Montag, 09. Juli 2018 (Erholung auf See)

Die Ankündigung von Kapitän Hansen, wonach die See im Laufe der Nacht rauer werden würde, bewahrheitete sich. Die Gischt tanzte auf den Wellen, wir hatten etwa Windstärke 4, aber für die Artania war das natürlich kein Problem. Sie schnitt geschmeidig durch die aufgewühlte See.

Ausschlafen ohne den Druck eines Ausflugs am zweiten Tag der Reise hat schon seine Vorteile. Wir ließen es gemütlich angehen und gingen erst gegen 09.00 Uhr ins Artania zum Frühstücken. Die Idee hatten aber wohl die meisten der gut 1.100 Passagiere, die laut Auskunft von Reiseleiter Moritz während der Reise an Bord waren. Es war schwierig, aber wir hatten schließlich Glück und ergatterten einen Zwei-Personen-Tisch in unmittelbarer Nähe zum Büffet. Wieder fiel uns der sehr aufmerksame Service sofort auf. Das Angebot war sehr gut: neben Eierspeisen, die es nur auf Bestellung gibt, werden warme Würstchen, Speck und Pancakes am Büffet angeboten. Sehr gut gefallen hat uns die Brötchenauswahl, die wir subjektiv besser empfanden als auf der Amadea. Es gab auch für Fischliebhaber viel, u.a. Lachs und geräucherten Fisch, diverse Marmeladen, Säfte, Obst, allerdings keinen Prosecco o.ä. Der Kaffee wurde serviert.

Wir frühstückten ausgiebig, denn auf einen langatmigen Vortrag eines Lektors, der um 10.00 Uhr begann, stand uns nicht der Sinn. So blieben wir vorerst auf der Kabine und ich hatte Gelegenheit, auf dem Laptop den Reisebericht zu tippen.

Zum Mittagessen gingen wir erneut ins Artania auf Deck 3. Das Ehepaar aus Freiburg trafen wir diesmal nicht, aber wir blieben an unserem Vierer-Tisch am Fenster nicht lang allein. Ein Ehepaar aus Wolfsburg gesellte sich zu uns und wir unterhielten uns wieder prächtig. Es ist immer schön, sich mit Menschen auszutauschen, die schon viele Reisen und entsprechende Erfahrungen gemacht haben. Da schmeckte auch der servierte Sauerbraten wieder hervorragend. Den maritimen Frühschoppen, der um 11.00 Uhr bei der Kopernikus-Bar angesetzt war, schwänzten wir, weil wir den starken Wind und die ungastlichen Temperaturen scheuten, überdies sind wir auch nicht unbedingt Fans von den als Köstlichkeit angepriesenen glibberigen Austern.

Ich hatte mir vorgenommen, heute Nachmittag etwas für meine Gesundheit zu tun und der unvermeidlichen Kalorienzufuhr zu trotzen. Weil ich meine Sporthose zuhause vergessen hatte, erstand ich in der gut sortierten Boutique auf Deck 3 eine neue. Dann machte ich mich auf in den Fitnessraum auf Deck 9. Ich fand ihn auch gleich, allein der Zugang blieb mir verwehrt, weil eine größere Gruppe Damen eine Stretching-Runde eingelegt hatte und der ganze Vorraum mit Sportbegeisterten auf Isomatten übersät war. Eine zufällig anwesende Dame, die zum Spa-Bereich gehörte, führte mich durch einen anderen nichtöffentlichen Weg zum Raum mit den Fitness-Geräten. Eine im Übrigen nicht sehr gelungene Lösung. Ich trainierte eine halbe Stunde auf dem Crosstrainer, der seine besten Zeiten längst hinter sich hatte und auf dem Laufband, das auch nicht mehr taufrisch war. Auch die Lage schien mir nicht glücklich gewählt, das kannte ich von der Albatros und der Amadea ganz anders. Ungeachtet dessen trainierte ich unverdrossen und war rechtschaffen erschöpft, so dass ich mir das ausgiebige Gala-Menü verdient hatte. Davor war noch Körperpflege und Aufhübschen angesagt. Wir zogen unsere Tracht an und waren gespannt, wie wir damit ankommen würden. Schnell stellte sich heraus, dass wir die einzigen Personen waren, die diese Kleidungsoption gewählt hatten, entsprechend groß war die Aufmerksamkeit.

Um kurz vor 17.00 Uhr standen wir in der Reihe von Kreuzfahrtfans, die eine persönliche Begrüßung durch den Kapitän und den Kreuzfahrtdirektor wünschten. Morten Hansen war auch hoch erfreut als er uns erblickte und nahm sich etwas mehr Zeit als für die anderen Paare, von denen noch jede Menge warteten. Auch Thomas Gleiß war begeistert und wies uns gleich darauf hin, dass während der Kreuzfahrt ja noch ein bayerischer Frühschoppen anstehen würde.

