass man, kaum hat man festen Boden betreten, schon mittendrin im Geschehen ist. Auf dem Rückweg zur Switzerland kamen wir dann noch an verschiedenen Sehenswürdigkeiten, die Rüdesheim zu bieten hat, vorbei, u.a. am Adlerturm oder der St. Jakobuskirche oder auch an einem ungewöhnlichen blauen Briefkasten, der es mir besonders angetan hatte.

So ging der erste Ausflugstag allmählich zu Ende. Zum Abendessen im Restaurant trafen wir wieder auf unsere Tischnachbarn und tauschten die Erlebnisse des Tages aus. Und da Ausflüge bekanntlich hungrig machen, bestellte ich mir eine vorzügliche Lammkeule, die heute serviert wurde.

Auf die "leichte Unterhaltungsmusik", die laut Tagesprogramm von Bordmusiker Orlin geboten wurde, verzichteten wir und auch den Spätimbiss erlebten wir an diesem Tag nicht mehr. Wir verkrümelten uns zeitig auf unsere Kabine und ließen dort noch einmal die Erlebnisse des Tages Revue passieren. Die Switzerland legte um 23.00 Uhr ab und nahm Kurs in Richtung Heidelberg. Wenn Sie uns dorthin begleiten möchten, klicken Sie auf den entsprechenden Link im folgenden Menü.

 

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