Montag, 11. Mai 2015 (Neapel, Italien)

Als die Sonne heute morgen um 5.50 Uhr aufging, träumten wir noch von Lipari. Stadt und Insel haben einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Es blieb aber keine Zeit, das Gesehene zu verarbeiten, denn heute grüßte uns bereits der Vesuv. In der Nacht hatte die MS Albatros 151 Seemeilen von den Liparischen Inseln bis nach Neapel zurück gelegt.

Der Schicksalsvulkan der Napolitaner war heute in seiner ganzen Schönheit zu bewundern, denn die Luft war klar, als die Albatros gegen 8.00 Uhr im Hafen von Neapel einlief.

 

Wir erfuhren erst zwei Tage zuvor, dass nicht die ursprünglich vorgesehenen Häfen Sorrent und Capri angefahren werden, sondern Neapel. Als Grund wurde uns eine unruhige See mitgeteilt, die zum Zeitpunkt der Ankunft vorhergesagt war. Stattdessen waren wir nun in die Hauptstadt der Region Kampanien  eingelaufen. Sieht man davon ab, dass Capri nicht angesteuert werden konnte, sicher noch eine gute Lösung, zumal Phoenix sehr schnell auf das Umrouting reagiert und alles Erforderliche für die Durchführung der Ausflüge veranlasst hat.

Das Frühstück nahmen wir heute im Möwe ein, draußen war es noch etwas frisch um diese Zeit. Dann machten wir noch schnell ein paar Fotos vom Castel Nuovo und vom Castel Sant'Elmo, bevor wir in die Atlantik-Lounge zum Treffpunkt um 8.45 Uhr gingen. Dass Neapel nicht mit einer kleinen griechischen Inselstadt zu vergleichen ist, sahen wir alleine schon an dem riesigen Terminal, das wir durchqueren mussten. Als auch das geschafft war, wurden wir von einer ebenso kleinen wie quirligen Reiseleiterin empfangen, die sich mit "Die wilde Mathilde, aber immer im Bilde!" vorstellte. Mathilde hatte viele Talente, sie kannte nicht nur die napolitanische Geschichte aus dem Effeff, sondern auch gute Kochrezepte, die sie immer wieder in ihren Vortrag einfließen ließ ("Mamma mia!"). Und singen konnte sie auch noch! Von ihrem musikalischen Talent gab sie uns ab und an kleine Kostproben. Mit einer solchen Reiseleitung konnte der Ausflug nur ein Erfolg werden. Dazu passte auch, dass wir mit Cosimo "die absolute Nummer 1 der Busfahrer" am Steuer hatten. So wurde er uns von Mathilde vorgestellt und auf der teilweise abenteuerlichen Fahrt bestätigte Cosimo die Vorschusslorbeeren auch eindrucksvoll.

Bevor wir die Amalfiküste, unser heutiges Ausflugsziel jedoch erreichten, erzählte uns Mathilde noch Interessantes über den Vesuv, Neapel, Pompeji und "ihr Sorrento", mamma mia! So erfuhren wir z.B., dass der Limoncello das Viagra der Napolitaner wäre. Von der üppigen Vegetation konnten wir uns, nachdem wir die Autobahn wieder verlassen hatten, auch schnell überzeugen. Orangen, Zitronen und Limonen gedeihen hier wahrlich um Überfluss. Überhaupt stehen der Obst- und Gemüseanbau in dieser Ecke Italiens hoch im Kurs.

Die Strada Statale 163, von den Italienern kurz "Amalfitana" genannt, ist der Sehnsuchtsort des heutigen Tages. Nicht umsonst zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe, denn was den Augen hier zwischen Sorrent und Amalfi geboten wird, ist wahrlich einzigartig. Nach jeder Kurve bieten sich neue Panoramaaussichten auf Landschaft und Meer und mitunter weiß man nicht, welchen Baumeister man mehr bewundern soll: die Natur oder den menschlichen Architekten. Sensationell ist es allemal! Schnell zeigte sich auch, dass unsere Überlegungen in Sachen Sitzplatz richtig waren. Wer mit dem Bus von Neapel auf der Amalfitana unterwegs ist, sollte nach Möglichkeit rechts sitzen, nur dann ist die optimale Aussicht garantiert und aus guten Fotos werden manchmal sogar Kunstwerke.