Nach den Fotos ging es in die Atlantik Lounge, wo wir doch tatsächlich ein Plätzchen in der ersten Reihe fanden. Während wir diese in Schulzeiten mieden, war es heute umgekehrt. Dann spielte die Showband der Albatros die Erkennungsmelodie und unter rhythmischem Klatschen der Passagiere hielten die „Matadore" Einzug. Es folgte eine launige Rede von Thomas Gleiß, die weitgehend frei gehalten wurde und die nicht mit spaßigen Seitenhieben auf den Kapitän sparte.

Viele Lacher im Publikum waren Beleg für die blendende Stimmung und auch Morten Hansen ließ sich nicht lumpen und stellte in seiner typischen Manier seine Truppe vor und erzählte ein wenig über die bevorstehende Route. Dieser Begrüßungs-Cocktail war sicher ein Highlight der besonderen Art, Vergleichbares haben wir bei unseren drei anderen Kreuzfahrten mit den Phoenix-Schiffen nicht erlebt.

Klar, dass dann das Gala-Menü noch besser schmeckte, das wir diesmal im Vier Jahreszeiten auf Deck 2 einnahmen. Zu uns gesellte sich ein etwa gleichaltriges Paar, mit dem wir uns sehr gut verstanden. Jeder hatte viel zu erzählen und so verging die Zeit im Sauseschritt. Höhepunkt des Menüs war das auf den Punkt zubereitete Roastbeef. Aber auch die Vorspeisen und das Dessert konnten sich sehen lassen.

Den Tag ließen wir bei der Willkommensgala-Show in der Atlantik Lounge ausklingen, die um 21.15 Uhr beginnen sollte. 

Acht SängerInnen und TänzerInnen stellten sich vor und bereits das, was den Gästen hier geboten wurde, war vielversprechend.

Wie bei Phoenix üblich erhält das Showensemble Verstärkung durch hochkarätige Gastkünstler. Während dieser Reise sollten wir von den Travestiekünstlern/Sängern Chris Kolonko und Joy Peters bestens unterhalten werden. "Herta und Berta" gaben den Zuhörern schon in den wenigen Minuten während der Welcome-Show einen defigen Einblick in das Seelenleben zweier älterer Damen, die in diversen Schönheitskliniken nicht nur äußerlich Schaden genommen haben.

Im weiteren Verlauf der Show stellten die Künstler auch Sequenzen aus ihren jeweiligen Soloprogrammen vor. Dabei hat uns Joy Peters sofort mit einer außergewöhnlichen Stimme in Staunen versetzt. Mit einem Elvis-Song, den er meisterhaft interpretierte, machte er Appetit auf die eigene Show, die im Laufe der Reise noch folgen sollte.

Es war ein unterhaltsames und munteres Programm, das geboten wurde, lediglich die Moderatorin wirkte etwas störend.

Und weil wir schon wieder Hunger verspürten, gönnten wir uns noch eine Frikadelle mit Schmorzwiebeln, die als Late-Night-Snack in Harry’s Bar ab 22.30 Uhr serviert wurden. Obwohl die Uhr in dieser Nacht eine Stunde zurück gestellt wurde, zogen wir uns dann auf die Kabine zurück, weil wir rechtschaffen müde waren. Der Tag auf See war mehr als gelungen, auch wenn es außer einigen Bohrinseln nichts zu sehen gab. Bevor wir den ersten Hafen bei den Westmänner Inseln erreichen würden, lag aber noch ein weiterer Seetag vor uns.

 

Dienstag, 10. Juli 2018 (Erholung auf See)

Ich schlief recht gut, bis ich gegen 07.00 Uhr jäh aus dem Schlaf gerissen wurde. So recht wusste ich noch nicht, wie mir geschah, bis es mir klar wurde. Obwohl die See nur schwach bewegt war, war eine sehr starke Dünung zu spüren. Da unsere Kabine im vorderen Bugbereich war, bekamen wir die Auswirkungen sehr deutlich mit. Zum Teil wähnte man sich für Sekundenbruchteile schwerelos, wenn das Schiff den Höhepunkt der Welle erreicht hatte und es dann nach unten ging. Beim Gang auf die Toilette wurde ich regelrecht nach unten gedrückt und ich hatte wirklich Mühe, mich auf den Beinen zu halten. In diesen Momenten wurde uns klar, weshalb es wohl doch ein Fehler war, eine Glückskabine zu buchen, denn gerade im Atlantik sind die Gewalten der See doch ganz andere als z.B. im Mittelmeer. Aber da mussten wir jetzt durch.

