In Teil 12 des Reiseberichts erkunden wir ausgiebig die Insel Öland mit ihren vielen Windmühlen und weißen Stränden. Darüber hinaus sind wir beim Geburtstagsempfang von Kronprinzessin Viktoria auf Schloss Solliden zu Gast. Lassen Sie sich überraschen!

Donnerstag, 13.07.2017

Tagesziel: First Camp Ekerum in Borgholm, gefahrene Kilometer: 299, Übernachtung: First Camp Ekerum (880 SEK = 92 Euro inkl. Strom für zwei Nächte)

 

 

 

Obwohl es uns auf dem Campingplatz in Gröndals gut gefallen hat, müssen wir heute das Feld räumen, denn es war leider nur für eine Nacht etwas frei. Schade, aber nachdem es auf Öland insgesamt 22 Campingplätze gibt, sollten wir an anderer Stelle hoffentlich etwas finden. Von Köpingsvik orientieren wir uns daher wieder in Richtung Süden. Auf der folgenden Karte sind die Stationen der nächsten Tage eingearbeitet:

Öland ist 137 Kilometer lang und an der breitesten Stelle liegen 16 Kilometer zwischen Ost und West. Die Insel ist also nicht sehr groß, trotzdem tummeln sich hier Unmengen Touristen, vor allem die Schweden selbst haben das Eiland zu ihrem Liebling auserkoren. Wir kamen vor allem wegen der weißen Strände und wegen der Windmühlen, von denen es heute noch etwa 400 Stück gibt. Weitere Infos zu Öland gibt es hier!

Wir fahren zunächst Richtung Süden auf der 136 zum nur wenige Kilometer entfernten Schloss Solliden, der Sommerresidenz der königlichen Familie. Leider hatten wir übersehen, dass erst ab 11.00 Uhr Einlass ist, aber immerhin erfahren wir, dass am 15.07.2017 die Besucher bereits um 08.00 Uhr eingelassen werden. Der Grund: Kronprinzessin Viktoria feiert am 14.07.2017 ihren 40. Geburtstag und wird sich aus diesem Anlass am Tag darauf der Bevölkerung präsentieren, um Glückwünsche und Geschenke entgegenzunehmen. Also steigen wir wieder in das Womo und fahren Richtung Norden, die Auswahl ist ja auch nicht so groß und vielleicht sehen wir das eine oder andere Exemplar der noch vorhandenen 400 Windmühlen. Und natürlich brauchen wir nicht lange warten, bis wir diese Wahrzeichen von Öland zu Gesicht bekommen.

 

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Besitz einer Windmühle für eben jene Bauern zu einer Art Statussymbol. Dazu kommt, dass die flache Landschaft der Insel und Nähe zur offenen Ostsee den Betrieb von Windmühlen sehr begünstigt. Die Anzahl der Mühlen auf Öland stieg bis auf 2000 an, sprich, auf eine Mühle kamen statistisch 10-20 Einwohner. Jeder Hof deckte mit einer Mühle den Eigenbedarf. Da aber im Laufe des 20. Jahrhunderts Windmühlen immer mehr an Bedeutung verloren, verfielen eine Menge von ihnen und wurden abgerissen. Aber mal ehrlich, schön sind sie schon, oder?

Neben den Windmühlen sind es auch die weißen Sandstrände, die uns begeistern, und auch davon gibt es auf Öland einige.

Die Besichtigungstour durch den Norden der Insel hat uns gut gefallen, auch wenn uns leider der Leuchtturm "Langer Erik" durch die Lappen gegangen  ist. Sonja hatte als Quartier für die nächsten zwei Tage den Campingplatz "First Camp Ekerum" ausgesucht. Eine wahrlich riesige Anlage mit 800 Plätzen, aber mit allem, was man sich als Urlauber wünscht. Der Preis von 440 SEK schreckt hier niemanden ab, dafür bekommen wir aber auch einen wesentlich größeren Platz als gestern und das Meer liegt fast vor der Nase.

Mit der Gewissheit, ein Nachtquartier zu haben, machen wir uns auf den Weg zum nächsten Elchpark. Dazu müssen wir Öland kurzzeitig wieder verlassen. Auf der 136 geht es nach Süden, natürlich wieder über die Öland-Brücke bei Kalmar.

