Freitag, 16. Mai 2025
Heute verabschiedeten wir uns aus Siena, dieser wirklich außergewöhnlichen Stadt mit dem wohl beeindruckendsten Platz Italiens, dem Campo. Nach nicht einmal 60 Minuten Autofahrt erreichten wir die letzte Station unserer Reise, das auch "Manhattan des Mittelalters" genannte San Gimignano. Hier hatten wir vor Monaten ein Zimmer im B&B la Cornice für drei Nächte gebucht. Wir wurden bereits von der Besitzerin Benedetta erwartet, die uns auch freudestrahlend sofort das zeigte, weshalb wir dieses außergewöhnliche Quartier gebucht haben: den fantastischen Blick auf die Geschlechtertürme von San Gimignano.
Die Türme galten unter den Reichen und meist auch verschwenderischen Familien als Symbole der Macht. Motto: je höher der Turm, desto (einfluss)-reicher der Erbauer. Zu Beginn des 14 jahrhunderts gab es sage und schreibe 72 Türme. Je nach Quelle, die man zu Rate zieht, sind 14 bis 16 Türme erhalten geblieben. Nachdem wir die Trolleys in unser Zimmer verfrachtet hatten, sahen wir uns erst einmal im La Cornice um. Schon der erste Eindruck machte uns klar, dass wir die richtige Wahl getroffen hatten. Das Haus war liebevoll gestaltet von Benedetta. Sie hatte es vor ein paar Jahren von ihrer Großmutter vererbt bekommen. Anschließend hat sie die Zimmer mit der neuesten Technik, schönen Bädern und mit geschmackvollem Mobiliar ausgestattet. Auch der Frühstücksraum war liebevoll und detailverliebt gestaltet.
Nachdem wir die obligatorischen Bilder der Unterkunft gemacht hatten, machten wir uns gleich auf den Weg in die Stadt. Menschen auf der ganzen Welt träumen davon, San Gimignano einmal aus der Nähe zu erleben und einen Teil davon haben wir auch getroffen. Die nur etwa 7.500 Einwohner zählende Stadt, die seit 1990 zum Welterbe der UNESCO gehört, quoll teilweise wirklich über vor lauter Menschen. Trotzdem findet man immer wieder Gassen und Winkel, die nicht so überlaufen sind. Eine Warteschlange ist allerdings unausweichlich und zwar jene vor der Gelateria Dondoli wo es nach unserer Überzeugung das beste Eis überhaupt gibt. Den Meister selbst haben wir an diesem Tag übrigens auch rein zufällig getroffen als er gerade in seinem Ausbildungszentrum zugange war, in dem interessierte Touristen einen seiner Workshops besuchen können. Wir wollten lediglich ein Selfie mit ihm machen, für das er sich auch bereitwillig zur Verfügung stellte Uhr.
Wenn die Hauptattraktionen überlaufen sind, muss man sich nach Alternativen umsehen. In San Gimignano ist das nicht besonders schwer, weil der Ort überschaubar ist. In der Regel konzentrieren sich die Besuchermassen auf den Domplatz und die Piazza della Cisterna. Wenn man die Via San Matteo allerdings weitergeht, wird es schnell ruhiger. Dann kommt man z.B. an der kleinen Chiesa San Bartolo vorbei. Über kurz oder lang drängt es aber doch jeden zurück zur Piazza del Duomo. Hier wird einem so richtig bewusst, auf welch geschichtsträchtigem Boden man steht. Den Torre Grossa, den höchsten Turm San Gimignanos hatte ich im Vorjahr in voller Pracht und von oben genießen können. Diesmal hatte ich die Möglichkeit, einen der beiden Salvucci Türme zu besichtigen. Der historische Turm wurde erst kürzlich in eine Ferienwohnung umgewandelt, die man in Zeiten, in denen sie nicht vermietet ist, besichtigen kann. Ich staunte nicht schlecht als ich elf komplett möblierte kleine Stockwerke vorfand. Der Höhepunkt ist aber zweifelslos die Aussichtsterrasse in 42 Metern Höhe, die man nach 143 Stufen erreicht. Das war im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt des Tages.
Jetzt, am späten Nachmittag, war es an der Zeit für ein leichtes Abendessen. In San Gimignano gehen die Uhren, was das betrifft, zum Glück für uns auch anders. Man kann praktisch immer etwas finden, wonach es einen gelüstet. Wir fanden abseits der Hauptstraße ein nettes Lokal und machten es uns dort gemütlich. Es gab sogar deutsches Bier und ein Pasta-Gericht.
So ging der erste Tag ruhig zu Ende. Die fetten Schinken in einem Laden in der Hauptstraße und das feilgebotene Wildschwein, übrigens eine Spezialität in der Toskana, konnten uns während des Heimweges dann nicht mehr locken. Obwohl die Stadt eigentlich gar nicht so groß ist, hatten wir mit mehr als 10. 000 Schritten unser Tagespensum mehr als erfüllt.
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