Die Straße, die für sich betrachtet schon ein Kunstwerk ist, wurde sie doch mit vielen Kraftanstrengungen den Felsen abgerungen, ist so eng, dass Wohnmobilisten nicht fahren dürfen, auch Busse sind nur noch bis zu einer bestimmten Länge zugelassen und selbst dann wird es hin und wieder eng bis ultraeng. Und Cosimo konnte zeigen, dass er die "Numero Uno"  am Steuer ist.

Dort, wo sich mitunter die schönsten Aussichten verbergen, kann der Bus nicht stehen bleiben und so gehen auch viele "Schüsse" ins Leere. So war der berühmte "Furore Fjord" auf der falschen, der linken, Seite. Trotzdem habe ich mein Glück versucht und nach einer eingehenden Fotobearbeitung kann man das Bild wenigstens zeigen, auch wenn die Qualität nicht berauschend ist.

Aber im Großen und Ganzen können wir mit der Ausbeute auf unseren Speicherkarten zufrieden sein. So nutzte ich eine kurze Pause, um mich mit Mathilde ablichten zu lassen.

Um uns herum Ausblicke auf die steil abfallende Küste, waghalsig am Berg hochkletternde Häuser oder einfach nur Staunen über die Launen der Natur, der es gefallen hat, ein "Fenster" in luftiger Höhe in den Fels zu fräsen.

Angesichts solcher Aussichten blieb kaum Zeit, den Inhalt des Lunchpakets zu verzehren. Ständig hatte man das Gefühl, irgendetwas zu verpassen.

 

Als wir Amalfi, den Ort, der der Küste ihren Namen gab, gegen Mittag erreichten, konnten wir etwas durchatmen. Aber nur kurz, denn wir mussten zusehen, dass wir Mathilde im Menschengewirr nicht verlieren, schließlich begleitete sie uns noch zum Dom, ehe wir eine kurze Freizeit nutzen und selbst in der quirligen Stadt herum schlendern konnten.

Am Piazza  del Duomo war Mathilde's Job zunächst erledigt. Das war auch gut so, denn jetzt standen wir vor dieser beeindruckenden Treppenflucht und sahen nach oben zum Duomo di Sant'Andrea, dem mehr als 1000 Jahre alten Dom, der herausragenden Sehenswürdigkeit in Amalfi.

 

Nachdem wir den Kreuzgang und die Kirche besichtigt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Strand. Dort bot sich uns dann dieses Panorama:

Dieser Ort MUSS göttlich sein, anders ist diese Schönheit kaum zu erklären. Wer sich den Gebäudeensembles aber wieder nähert, wird schnell auf den stinkenden Boden der Tatsachen zurück geholt. Schon jetzt stehen Dutzende von Bussen auf dem Parkplatz, der unmittelbar an den Strand anschließt und man mag sich gar nicht vorstellen, wie es hier in der Hochsaison zugehen wird.

Aber weil die Zeit leider begrenzt war, konzentrierten wir uns ohnehin nicht auf die Busse, sondern die Aussichten, die uns links und rechts vom Parkplatz betörten.

Die Zeit in Amalfi, das im Mittelalter zu den einflussreichen Seerepubliken zählte, ging leider viel zu schnell zu Ende. wir mussten zurück zum Bus und ich hatte gerade mal Zeit, um im Vorbeigehen auf den Auslöser zu drücken und die riesigen Limonen abzulichten.

Dann nahmen wir wieder in unserem gut klimatisierten Bus Platz und lauschten den überschwänglichen Erzählungen von Mathilde. Mamma mia, was für eine Freude. Auch wenn es jetzt wieder Richtung Neapel ging und wir uns langsam aber sicher von dieser einzigartigen Küste verabschieden mussten, war die gesamte Fahrt ein einziges Kinoerlebnis. Nur mit einer viel größeren Leinwand.