Unser Ziel ist der "Glasrikets Älgpark" bei Nybro. Von der E 22 bei Kalmar biegen wir auf die 25 Richtung Nybro ab. Das Gelände ist hier etwas unübersichtlicher als gestern und alles wirkt noch etwas unfertig. Tatsächlich gibt es auf dem Areal auch die eine oder andere Baustelle.

Gleich bei unserer Ankunft stellen wir fest, dass auch deutlich weniger Besucher hier sind als gestern. Das ist uns nur recht und es kommen auch nicht mehr all zu viele, so dass unsere Gruppe klein ist. Der Traktor muss lediglich zwei Anhänger ziehen, wir sitzen im ersten hinter der Zugmaschine.

Im Unterschied zum ersten Park warten die Elche hier nicht im Rudel. Wir begegnen ihnen tatsächlich während der Fahrt, also in ihrer natürlichen Umgebung, genau so wie es auch auf der Homepage beschrieben ist. Und dann dauert es auch nicht lange, bis wir auf den 500-Kilo-Koloss Emil und seine Freunde treffen. Die haben natürlich alle Hunger und weil uns der Guide mit Weidenzweigen versorgt hatte, war die Fütterung kein Problem. Emil ist im Übrigen sehr gefrässig, jeden Tag verdrückt er etwa 25 Kilo.

Ein kurzes Filmchen von Emil habe ich auch noch:

Nach der Safari, die etwa 45 Minuten dauert und 230 SEK kostet kaufen wir uns noch eine Tasse Kaffee und eine Waffel, die ihren Namen eigentlich nicht verdient. Das können die Norweger einfach besser. Anschließend geht es zurück nach Öland, wo wir noch einen kleinen Strandbummel unternehmen und die ruhige Abendstimmung genießen.

Freitag, 14.07.2017

Tagesziel: Öland, gefahrene Kilometer 179

 

Auch heute ist die Sonne unser ständiger Begleiter. Aber anders als im heißen Deutschland klettert hier das Thermometer nicht über 24 Grad. Sehr angenehm. Wir nehmen uns für die heutige Besichtigungstour den Süden vor. Hier ist es tatsächlich ruhiger als im von Touristen überschwemmten Norden um Borgholm und Köpingsvik. Wir sehen kaum andere Menschen und manchmal glauben wir die Einzigen auf der Insel zu sein. Auf der 136 fahren wir bis zur Südspitze von Öland, viele Windmühlen begleiten uns dabei.

Wir kommen auch am "Gräberfeld Gettlinge" vorbei, das etwa zwei Kilometer lang ist und vermutlich aus der jüngeren Eisenzeit stammt.

Als wir die Südspitze Ölands erreichen, müssen wir erst die Karte ein wenig studieren, denn der "Lange Jan", das bekannte Wahrzeichen liegt versteckt in einem Naturschutzgebiet und der Wegweiser kommt uns etwas missverständlich vor. Aber am Ende sehen wir den Leuchtturm, der stolze 41 Meter in die windige Höhe ragt, doch. Auf dem vorgelagerten Parkplatz stehen auch viele Womos, aber insgesamt ist der Besucherandrang überschaubar.

Ich wollte unbedingt auf den Turm, die 197 Stufen schrecken mich auch nicht ab und gerade mal 30 Kronen Eintritt waren jetzt nicht überteuert. In wenigen Minuten meistere ich die Herausforderung, Sonja wartet derweil unten auf mich. Der Ausblick ist denn auch sagenhaft und ich freue mich, dass ich die kleine körperliche Anstrengung auf mich genommen habe. Von hier oben sieht man einfach Dinge, die einem von unten verborgen bleiben, z.B. ein Moorgebiet, viele Gänse oder andere Vögel.

Da der Wind hier oben gewaltig ist, trete ich nach ein paar Minuten freiwllig den Rückzug an. Unweit vom Parkplatz werfen wir noch einen Blick auf die Landschaft und sehen auch noch ein paar weiße Kühe.

