Mittwoch, 25. September 2013

Als ich um 7.30 Uhr den Vorhang vor dem Bullauge zur Seite schiebe, sehe ich ... nichts. Ein anderes Schiff hatte wieder einmal vor der Primadonna eingeparkt. Den grauen Himmel bekamen wir daher erst während des Frühstücks zu Gesicht. Da waren viele Passagiere schon unterwegs zum Bus, um am Ausflug "Schönheiten der Wachau" teilzunehmen. Gerade hier kann man sich das Geld dafür aber wirklich sparen, zumal die Schiffe unmittelbar am Fußweg anlegen, der zum Ort führt.

Nach zwei Tassen Kaffee machen wir uns ebenfalls gehfertig. Wir verlassen die Primadonna und schlendern zur "Perle der Wachau", wie Dürnstein auch genannt wird. Das beschauliche Städtchen ist vor allem durch die Ruine der Kuenringerburg bekannt. Hier soll der Sage nach Richard Löwenherz gefangen gehalten worden sein, bis ihn sein treuer Weggefährte Blondel befreite. Nun ja, eine Sage, nicht unbedingt wahr, aber romantisch.

Unser erstes Ziel ist die Kirche des Augustiner-Chorherrenstiftes. Vorher kommen wir noch an einer Wasserstandsanzeige vorbei, die die Höchstwasserstände der letzten 150 Jahre ausweist.

Nach ein paar Minuten erreichen wir das vielleicht bekannteste Wahrzeichen Dürnsteins, das Chorherrenstift. Wir erstehen zwei Tickets zum Preis von je 2,80 Euro. Plötzlich sind wir umzingelt von einer englisch-sprachigen Reisegruppe und schwimmen mit in ihrem Tross, der uns direkt ins Gotteshaus bringt.

Selbst im tristen Grau verbreitet der freundliche blau-weiße Anstrich der Stifskirche eine fröhliche Grundstimmung. Die setzt sich im Innenraum auf beeindruckende Weise fort. Die folgende Fotoshow bietet hierzu einen kurzen Einblick:

Nach der Besichtigung dieses barocken Kleinodes beschließen wir, ein Souvenir zu kaufen. Und was läge da näher, als ein Produkt mit den berühmten Marillen aus der Wachau. Dieses schmackhafte Kernobst findet man hier in fast jedem Laden, in flüssiger Form, in Marmeladen, als Süßspeise oder umhüllt mit Schokolade. Wir entscheiden uns für ein klitzekleines Tütchen und zahlen den stolzen Preis von 6,00 Euro. Aber man gönnt sich ja sonst nichts!

Wir setzen unseren Spaziergang in der zweitkleinsten Stadt Österreichs (930 Einwohner!) fort und bewundern die Bürgerhäuser, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert entstanden sind. Das spätgotische Rathaus ist eine der wenigen Sehenswürdigkeiten, die am heutigen Tag von den meisten Touristen noch unentdeckt geblieben ist. Ansonsten ist der autofreie Ort mit Menschen übersät. Wir lassen die Gasthäuser "Richard Löwenherz" und "Blondel, der Sänger" rechts liegen und beenden unseren Besuch in Dürnstein.

Wir kehren zur Primadonna zurück und freuen uns auf das Mittagessen. Gegen 11.45 Uhr verlassen wir Dürnstein und mit etwas Wehmut werfen wir einen letzten Blick auf den "Fingerzeig Gottes", wie der blau-weiße Barockturm des Stifts auch genannt wird.

Dann, noch während des Essens, lässt die Kreuzfahrtleiterin Suzanne die Bombe platzen: die Ausschiffung erfolgt nicht in Passau, sondern in Linz und wir werden anschließend mit Bussen in die etwa eine Autostunde entfernte Dreiflüssestadt gebracht. Grund für die Programmänderung ist der unter den Passagieren seit Tagen grassierende Durchfall. In Linz wäre eine Firma ansässig, die das ganze Schiff innerhalb eines Tages keimfrei machen könne. Eine denkbar schlechte Werbung für die MS Primadonna.

Das müssen wir erst einmal verdauen und gehen dazu erstmals während der Kreuzfahrt auf das Sonnendeck, das an diesem letzten Nachmittag seinen Namen auch verdient hat. Die Sonne hat nämlich ihr Versteckspiel tatsächlich aufgegeben. Entspannt lassen wir die Landschaft an uns vorüber ziehen. Die Wachau, die sich von Melk bis Krems zieht, protzt heute mit ihren Weinbergen, Burgen, Schlössern und Kirchen. Die 34 Kilometer lange Uferlandschaft zieht uns in ihren Bann. Weißenkirchen, Spitz, Schloss Schönbühel und natürlich Melk zwingen unsere Digicams zu wahren Höchstleistungen. Der erste richtig warme Tag versöhnt ein wenig mit den ganzen widrigen Umständen dieser Reise.