Beim Weg zum Frühstück, das wir im Artania einnahmen, beobachteten wir die Wirkung der Dünung. Ziemlich genau dort wo die ersten Aufzüge sind, etwa nach einem Drittel der gesamten Schiffslänge also, war das Auf und Ab deutlich geringer. Aber jetzt konzentrierten wir uns zunächst auf das Frühstück, zu dem ich mir heute Rühreier bestellte, das übrige Angebot kannten wir schon von gestern und der erste gute Eindruck bestätigte sich auch heute wieder. Das Brot- und Brötchenangebot gefiel uns besser als auf der Amadea, im Übrigen bemerkten wir keine größeren Unterschiede. Es gab keinen Prosecco, aber den tranken wir auch auf dem Traumschiff nicht, insofern war das für uns keine Verschlechterung.

Den Vormittag verbrachten wir dann in der Pazifik Lounge auf Deck 9, wo unter Anleitung des Künstlers Adrian Wachowiak die ersten Töne des Gäste-Chors, der heute gegründet wurde, einstudiert wurden.

Und ich muss zugeben, das hörte sich ganz passabel an. Mehr als passabel war auch wieder das Mittagessen. Die Qualitätsunterschiede in Sachen Kulinarik im Vergleich zur Amadea waren u.E. nur gering. Während dort drei unterschiedliche Brotaufstriche zu den Menüs gereicht wurden, gibt es auf der Artania nur eine karge Scheibe Brot und Butter. Auch das Salatbüffet haben wir schmerzlich vermisst. Im Übrigen schmeckten die Gnocchi samt dazugehöriger Vorspeisen.

Nach einem kleinen Mittagsschläfchen gingen wir wieder auf Deck 3, wo sich das gesamte Schiffsleben abspielt. Da draußen Nebel war, auch ein gehöriger Wind um die Ecken pfiff, waren die Passagiere gezwungen, die Innenbereiche zu nutzen. Und auch wenn die Artania viele Möglichkeiten bietet, muss man feststellen, dass das Platzangebot nicht endlos ist. Immerhin trafen wir unser Freiburger Ehepaar wieder, mit denen wir zusammen ins Artania zur Kaffesstunde gingen und die Erlebnisse des gestrigen Tages austauschten.

Wir weihten sie auch in das Geheimnis des Bingos ein, an dem sie noch nie teilgenommen hatten. Aber Elise und Mats machten das so unterhaltsam, dass es eine ausgesprochen kurzweilige Angelegenheit war. Und auch wenn sie nichts gewonnen haben, ist eine Wiederholung nicht auszuschließen. Während des Bingos trank ich ein Bier der Marke Budweiser, das anlässlich der Fußball-WM in einer limitierten Auflage in besonderen roten Flaschen serviert wurde.

Für den einen oder anderen Passagier war das schon der Auftakt für die Halbfinal-Paarung Frankreich-Belgien, die heute auf dem Programm stand. Ein paar Franzosen, die ebenfalls an Bord waren, zogen mit Transparent und „Allez bleu“-Rufen durch die Casablanca Bar. Ein witziger Farbtupfer, den wir schmunzelnd beobachteten, Deutschland war ja längst ausgeschieden.

Zum Abendessen trennten sich unsere Wege, weil wir an der Halbfinal-Paarung kein Interesse hatten und daher erst etwas später ins Vier Jahreszeiten gingen. Dort setzten wir uns zu einem Ehepaar aus Essen, das seine allererste Kreuzfahrt unternahm. Für uns eine neue Erfahrung auf jemanden zu treffen, der noch keine Schiffsreise unternommen hatte. Entsprechend kurzweilig gestaltete sich das erneut vorzügliche Abendessen mit einer Rehkeule als Hauptgang, wie sie nicht besser hätte sein können.

Den Abend beschlossen wir in Harry’s Bar auf Deck 3. Die Franzosen von heute Nachmittag kamen auch wieder vorbei und sie waren bester Stimmung, Frankreich hatte gegen Belgien 1:0 gewonnen und zog nach 20 Jahren wieder in das Finale einer Fußball-WM ein. Das freute uns so sehr, dass wir mit großem Appetit noch ein paar Pizza-Schnecken genossen, die es heute als Late Night Snack gab.

Heute Nacht wurde die Uhr eine weitere Stunde zurück gestellt und wir konnten wieder ausschlafen. Die Dünung ließ im Laufe der Nacht glücklicherweise etwas nach, so dass wir tatsächlich einigermaßen gut schlafen konnten. Die Artania hatte in den letzten Tagen schon mehr als 1.000 Seemeilen zwischen sich und Bremerhaven gebracht.

 

Mittwoch, 11. Juli 2018 (Erholung auf See) 

Der erste Blick aus dem Fenster bestätigte den Wetterbericht, es war weiterhin bedeckt, die See war schwach bewegt, die Außentemperatur lag bei 11 Grad. Keine guten Vorzeichen für den Anlauf auf Heimaey, der heute für 13.00 Uhr eigentlich vorgesehen war.