Die Rückfahrt gen Norden machen wir zur Abwechslung auf der Ostseite der Insel. Hier ist praktisch kein Verkehr, dafür ist die Straße schmäler, aber unproblematisch. Immerhin bekommen wir endlich auch das eine oder andere typische Schwedenhaus zu Gesicht einschließlich der unverwechselbaren Briefkästen, die hier gleich in Horden auftreten.

Und dann ist da ja immer noch Schloss Solliden, das auf uns wartet. Heute klappt es auch mit dem Eintritt, denn Schloss und Park sind von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet und wir zahlen 120 SEK, um den Park besichtigen zu dürfen.

Der Garten ist mehr als prachtvoll und kann jederzeit mit den großen italienischen Gärten am Lago Maggiore oder Gardasee mithalten. Einen Rasen wie unmittelbar vor dem Schlossportal habe ich noch nirgendwo sonst gesehen. Akribisch geschnitten geradezu flauschig und natürlich ohne jegliches Unkraut. Irgendwo sieht man auch immer fleißige Gärtnerhände, denn so ein Ergebnis verlangt entsprechenden Personeneinsatz. Der Garten sprüht denn auch regelrecht vor Lebensfreude, bunte Blumen leuchten mit der Sonne um die Wette und so kommen die Besucher aus dem Staunen kaum heraus.

Wer die Strapazen des Rundgangs im Park vergessen möchte, kann dies im Parkcafe machen. Hier geht es bei weitem nicht so touristisch zu, wie man das vielleicht erwarten könnte. Alles läuft ruhig und stressfrei.

Der zweite Tag auf Öland mit dem Besuch des Schlossparks hat unsere Erwartungen schon übertroffen, was jetzt noch kommt, ist bereits Zugabe. Das Wetter ist weiterhin sonnig und so grillen wir heute das letzte Mal. Ein großartiger Sonnenuntergang beschließt einen herrlichen Tag.

Samstag, 15.07.2017 (Viktoriatag)

Tagesziel: Urshult, gefahrene Kilometer: 189, Übernachtung: Mjölknabben Camping (215 SEK = 22 Euro inkl. Strom)

 

 

 

Heute ist die Nacht für uns schon um 06.45 Uhr zu Ende, denn schließlich ist heute "Viktoriatag". Jedes Jahr feiern die Untertanen der Kronprinzessin mit, die wurde am gestrigen Freitag 40 Jahre alt und ausnahmsweise gratuliert das Volk der angehenden Monarchin erst einen Tag später. Die Glückwünsche nimmt die Prinzessin auf Schloss Solliden entgegen, dessen Park wir gestern schon ausführlich besichtigt hatten. Um etwa 08.00 Uhr treffen wir am Parkplatz ein und gehen zum Parkeingang, wo wir uns in die Schlange der Wartenden einreihen. 

Die zwei Tickets kosten 235 Kronen, die ich gerne zahle. Vor dem Eingang werde ich dann von einem Polizisten genau überprüft, ob ich Waffen o.ä. bei mir trage, auch meinen Rucksack inspiziert man. Aber alles kein Problem und die Stimmung ist hier trotz der Sicherheitsvorkehrungen locker, so wie die Schweden eben sind. Alle mitgeführten Gegenstände durchlaufen einen Scanner, aber dann steht einem Eintritt nichts mehr entgegen. Wir bauen uns direkt vor dem Haupteingang zum Schloss auf. Sonja hat mehr Glück als ich, sie ergattert noch einen Stehplatz in der zweiten Reihe, ich stehe schräg versetzt hinter ihr. Gute Plätze, wie sich noch herausstellen sollte. Allerdings werden wir auf eine harte Probe gestellt. Nach etwa einer Stunde melden sich meine Füße, nach zwei Stunden mein lädierter Rücken. Aber Jammern hilft hier und heute auch nicht, denn Viktoria wird erst gegen 11.00 Uhr kommen. Also ist durchhalten angesagt. Ja und dann ist es so weit.

Angeführt von König Carl Gustaf, gefolgt von Königin Silvia, präsentiert sich vor Freude strahlend eine bezaubernde Kronprinzessin mit Mann und Kindern. Ein wunderschönes Bild, wie ich zugeben muss.

