Freitag, 10.11.2017 (Kotor, Montenegro)

Heute ging die Sonne um 6.29 Uhr auf, zu diesem Zeitpunkt war die Amadea schon in der Bucht von Kotor, in die sie gegen 6.00 Uhr einbog. Leider zu früh für uns, da schliefen wir noch den Schlaf des Gerechten. Als ich zum ersten Mal einen verschlafenen Blick aus dem Fenster warf, war es bereits kurz vor sieben Uhr und wir fuhren gerade an Perast und den vorgelagerten zwei kleinen Inseln vorbei. Als die Amadea um ca. 8.00 Uhr das kleine Kotor erreichte, hatte sie gerade mal 48 Seemeilen zurück gelegt, Dubrovnik liegt quasi um die Ecke.

Wir frühstückten wieder im Amadea, wo wir unseren Stammplatz auf der Backbordseite gefunden haben. Das Büffet befindet sich zwar auf der Steuerbordseite, aber hier ist es ruhiger und Elmar, der sehr aufmerksame Kellner von den Philippinen kannte uns jetzt schon. Das ist das Angenehme an den kleineren Schiffen, schon nach kurzer Zeit prägt man sich Gesichter ein und verlaufen kann man sich auf der Amadea ohnehin nicht, es ist ein wirklich sehr übersichtliches Schiff.

Pünktlich um 8.25 Uhr erschienen wir in der Atlantik Lounge zum Treffpunkt für den Ausflug "Kotor und Perast". Das Timing heute war perfekt, denn die Buskarten wurden gerade ausgegeben. Auch heute haben wir mit Rosanda wieder eine sympathische Reiseleiterin, die voller Euphorie über ihre Heimat Montenegro und unsere heutigen Ausflugsziele berichtete. So erfuhren wir u.a., dass Montenegro (übersetzt "Schwarzes Gebirge") nur etwa 600.000 Einwohner zählt und Schnee und Frost praktisch unbekannt sind. Interessanterweise, so die Reiseleiterin, gab es im Land schon ab 1997 die Deutsche Mark, obwohl Montenegro nicht Mitglied der Europäischen Union war und ist, sich aber aufgrund bilateraler Vereinbarungen mit Deutschland  verpflichtete, die jeweiligen Währungen einzuführen.

Unsere Busfahrt begann direkt an der Anlegestation im Hafen von Kotor. Auch hier lag unser Schiff nur einen Steinwurf von der Stadtmauer entfernt. Die Fahrt dauerte nur eine knappe halbe Stunde, denn unser Ziel, das kleine Städtchen Perast mit seinen seinen 350 Einwohnern war gerade mal 14 Kilometer entfernt. Schon während der Fahrt genossen wir die herrlichen Aussichten auf die Bucht und die beiden Inseln.

Der kleine Ort Perast hatte seine Blütezeit im 18. Jahrhundert. Der barocke Charme von damals ist jedoch erhalten geblieben. Besonders die St. Nikolaus Kirche mit ihrem schmalen Turm, der sehr elegant wirkt, verleiht dem Örtchen eine gewisse Magie.

Wir zwängten uns dann in ein Boot, das für unsere Gruppe beinahe etwas zu klein war, aber die Fahrt dauerte wirklich nur einen Wimpernschlag. Wir tuckerten vorbei an der ersten kleinen Insel des Heiligen Georg, auf der im 11. Jahrhundert eine Benediktinerabtei entstand.

Und dann legten wir auch schon an und konnten das "Juwel der Boka", die künstlich aufgeschüttete Insel "Maria vom Felsen" aus der Nähe betrachten. Welch herrliches Bild.

Das Inselchen wurde durch die permanente Anhäufung von Steinen angelegt, mit der man bereits zu Mitte des 15. Jahrhunderts begann. Die Insel hat eine Fläche von 3.030 Quadratmetern und ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen. Der Innenraum der Kirche ist eine prachtvolle Pinakothek mit 68 Ölgemälden auf Leinwand, die sich an den Wänden und der Decke befinden. Besonders das Deckengemälde mit seinen herrlichen Ausschmückungen ist sehenswert.