Das Tagesprogramm hielt für heute schon wieder ein kleines kulinarisches Highlight bereit, um 12.00 Uhr würde das Küchenteam um Tamara Richter ein isländisches Salzwiesen-Lamm auf Deck 8 tranchieren und servieren. So weit war es aber noch nicht, zunächst freuten wir uns auf das Frühstück, das wir heute wieder im Artania einnahmen. Wir waren etwas später dran als gestern und so bekamen wir problemlos einen Fensterplatz, wo uns der bestens gelaunte 1. Kellner Reynald schon mit einer Kanne Kaffee erwartete und meiner Frau vom isländischen Blaubeerpfannkuchen derart vorschwärmte, dass sie gleich einen bestellte. Mir reichten Rührei und Lachs, aber den Pfannkuchen kostete ich natürlich auch, der schmeckte wirklich prima. Die Kalorienhatz ging also weiter!

Eine Durchsage des Kapitäns, wonach vor der Artania auf der Steuerbordseite Wale gesichtet worden wären, ließ uns aufhorchen. Wir zogen uns wetterfeste Kleidung an und gingen raus auf das Panoramadeck, das vor unserer Kabine lag. Es war fast windstill, aber kühl, dann begann es auch noch zu regnen. Die Sicht war nicht sehr berauschend und Wale ließen sich auch nicht blicken. Auch unsere Fotos vom Kapitäns-Empfang waren noch nicht da, also schrieb ich weiter an meinem Reisebericht, so nutzte ich die Seetage immerhin einigermaßen kreativ.

Für 12.00 Uhr versprach das Tagesprogramm ein weiteres kulinarisches Highlight, auf Deck 8 sollte die Chefköchin Tamara Richter ein Isländisches Salzwiesen-Lamm für die Gäste tranchieren. Eine Rückfrage ergab, dass es deren neun Lämmer waren, die da in ihre Einzelteile zerlegt wurden und auf den Tellern der geduldig wartenden Passagiere landeten.

Ich begnügte mich mit einer kleinen Scheibe, nur um zu kosten. Meinen Geschmacksnerven gefiel das, was ihnen da an Neuem geboten wurde. Aber das Wetter war wirklich alles andere als einladend. Es regnete wieder einmal und kalt war es auch. Also gingen wir in das behagliche Artania, um dort ein Menü zu uns zu nehmen. Die Ochsenbrust war zart und das Fleisch zerfiel förmlich von selbst.

Die ersten Ausläufter von den Westmänner Inseln bekamen wir schließlich vor die Linse. Es sah leider alles nicht sehr einladend aus.

Dann kam die Durchsage von Kapitän Hansen, dass ein Tendern nicht möglich wäre, weil die Dünung mit 1,50 Meter Höhe einen gefahrlosen Hin- und Rücktransport der Passagiere einfach nicht zulässt. Und weil die Sicherheit absolut Vorrang hat, müssen die Ausflüge auf den Westmänner Inseln leider ausfallen. Wir wussten nicht so recht, ob wir traurig sein sollten oder erleichtert, denn beim Blick aus den Fenstern sahen wir ohnehin nur sehr wenig bis nichts. Die Wolken hingen sehr tief und der Regen tat ein Übriges und machte uns den Abschied leicht. Immerhin war die Vorhersage für Reykjavik etwas günstiger, es soll zumindest nicht regnen.

Das Phoenix-Team bastelte auf die Schnelle also ein alternatives Nachmittagsprogramm und so hatten wir auch wieder die Möglichkeit beim Bingo Lehrgeld zu bezahlen, denn es gewannen wieder einmal andere.

Zum Abendessen trafen wir uns wieder mit den Freiburgern und gingen ins Vier Jahreszeiten, das mehr Fensterplätze bietet und es ist auch leiser, so dass man sich in einer angenehmen Atmosphäre unterhalten kann. Ich wählte eine komplette Menüfolge und erfreute mich u.a. an einem Tartar vom Kalbstafelspitz, einer feinen Gulaschsuppe und Linguine al Olio. Abgerundet wurde das vorzügliche Essen mit einem Eisbecher Waldorf Astoria.

Das Tagesprogramm für den Donnerstag hatten wir zwischenzeitlich auch erhalten. Da unser Ausflug zum Gullfoss-Wasserfall und den Geysiren um 8.45 Uhr beginnen sollte, rief ich an der Rezeption an, die uns um 7.00 Uhr wecken sollte.

Wir waren nun den vierten Tag auf See und allmählich wurde es doch Zeit, dass die Kreuzfahrt „richtig“ beginnt.

 

Start Reisebericht Reykjavik Bremerhaven

 

 

 


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