Seine Majestät schreitet dann zum Mikrofon und lässt seine Tochter hochleben. Die auf einem Podium vor uns positionierte Meute der Fotografen knipst unaufhörlich und auch wir selbst fotografieren, was die Speicherkarten hergeben. Allmählich wird mir bewusst, was es bedeutet, im Blitzlichtgewitter zu stehen.

Dann beginnt Viktoria ihren Marsch vorbei an den Gratulanten. Dabei lässt sie sich sehr lange Zeit, hört überall aufmerksam zu, nimmt Geschenke entgegen und steht bereitwillig für Selfies zur Verfügung. Ihre Haltung, ihr Ausdruck, ihre scheinbar durch nichts zu erschütternde Freundlichkeit beeindrucken uns sehr. Endlich kommt sie auch bei uns vorbei und wir fotografieren nach Herzenslust. Meine Frau, die etwas weiter vorne steht, kann ihr sogar die Hand schütteln und "Glückwünsche aus Deutschland" ausrichten. Währenddessen steht Ehemann Daniel die ganze Zeit ein paar Schritte hinter seiner umjubelten Gattin und lächelt tapfer oder bringt Geschenke weg.

Um den "Belagerungszustand" der Kronprinzessin noch deutlicher zu machen, hier ein kleiner Film:

Die herrlichen Tage auf Öland, die ja eigentlich gar nicht geplant waren, gehen damit spektakulär zu Ende. Wir machen uns auf den Rückweg zum Womo und kommen dabei auch noch ein letztes Mal an der Ruine von Schloss Borgholm vorbei. Nachdem jedoch ein saftiger Eintritt verlangt wird, bleibt es bei einer Außenaufnahme.

Dann machen wir uns auf die Weiterfahrt auf der mittlerweile bestens bekannten E 22. Zunächst fahren wir über die Öland-Brücke, wo wir ein weiteres Schloss von außen besichtigen und zwar Kalmar Slott. Da die Schweden zum Teil wirklich unverschämte Preise für die Besichtigung nehmen, streiken wir auch hier, aber davon abgesehen wäre die Zeit auch knapp geworden.

Und darüber hinaus waren wir immer noch ziemlich geflashed von der Begegnung mit der Kronprinzessin. Wow, kann ich da nur sagen! Eigentlich ist da für nichts anderes mehr Platz in unserem "Emotionsspeicher", aber man soll den Tag bekanntlich nicht vor dem Abend loben. Wir verlassen die E 22  und fahren auf der 25 weiter bis Nybro. Bei Växjö geht es weg auf die 120 bis Urshult, schließlich zum Campingplatz "Mjölknabbens Camping", der für seine Sonnenuntergänge bekannt ist. Nachdem es auf der Fahrt dorthin noch regnet, hatten wir das Thema eigentlich schon abgehakt. Aber es kommt anders, die Sonne lässt sich tatsächlich noch blicken und es wird sogar ein richtig schöner lauer Sommerabend. Dazu kommt das absolut ruhige Wasser, das fantastische Wasserspiegelungen erlaubt. Am Ufer sind übrigens viele Touristen, die den Blick nicht lassen können von diesem wirklich einzigartigen Sonnenuntergang. Eine Stimmung, die glänzend zum heutigen Tag passt, aber sehen Sie selbst.

 

Zuhause angekommen haben wir uns dann mit einer kleinen Bildauswahl für den Schwedenkalender 2018 beworben. Und tatsächlich hat man das Foto in der dritten Reihe links auch genommen und es kann, natürlich völlig zu Recht, im Kalenderblatt Juli 2018 bewundert werden.

Rückblickend betrachtet war dieser 15. Juli 2017 vielleicht sogar der schönste Tag der gesamten Reise, die Erinnerungen daran bleiben jedenfalls unvergesslich. Sicher verständlich bei derartigen Bildern.

Die Reise neigt sich nun unwiderruflich dem Ende zu. Im letzten Teil meines Reiseberichts wird es aber noch richtig kriminell, wir wandeln auf den Spuren von Kommissar Wallander in Ystad. Begleiten Sie uns!

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