Dienstag, 29.04.2025
Auch heute morgen machte uns der Blick aus dem Fenster wieder Mut, denn der Himmel hatte unsere Lieblingsfarbe. Nach einem ausgiebigen Frühstück checkten wir aus und machten uns zunächst auf den Weg nach Pistoia. Da wir nicht zu früh in Lucca ankommen wollten, erschien uns ein etwa zweistündiger Stopp in dieser Stadt lohnenswert.
Leider entpuppte sich der Besuch in Pistoia jedoch als Flop. Die Sehenswürdigkeiten sind dünn gesät und waren entweder geschlossen oder nicht unbedingt sehenswert. Das war umso enttäuschender, da ich im Zuge meiner Planungen für diese Reise viel Positives im Netz gelesen hatte. So war Pistoia im Jahr 2017 sogar Kulturhauptstadt Italiens und sie wird auch als "Miniaturflorenz" bezeichnet. Allerdings konnte ich auch in Erfahrung bringen, dass die fast 90.000 Einwohner zählende Stadt wenig touristisch geprägt ist und man nicht fürchten muss, von Menschenmassen erdrückt zu werden. Dass sich nur wenig Touristen in diese Stadt verirren, merkten wir schon bei der Parkplatzsuche. Selbst nahe dem Zentrum hatten wir kein Problem einen Parkplatz zu finden. Schon beim Gang zum Domplatz, dem religiösen und politischen Zentrum Pistoias, waren außer uns nur wenig Menschen unterwegs. Die Kathedrale San Zeno wurde nach einem Brand wiederaufgebaut und im Jahr 1145 erneut geweiht. Die Außenfassade mit dem weißen Marmor und dem schwarzen Stein ist schön gestalte, der 67 Meter hohe Glockenturm vervollständigt das Ensemble. Leider waren sowohl Kirche als auch Campanile und das Baptisterium geschlossen.
Nachdem wir uns mit einem extra starken Campari spritz erfrischt hatten, setzen wir unsere Fahrt nach Lucca gegen 15 Uhr fort. Etwa 90 Minuten später trafen wir am Quartier ein, wo uns Gastgeber Luca noch einen Stadtplan aushändigte und uns mit Infos über wichtige Sehenswürdigkeiten und Restaurants versorgte. Um 18 Uhr startete ich noch alleine einen kurzen Spaziergang und konnte bei dir Gelegenheit schon die ersten Eindrücke dieser großartigen Stadt sammeln.
Abgesehen von der Schönheit, die ein romanisches Ensemble von Außen ausstrahlt, gab es am Piazza Duomo leider nicht viel zu sehen. Wir wollten Pistoia natürlich nicht ohne den Besuch einer Kirche verlassen und daher sind wir in nordwestlicher Richtung auf der Via del Duca weiterspaziert. Schon bald kamen wir bei der Chiesa di Sant'Ignazio vorbei, die von Außen sehr unscheinbar wirkt, aber durchaus mit einigen bemerkenswerten Kunstwerken punkten kann.
Keine zweihundert Meter weiter nördlich steht an der Via Sant Andrea die gleichnamige Kirche. Die Chiesa di Sant'Andrea wurde zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert errichtet und glänzt mit einigen Werken des Bildhauers Giovanni Pisano, z.B. einer wunderschönen Kanzel mit Reliefs aus weißem Marmor und Porphyrsäulen sowie zwei Kruzifixen aus farbigem Holz.
Gegen halbdrei hatten wir genug gesehen und es war Zeit für eine Erfrischung. Am Piazza del Duomo nahmen wir in einem Lokal Platz, Auswahl gab es auch diesbezüglich nicht, und wir bestellten uns einen Campari Spritz, der, wie üblich in Italien, mit ein paar Knabbereien serviert wurde. Den Campari konnten wir immerhin genießen, die Chips und die Erdnüsse gereiieten allerdings schnell ins Visier angriffslustiger Tauben. Derart dreiste Exemplare dieser Gattung haben wir nicht einmal in Venedig erlebt. Resigniert traten wir schließlich die Flucht an und machten uns auf die Weiterfahrt nach Lucca, wo wir uns wieder in der Villa San Donato einquartierten, die wir schon aus dem Vorjahr kannten. Eine sehr gute Zusammenfassung dessen, was in Lucca sehenswert ist, findet man auch hier!
Jetzt waren wir endgültig in der Toskana angekommen, denn diese Stadt verkörpert die Sehnsucht, die man mit dieser Region verbindet, mit am eindringlichsten. Die Stadtmauer aus dem 16./17. Jahrhundert, die sich über vier Kilometer hinzieht, "beschützt" monumentale Schätze wie die Kathedrale San Martino, die Piazza Anfiteatro, ein ehemaliges römisches Amphitheater oder den einzigartigen Torre de Guinigi. Nachdem wir unser Zimmer, dasselbe wie im Vorjahr, bezogen hatten, wollte ich unbedingt noch einen kleinen Spaziergang in die historische Stadt unternehmen. Und sofort machte sich die günstige Lage unserer Villa San Donato bemerkbar. Keine zehn Minuten Fußweg sind nötig, um durch die wuchtige Porta Sant'Anna zu spazieren und schon ist man mittendrin in der Stadt der 100 Kirchen. Lucca ist übrigens der einzige Stadtstaat der Region, der sich bis 1847 seine Unabhängigkeit bewahrt hat.
Ich ging zunächst ein wenig auf der Stadtmauer entlang, die immer wieder über Treppen verlassen werden kann, so dass man problemlos in das Straßen- und Gassengewirr von Lucca eintauchen kann. Nach wenigen Minuten erreichte ich die Piazza del Salvatore, an der sich die gleichnamige Kirche befindet.
Ich wollte unbedingt noch zur Piazza Anfiteatro, weil die Atmosphäre dieses Platzes einfach großartig ist. Dazu musste ich aber auf die Hilfe von Google Street View zurückgreifen, da hier, im Bereich der Via Fillungo, der bekanntesten Einkaufsstraße Luccas wirklich viel los war. An der Piazza San Frediano mit der gleichnamigen Kirche, kam ich ebenfalls vorbei. Die auf die Schnelle gesammelten Eindrücke entschädigten mich postwendend für den eher enttäuschenden Besuch in Pistoia.
Dann wurde es Zeit für den Rückweg. Ich kam noch bei der beeindruckenden Chiesa San Michele in Foro vorbei und machte noch einen kurzen Fotostop an der Piazza Napoleone, einem riesigen Platz, der einem viel Luft zum Atmen gibt. Dazwischen besorgte ich uns für das Abendessen Brot und Wurst in einer am Weg liegenden Metzgerei.
Nach 12.010 Schritten (etwa 8 Kilometern) kam ich einigermaßen ausgepowert in der Villa San Donato an. Nach dieser Anstrengung schmeckte die Brotzeit besonders gut. Ich erzählte Sonja von meinen Eindrücken, die zwischenzeitlich Reiseführer gewälzt und gelesen hatte und wir freuten uns auf den morgigen Tag, an dem wir Lucca ausgiebig erkunden wollten.
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