Montag, 09.08.2021 (Mannheim)

Weil wir Mannheim erst um 12.30 Uhr verlassen würden, wollte ich mir die Quadratestadt aus der Nähe anschauen. Die historische Innenstadt ist nämlich in insgesamt 144 Quadrate aufgeteilt. Auf dem Stadtplan, den uns die Phoenix-Kreuzfahrtleiter zur Verfügung gestellt haben, kann man das sehr gut erkennen. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man sehr schnell, dass die Quadrate unterschiedlich groß sind und sich auch lange Vierecke hineingeschummelt haben. Das gitterförmige Straßennetz wurde vom Ingenieur Barthel Janson entworfen, die Struktur geht auf Kurfürst Friedrich IV im Jahr 1606 zurück. Für mich war diese Struktur durchaus von Vorteil, denn immerhin leben in Mannheim etwa 310.000 Menschen, damit ist sie nach Stuttgart und Karlsruhe die drittgrößte Stadt Baden-Württembergs. Ich wollte unbedingt zum Wasserturm, "dem" Wahrzeichen Mannheims und mit dem Stadtplan in der Hand fand ich mich schnell zurecht und konnte mir die Zeit auch gut einteilen. Mir blieben zwei Stunden, in denen ich mich auf dem "Schachbrett" bewegte und ein paar der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Mannheims ablichten konnte.

Da ich in möglichst kurzer Zeit viel sehen wollte und entsprechend flott marschieren musste, machte ich das alleine. Um 09.00 Uhr verließ ich die Switzerland, die nunmehr, zurück auf dem Rhein, gegenüber der Rhein-Galerie festgemacht hatte. Diese liegt ihrerseits in Ludwigshafen und damit in Rheinland-Pfalz, während Mannheim in Baden-Württemberg angesiedelt ist. Das wenig ansehnliche Hafengelände ließ ich schneller hinter mir und erreichte nach wenigen Minuten den Friedrichspark an der Bismarckstraße. Einen ersten Fotostopp legte ich an der Alten Sternwarte ein, einem der ältesten Gebäude der Stadt, dem einst auch Mozart einen Besuch abstattete. Nur wenige Meter weiter erwartete mich die Jesuitenkirche, ein barockes Prachtexemplar, erbaut nach dem Vorbild  der Mutterkirche "Il Gesú" in Rom. Mozart spielte hier oft auf der Orgel, eine Messingplatte an der Außenwand erinnert an ihn.

Gleich auf der anderen Straßenseite und immer noch in Sichtweite zur Jesuitenkirche befindet sich das riesige Areal der Universität und daran anschließend das Barockschloss. Letzteres ist das größte Barockschloss Deutschlands und das zweitgrößte Europas.

Auf Höhe des Schlosses bog ich nach links in die Kurpfalzstraße ab, im Übrigen gestalten sich die Anschriften in Mannheim vermutlich deutlich anders als in den meisten sonstigen deutschen Städten.

Auf meinem weiteren Weg kam ich zunächst an der modern und stylisch gestalteten Bibliothek vorbei, ehe der Paradeplatz nachdrücklich an die glorreiche Historie Mannheims erinnerte.

Dank der genialen quadratischen Straßenstruktur konnte ich ab hier bereits den Friedrichsplatz erahnen. Weitere 15 Minuten später war ich am Wasserturm angekommen. Er weist eine stattliche Höhe von 60 Metern auf und er ist damit "das" Wahrzeichen der Stadt. In den Jahr 1886 bis 1889 wurden Turm und Parkanlage gebaut. Im 19. Jahrhundert legte man offensichtlich noch etwas mehr Wert auf die Natur und so sieht man hier die größte zusammenhängende Jugendstilanlage Deutschlands. Weil heute auch noch die Sonne ohne störende Wolken scheinen durfte, waren Turm und Wasserspiele bestens ausgeleuchtet. Hier hätte ich es durchaus noch länger ausgehalten und ich beneidete die Mannheimer um dieses schöne Fleckchen Erde.