Um 16.00 Uhr gehen wir zum Kaffeetrinken noch einmal in den bitterkalten Salon, auch deshalb, weil dort eine Tombola veranstaltet wird. Wie nicht anders zu erwarten, gehen wir dabei jedoch leer aus. Um 18.30 Uhr gibt es noch einen Abschiedssekt und dann serviert man schließlich das Gala-Abendessen. Den Abschluss des Tages und der Kreuzfahrt bildet die Ankunft in Linz. Bis dahin hatte die MS Primadonna etwa 1.100 Kilometer zurück gelegt.

Die letzten Stunden der Reise widmeten wir dann dem Kofferpacken, das nun früher anstand als gedacht. Die Abfahrt der Busse morgen war für 7.15 Uhr geplant, das ging aus dem letzten Tagesprogramm hervor, das schon auf unserer Kabine lag.

Donnerstag, 26. September 2013

Zu völlig unchristlicher Stunde fanden wir uns zum letzten Frühstück im Restaurant ein. Ich verzehrte die letzten Rühreier ohne große Wehmut, aber der Kaffee schmeckte uns trotz unverändert hartnäckigem Durchfall  auch heute. Die Email-Adressen mit unseren netten Tischnachbarn hatten wir bereits am Vortag ausgetauscht, so dass wir die MS Primadonna zügig verlassen konnten. Ein Vorteil gegenüber großen Hochseeschiffen. Die Passagierzahl ist überschaubar, Staus sind da eher selten.

Der Abschied von der Kreuzfahrtleiterin fiel kühl aus, zu sehr nagte das schlechte Krisenmanagement an uns. Mit dem Bus ging es anschließend flott nach Passau, wo wir nach etwa eineinhalb Stunden am Globus-Parkhaus eintrafen. Ein weiterer Vorteil einer Flusskreuzfahrt zeigte sich dann aber doch zwei Stunden später, da waren wir nämlich schon wieder in Landshut, wo wir keine Zeit verloren und umgehend unseren Hausarzt aufsuchten. Er verschrieb uns noch ein paar Tabletten gegen den Magen-Darm-Virus. So hatten wir uns das Ende der ersten Flusskreuzfahrt nicht vorgestellt, aber unter diesen Umständen waren wir doch froh, wieder zuhause zu sein.

Fazit:

Eine Flusskreuzfahrt ist wirklich etwas völlig anderes und mit einer Hochseekreuzfahrt nicht zu vergleichen. Hauptmotivation war für uns die schnell zu erreichende Zustiegsstelle in Passau, die Aussicht auf flußnahe Besichtigungsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Reportage der WDR-Reihe "Wunderschön".

Das Schiff, die MS Primadonna hat uns, mit ein paar Einschränkungen, gut gefallen. Detailinfos gibt es hier!

Auch die Ausflüge, sowohl die organisierten und noch mehr die auf eigene Faust unternommenen waren sehr schön, das Highlight aus unserer Sicht der Besuch des "Heurigen" in Wien und Budapest. Schade, dass das Wetter größtenteils nicht mitgespielt hat.

Der größte Minuspunkt war aber leider der Magen-Darm-Virus, der schon nach kurzer Zeit das ganze Schiff in festem Würgegriff hatte. Kreuzfahrtleitung und Kapitän haben hier, nicht nur nach unserem Dafürhalten, nicht mit offenen Karten gespielt und alles getan, um die Beteiligung des Veranstalters möglichst klein zu halten. Zum Glück war der Durchfall zwei Tage nach unserer Rückkehr in der Heimat wieder Geschichte. Der Schriftverkehr mit Nicko-Tours dauerte hingegen mehr als zwei Monate und endete damit, dass wir noch einen Reise-Gutschein erhielten. Selbstverständlich aus Kulanz und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht.

Ob und wann wir noch einmal eine Flusskreuzfahrt buchen, ist ungewiss. In absehbarer Zeit sicher nicht, zumal das Krisenmanagement auf der Primadonna offensichtlich nicht besser geworden ist. Bei zwei folgenden Kreuzfahrten traten nämlich die gleichen Probleme schon wieder auf, wie man auf diesem Bewertungsportal nachlesen kann. 

Dieser Bericht kann und will keine Empfehlungen an interessierte Leser geben. Hier gilt wirklich, dass jeder seine eigenen Erfahrungen machen sollte. Vielleicht konnte ich dem einen oder anderen aber doch einige Tipps mit auf den Weg geben. Ich bedanke mich für den Besuch auf www.kurzgeschichten-und-meer.de und freue mich auf ein Wiederlesen an anderer Stelle.

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