Auf dem Altar und zwar unter dem Baldachin steht das Bildnis der Muttergottes, es handelt sich um ein Werk des Künstlers Lovro Marinov Dobricevis, der aus Kotor stammt und das Kunstwerk in den 1450er Jahren erschaffen hat.

Der Plan für den beeindruckenden Altar entstand übrigens in Venedig, er wurde im Jahr 1796 von Vater und Sohn Gerolamo aus Genua angefertigt. Bezahlt wurde die Anfertigung von der gesamten Gemeinde Perast. Der Innenraum der Kirche beeindruckt aber nicht nur durch seine Gemälde, mehr als 2000 Votivtafeln geben Zeugnis von der Bedeutung der Kirche für Pilger, Wallfahrer und Seeleute.

In Nebenräumen der Kirche kann man noch viele weitere Kunstwerke bewundern, u.a. eine herausragende Nadelarbeit aus dem Jahr 1828, für die die Künstlerin 25 Jahre benötigt hat

Von der Terrasse kann man herrliche Blicke auf Perast und die kleine Nachbarinsel genießen.

Und natürlich nutzen wir die Zeit auch, um die Kirche zu umrunden und Außenaufnahmen von der anderen Seite zu machen. Hier sieht man den 16 Meter hohen Glockenturm , der indrei Umrandungen im Stil der Renaissance unterteilt ist. An der Längsseite fällt ein steinerner Tisch auf, der sich früher im Versöhnungssaal der Kirche befand.

Nach etwa 45 Minuten verließen wir den zauberhaften Ort, in dem die Seefahrer auch heute noch darauf achten, dass sich das Meer ihre Kirche nicht zurückerobert. So findet immer am 22. Juli das traditionelle Felsenwerfen statt, die so genannte "Fasinada". Dabei werfen die Einheimischen Steine ins Meer, um die Inselfläche zu vergrößern.

Auch vom Boot aus kann man sowohl die kleinen Inseln als auch den Ort Perast aus verschiedenen Perspektiven fotografieren.

Anschließend haben wir noch 30 Minuten Zeit, um in Perast spazieren zu gehen. Wir gingen an der Promenade entlang, machten noch das eine oder andere Foto der "Maria vom Felsen", bevor wir zum Bus zurückgingen, der uns wieder nach Kotor brachte.

Dort begleiteten wir Rosanda noch ein kurzes Stück bei ihrer Stadtführung, die am so genannten "Meerestor" (erbaut 1535) begann und uns dann zur Kathedrale des Heiligen Tryphon führte. Vorher machten wir noch am Uhrturm aus dem Jahr 1602 einen kurzen Stopp.

Aber da wir Kotor bereits von unserer Kreuzfahrt mit der MS Berlin im Jahr 2013 kannten, lösten wir uns nach einigen Minuten von der Gruppe und schlenderten auf eigene Faust durch die pittoresken Gassen des Städtchens, das als schönstes von ganz Montenegro gilt und und das einzige Kulturdenkmal der UNESCO in diesem Land ist. 

Wir orientierten uns dann in westlicher Richtung und machten einen Schlenker zur Kirche des Heiligen Nikolaus, die schon durch die markanten Kuppeltürme auffällt. Da die Kirche auch ihre Pforten geöffnet hatte, nutzten wir die Gelegenheit, um Fotos vom Innenraum zu machen.

Der Hunger trieb uns gegen 12.30 Uhr zurück auf die Amadea. Nach dem Genuss eines schmackhaften Schweinrückensteaks machte ich mich erneut auf den Weg in die Altstadt. Ich wollte ein paar Aufnahmen des Traumschiffs machen und suchte den Aufgang zur Stadtmauer.  Die Amadea parkte in der Poleposition und so hatte man auch in Kotor den Eindruck, als würde das Schiff mitten in der Stadt stehen.

Kotor hat sich mittlerweile zu einem echten Touristenmagneten gemausert, kein Wunder, dass der Hafen jährlich von mehr als 400 Kreuzfahrtschiffen angefahren wird.  Als ich auf der Stadtmauer stehe, habe ich einen viel besseren Blick auf die Amadea.