Das sind die Bilder, an denen man sich nicht sattsehen kann, zumindest geht es mir so. Und auch Augenblicke kann man bekanntlich nicht festhalten. Ich machte mich daher, auch wenn es mir einigermaßen schwerfiel, auf den Rückweg zum Hafen, nebenbei bemerkt dem zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands. Und es ist wirklich kaum zu glauben, je näher ich dem Hafen und der Switzerland kam, um so schlechter wurde das Wetter. Der Himmel verdunkelte sich, aber zum Glück regnete es nicht. Pünktlich um 12.15 Uhr legte die Switzerland ab und nahm Kurs Richtung Worms.

Montag, 09.08.2021 (Worms)

Nachdem ich am Vormittag etwa acht Kilometer zu Fuß unterwegs war, freute ich mich auf das wie immer schmackhafte Mittagessen, das um 12.30 Uhr serviert wurde. Diesmal gab es gebackenes Flunderfilet, das meine leeren Energiespeicher wieder auflud. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb ohnehin nicht, denn schon bald sahen wir eines der Wahrzeichen der auch als "Nibelungenstadt" bekannten Stadt Worms und zwar den Nibelungenturm, den wir später auch noch aus der Nähe anschauen würden. Die kreisfreie Stadt mit ihren ca. 83.000 Einwohnern liegt in Rheinland-Pfalz am westlichen Rheinufer und damit am Rande der Metropolregion Rhein-Neckar. Hier hatten wir wieder einen Ausflug gebucht ("Nibelungen-Express und Wormser Dom"), der um 14.30 Uhr beginnen würde. Als wir bei bedecktem Wetter von Bord gingen, brauchten wir nur ein paar Schritte gehen und dann nahmen wir Platz im "Nibelungen-Express", mit dem wir eine kurze Stadtrundfahrt unternehmen würden.

Worms ist eine der ältesten Städte Deutschlands und kann daher nicht nur auf eine eindrucksvolle Historie, sondern auch auf viele (Bei)-Namen verweisen. Man kennt sie als Römerstadt, Nibelungenstadt, Freie Reichsstadt und insbesondere auch als Lutherstadt. Es liegt in der Natur der Sache, dass im Rahmen eines nicht einmal zwei Stunden dauernden Ausfluges die Facetten der Geschichte gerade mal im Ansatz behandelt werden können. Wir waren daher froh, dass wir zunächst Kraft sparen und im Touristenbähnle fahren konnten. Viel zu sehen gab es nicht, ein paar Reste der alten Stadtmauer hier oder den Eingang zum jüdischen Friedhof da. Man muss auch wissen, dass Worms kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges durch Bombenangriffe buchstäblich in Schutt und Asche gelegt wurde, zwei Drittel der Innenstadt wurden zerstört, viele Baudenkmäler gingen verloren, auch unfassbare 25.000 Wohnungen wurden zerstört. Umso beeindruckender, dass in vergleichsweise kurzer Zeit ein imponierender Wiederaufbau stattgefunden hat.

Unsere interessante Fahrt mit dem Nibelungen-Express endete am höchsten Punkt der Wormser Innenstadt. Hier thront der Wormser Dom St. Peter, der in der Zeit von 1130 bis 1181 erbaut wurde und der zusammen mit den Domen in Spey und Mainz zu den großartigsten Schöpfungen der romanischen Kirchenbaukunst zählt. Hier durften wir eine ausführliche Führung mitmachen. Unser hochmotivierter Guide sprach geradezu begeistert vom Bau der Kirche. 

Der imposante Dom blieb von den verheerenden Bombenteppichen glücklicherweise verschont und ist so für die Stadt Worms seit mehr als 1.000 Jahren das überragende Wahrzeichen geblieben.