Dann stoppten wir schließlich doch noch an einem Aussichtspunkt. Spätestens jetzt wussten wir, was der Spruch "Neapel sehen und sterben!" bedeutet.

Fast hätten wir ein paar Tränen zerdrückt, aber wir rissen uns am Riemen, man will ja die Reise bis zuletzt auskosten, nicht wahr. Aber spätestens als wir kurz vor 15.00 Uhr wieder am Terminal vor der Albatros standen, wussten wir, dass der Ausflug an die Amalfiküste der Vergangenheit angehörte.

Damit endete ein Ausflug, der ungeheuer reich an Höhepunkten war und unglaublich viel für Herz und Augen bot. Aber wieder hatten wir nur wenig Zeit, der Amalfitana nachzuweinen, denn auch dieser Tag hatte noch Überraschungen zu bieten. Um 17.30 Uhr ließ Kapitän Mühlebach die Leinen lösen und die Albatros kehrte Neapel den Rücken. Noch ein letzter Blick auf den Vesuv, dann nahm unser Schiff Kurs Richtung Capri.

Das Abendessen im Möwe wurde heute eine Stunde früher serviert, um den Passagieren die Möglichkeit zu geben, die Umrundung der Insel Capri auch miterleben zu können. Ich weiß daher auch nicht mehr, was es an diesem Abend zu essen gab, weil ich alle fünf Minuten auf Deck 7 hochrannte, um zu sehen wie weit Capri noch entfernt ist. Die Vorstellung der Küchencrew um Chefkoch Adi Oberdorfer hätte ich beinahe verpasst, immerhin reichte es noch für ein Bild, das den Chef höchstpersönlich zeigt.

Zwischen 19.00 und 19.30 Uhr kam die nur etwas mehr als 10 Quadratkilometer große Kalksteininsel Capri in unser Blickfeld. Die berühmte blaue Grotte würden wir natürlich nicht sehen, aber manchmal reichen ja schon Fantasie und Vorstellungsvermögen, um in eine andere Welt eintauchen zu können.

Die Umrundung des kleinen verträumten Eilandes tröstete uns ein wenig über den gestrichenen Stopp hinweg. Aber bei der Vorbeifahrt an den Häusern, die zum Teil wie Vogelnester an den bis zu 589 Meter hohen Felsen klebten, kamen natürlich wieder Begehrlichkeiten auf. So blieben immerhin ein paar schöne Bilder für das Album der Erinnerungen und eine romantische Fahrt in den Sonnenuntergang.

Kaum war die Insel umrundet, war es auch schon wieder Zeit für den nächsten Stellungswechsel. In der Atlantik Lounge wurde ab 21.30 Uhr noch ein besonderes Spektakel zum Besten gegeben: die allseits beliebte Crewshow. Sie ist ein Garant für gute Stimmung und beste Unterhaltung. Hier heißt es also schnell sein, um sich einen guten Platz zu sichern. Auch Kapitän Mühlebach ließ es sich nicht nehmen, einige Worte des Dankes an die Besatzung zu richten, ohne deren Engagement solche Reisen schlichtweg undenkbar wären.

Mehr als eine Stunde erfreuten wir uns an den Darbietungen der Hobbykünstler. Und auch wenn die Töne vielleicht manchmal etwas schräg waren, entscheidend ist doch die Lebensfreude, die den Passagieren auch auf diese Weise vermittelt wird.

Außerdem sind der Wortwitz von Alex, der ansonsten u.a. für die Zusammenstellung der Ausflugs-Infos verantwortlich zeichnet, oder die Stimmgewalt von Canada, der so manchen DSDS-Emporkömmling in den Schatten stellt, unterhaltsamer als der eine oder andere Ausflug und zum Ende einer jeden Kreuzfahrt noch ein richtiger Kracher. Der macht dann nämlich schon wieder Appetit auf die nächste Reise.

Die Crewshow war das letzte Puzzleteil im an Höhepunkten heute so reichen Tag. Morgen konnten wir es ruhiger angehen lassen, denn vor der Rückkehr nach Genua sah der Routenplan die Erholung auf See vor.

 

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