Ich genoss den Ausblick auf das Schiff und die Umgebung und fast zwangsläufig wanderte der Blick immer wieder hinauf zur Kirche, die mir in diesem Moment gar nicht so weit weg schien. Also machte ich mich auf den Weg und marschierte auf dem Damm entlang. Dabei fielen mir auch so kleine Details auf, wie z.B. Wäscheleinen, die bei einem Rundgang mit einer Gruppe einfach untergehen würden. Die Möglichkeit "mal schnell" noch einmal in die Stadt zu gehen, ist in Kotor gegeben und das sollte man auch nutzen, denn es gibt wirklich viel zu entdecken.

Vom Nordtor zum Aufstieg zur Zitadelle waren nur wenige Meter, aber für die Wanderung nach oben war zu wenig Zeit. Schweren Herzens entschloss ich mich also zur Rückkehr zum Schiff, die 3,00 Euro Eintritt für den Aufstieg zahle ich dann eben beim nächsten Mal. Um etwa 15.15 Uhr war ich wieder auf der Amadea und eine Viertelstunde später verabschiedete sich das Traumschiff zu den Klängen von James Last aus Kotor.

Majestätisch breitet sich hier die Landschaft aus und die kleinen, beschaulichen Orte kommen von der Seeseite betrachtet noch besser zur Geltung. Besonders Perast, das wir erst am Vormittag besucht hatten, ist eine wahre Perle.

Das Highlight des Tages war aber zweifellos die Besichtigung der Wallfahrtskirche "Maria vom Felsen". Im folgenden kurzen Einspieler kann man beide Inseln vor Perast noch einmal sehen.

Die Amadea glitt durch die etwa 30 Kilometer lange fjordartige Bucht und durchfuhr insgesamt vier Einzelbecken, wie man auf folgender Karte sieht.

Wir hatten jetzt gerade mal zwei Häfen hinter uns und doch schon so viel gesehen. Dabei war der Tag längst nicht zu Ende und bereits um 18.45 Uhr stand der "Cocktail zum Beginn der Reise" auf dem Programm.

Eine halbe Stunde später wurden wir vom Kreuzfahrtdirektor Steffen Spiegel und Kapitän Hubert Flohr begrüßt. Der Kapitän schilderte dabei ausführlich die Vorkommnisse, die zur verspäteten Einschiffung führten und stieß mit uns auf eine schöne Kreuzfahrt an. Der Ärger um den "verlorenen Tag" in Venedig war zwar jetzt vorbei, aber nicht vergessen. Für Unterhaltung sorgte auch erstmals das Showensemble mit vier Sängern und sechs Tänzern. Aber ich muss zugeben, dass die Schlager aus den 50ern und 60ern nicht so ganz nach unserem Geschmack waren.

Einen weiteren "Angriff" auf die Geschmacksnerven starteten beim anschließenden Willkommen Gala Abendessen Chefkoch Carsten Dotzauer und sein Team. Serviert wurden u.a. ein spritziges Champagner Zitronensorbet und als Hauptgericht ein butterweiches US Prime Rinderfilet und Kalbsbries mit Trüffel-Portweinsoße, Gemüse und Kartoffelmuffin. Es schmeckte exzellent! Überdies hatten wir das Glück an einem unterhaltsamen 8er-Tisch sitzen zu dürfen. Der Abend verlief jedenfalls in ausgesprochen entspannter Atmosphäre, die Zeit verging wie im Flug und eh wir's uns versahen, war es 22.00 Uhr. Wir verzogen uns in die Kabine, wo wir schon begrüßt wurden.

Hunde dieser Art haben den Vorteil, dass sie nicht bellen oder kläffen und nicht an einem hoch springen, trotzdem verbreiten sie gute Laune. Danke an dieser Stelle an unsere Kabinenstewardess Cathrin von den Philippinen.

Morgen würde die Amadea in Saranda (Albanien) anlegen. Wir waren schon gespannt, was uns wohl erwarten würde. Nach den beiden tollen Tagen in Dubrovnik und Kotor konnte es eigentlich keine weitere Steigerung mehr geben. Wie weit wir unsere Erwartungen herunter schrauben mussten, ahnten wir freilich jetzt noch nicht.

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Mit einem allerletzten Bild von den zauberhaften Inseln vor Perast verabschieden wir uns aus Montenego.

 


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