Zum nächsten Wahrzeichen machten wir im Anschluss einen kleinen Spaziergang, der uns auch zum Lederarbeiterdenkmal im ehemaligen Stadtgraben führte und das an die Blütezeit der Lederindustrie in der Stadt zwischen dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert erinnert.

Dann schlenderten wir weiter zum Lutherplatz, der nur etwa fünf Minuten vom Dom entfernt liegt. Hier bewunderten wir das am 25. Juni 1868 enthüllte Lutherdenkmal, das von Ernst Rietschel entworfen worden ist. Das Denkmal befindet sich auf einem durch Stufen erhöhten quadratischen Granit-Unterbau und weist eine Seitenlänge von 12,55 Metern auf. Das Hauptmotiv ist eine dreieinhalb Meter hohe Statue von Martin Luther, der von elf weiteren Statuen umgeben ist. Luther verteidigte seine 95 Thesen im Jahr 1521 vor Kaiser Karl V. in Worms. Das größte Lutherdenkmal der Welt zeigt auf einem Relief diesen Thesenanschlag, ein weiteres Relief zeigt Luther vor dem Wormser Reichstag am 17./18. April 1521. Dieses beeindruckende Denkmal gibt dem interessierten Betrachter damit ganz nebenbei eine Geschichtsstunde der besonderen Art. Leider verkommt das Denkmal in letzter Zeit wohl zunehmend zu einer Art Bolzplatz, zumindest waren während unseres Besuches viele Kinder am und vor dem Denkmal unterwegs und haben dort Fußball gespielt, ohne dass die wartenden Mütter das moniert hätten.

Mit dem Besuch des Lutherdenkmals, das mich als Katholiken sehr nachdenklich gemacht hat, endete unser Ausflug. Mit dem Nibelungen-Express ging es zurück zur Switzerland, wo um 16.30 Uhr eigentlich die Kaffeezeit begonnen hätte. Die schenkten wir uns aber, weil wir uns den Nibelungenturm noch aus der Nähe ansehen wollten. Dieser 53 Meter hohe Turm wurde 1900 errichtet und ist als Fahrbahnüberbau ein wahrlich mehr als repräsentativer Stadteingang.

Kurz bevor wir zum Schiff zurückkehrten machten wir noch einen Fotostopp am Denkmal von Hagen von Tronje, der als Standbild an der Rheinpromenade steht, von wo er den Nibelungenturm fest im Blick hat.

Unser Wissensdurst war mit dem Ablichten des Nibelungendenkmals aber nun endgültig gestillt, nicht jedoch unser Hunger. Den zu befriedigen dauerte aber noch, denn das Abschiedsgala-Abendessen begann erst gegen 19.15 Uhr. Eine halbe Stunde vorher lud die Kreuzfahrtleitung in den Salon zum Abschieds-Cocktail des Kapitäns. Hier glänze insbesondere Kapitän Cedric Torkler, der uns im Übrigen gekonnt und souverän durch Rhein und Neckar beförderte, mit einer launigen Rede. Beim anschließenden Abendessen stellte Küchenchef Adam Szalkai erneut sein Können unter Beweis, er zog alle Register und tischte Spezialitäten auf, die eher in einem Sternelokal vermuten würde. Dazu passend wurde am Ende, fast wie auf dem Traumschiff, auch eine Eistorte serviert. Natürlich coronaconform mit Maske!

Damit ging ein anstrengender, aber ereignisreicher und höchst unterhaltsamer Tag zu Ende. Kurz bevor die Switzerland ablegte machten wir noch ein letztes Foto vom jetzt beleuchteten Nibelungenturm.

Morgen stand mit Koblenz und Bonn die letzte Doppelankuft auf dem Programm, bevor es übermorgen schon wieder hieß Abschied zu nehmen. Wenn Sie uns nach Koblenz, zum Deutschen Eck und zur Burg Ehrenbreitstein begleiten wollen, klicken Sie auf den entsprechenden Link.

 

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