Hinweis zum Lesen des Berichtes:

Alle Vorschaubilder vergrößern sich nach Klick! So weit im Bericht die Campingplätze mit einem Link versehen sind, gelangen Sie nach einem entsprechenden Klick auf die Unterseite "Skandinavischer Huettenzauber", wo alle von uns genutzten Campinghütten chronologisch aufgelistet sind.

Ergänzt wird jeder Teil-Bericht durch ein umfangreiches gesondertes Fotoalbum. Der Link hierzu befindet sich jeweils am Anfang des entsprechenden Berichtes. Skandinavien Teil I enthält 110 Bilder und kann hier aufgerufen werden:

Skandinavien 2009 - Teil 1

Nach Öffnen des Fotoalbums kann man u.a. eine Diaschau aufrufen. Ein Klick auf "F11" vergrößert die Fotos bildschirmfüllend. Je nach Lust und Laune kann man auch die Dauer der Anzeige abändern. So steht einem ungetrübten Sehvergnügen nichts mehr im Weg.

 

Reisetagebuch Skandinavien

Mein letzter Arbeitstag war am 9. Juni 2009. Die letzten Vorbereitungen für die große Reise werden getroffen. Man spürt, es ist ein Riesenunterschied, ob man sich mal schnell in den Flieger setzt und für zwei Wochen in die Türkei düst oder ob man eine derart aufwendige Fahrt mit dem eigenen Auto unternimmt. Von den Planungen, die zum Teil schon vor mehr als einem Jahr mit den ersten Buchungen einzelner Hütten begonnen haben, ganz zu schweigen. Das Equipment, das wir mitnehmen müssen, würde manchem Single-Haushalt zur Ehre gereichen. Unser vergleichsweise kleiner Opel Meriva wird mit jeder Kiste, mit jeder Reisetasche und Tüte noch enger und kleiner als er eh schon ist. Hoffentlich passt auch alles rein: Eierkocher, Töpfe, Toilettenpapier, Campingstühle und und und. Das folgende Bild vermittelt hier nur einen sehr oberflächlichen Eindruck:

Kaum hatten wir Koffer, Taschen und Kisten auf dem Weg aufgereiht, kamen auch schon einige Nachbarn, um uns mit ihren Kommentaren zu beglücken. "Wo fahren Sie denn hin?" "Zum Nordkap? So weit? Um Gottes willen!" Da wusste man nicht, war es Neid, Ehrfurcht, Staunen oder von allem etwas? Wir bemühten uns, nicht so genau darüber nachzudenken, denn auch für uns war das eine Premiere: 10.000 Kilometer in nur vier Wochen. Würde das überhaupt gehen? Diese Frage hatten wir oft genug diskutiert, aber jetzt gab es ohnehin kein Zurück mehr. Das Abenteuer "Von Niederbayern zum Nordkap und zurück" konnte beginnen.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Gefahrene Kilometer Landshut-Rostock: 770 Kosten für Übernachtung: 53,00 Euro, Ausgaben für Abendessen: 23,00  Euro                         

 

 

 

 

 

Pünktlich um 8.00 Uhr morgens starten wir. Niederbayern "Adieu". Die Wettervorhersage außerhalb Bayerns war katastrophal: Regen, heftige Böen! Und so kam es dann auch. Wegen des Feiertages hielt sich immerhin der Lkw-Verkehr in Grenzen. Die Fahrt führte über Regensburg, Hof, Leipzig, Potsdam nach Rostock. Ein Schlauch von 770 Kilometern. Deutschland ist größer als man denkt!

Wir machen nur zweimal Pause. Zunächst gab es eine schnelle Tasse Kaffee im Stehen, die zweite Pause legten wir bei unserem geliebten McDonald's am Rastplatz "Linumer Bruch" ein. Um 17.00 Uhr kommen wir in Rostock an. Das heutige Tagesziel: das Hotel Citymaxx, ein schönes und preiswertes 3-Sternehotel mit allen Annehmlichkeiten.

 

Der Empfang durch Carolin an der Rezeption war sehr freundlich und zuvorkommend. Mit 53,00 Euro für das Doppelzimmer war das Citymaxx ein echtes Schnäppchen. Wer meine Kritik bei Holidaycheck nachlesen möchte, klickt bitte hier:  Citymaxx Rostock 

Zum Abendessen gehen wir in die unmittelbar neben dem Hotel liegende Pizzeria "La Casa". Ein "Italiener", der sich als Inder entpuppt. Der Laden macht einen ziemlich ungepflegten Eindruck, aber wir sind zu müde, um nach etwas anderem Ausschau zu halten. Außerdem zieht langsam aber sicher ein ausgewachsener Sturm auf. Wir sehen zu, dass wir wieder in unser Quartier kommen und gehen früh ins Bett, schließlich müssen wir um 4.30 Uhr aufstehen, weil wir zeitig auf die Fähre und kein Risiko eingehen wollen.

Freitag, 12. Juni 2009

Gefahrene Kilometer Trelleborg-Jonköpping: 360, Kosten für Übernachtung: 795,00 SEK, Essen bei McDonalds: 12,00 Euro

 

 

 

 

Um 4.30 Uhr klingeln unsere Handys. Sicherheitshalber haben wir beide einen Weckruf eingestellt. Das Hotel Citymaxx ist personaltechnisch nämlich so renditestark ausgestattet, dass um diese nachtschlafene Zeit weder die Rezeption besetzt ist, noch sonst irgendjemand im Haus anzutreffen ist. Nach einer Katzenwäsche machen wir uns auf zum Überseehafen Warnemünde, wo die "Tom Sawyer von der TT-Line" um 8.00 Uhr ablegen soll. Wir freuen uns, denn wir sind die ersten. Die im Internet gefundene Info, wonach man früh vor Ort sein soll, erwies sich nicht unbedingt als Volltreffer, denn m.E. waren es insgesamt sicher nicht mehr als etwa 25-30 Pkw's und noch weniger Gespanne und WoMos.

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Wir warteten dann geduldig und nach ca. 90 Minuten, gegen 6.30 Uhr, kam die Schalterdame, drückte uns die Voucher und Karten für unsere Kabine und das Frühstück in die Hand und fragte uns allen Ernstes, ob wir denn wüssten, worauf wir uns mit dieser Überfahrt nach Trelleborg da einließen. Dabei lachte sie, um uns im gleichen Atemzug zu beruhigen. Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl, das sich verstärkte, wenn der Blick Richtung Himmel wanderte.

Im Hafen tummelten sich Schiffe von "Scandlines" und "TT-Line". Um 7.30 Uhr begann das Einfahren in den Schlund der Fähre, die "Tom Sawyer" (eine ausführliche Kritik zur Fähre gibt es ebenfalls wieder bei Holidaycheck) hatte einen Riesenhunger und verschlang vor allem Lkws im Dutzend. Wir suchten uns sofort ein Plätzchen auf Deck 6, das wir ganz vorne bei einem älteren Ehepaar aus Schwerin fanden. Die T.S. machte einen guten Eindruck, wenngleich man ihr ansah, dass sie nicht mehr ganz taufrisch war. Dann labten wir uns am wirklich guten Frühstücksbufett, das für 11,00 Euro alles bot, was man sich erwartet: Granini-Orangensaft bis zum Abwinken, Kaffee so viel man trinken konnte, sehr krosse Brötchen, Rühreier, Speck, Würstchen, Bratkartoffeln, Wurst und Käse. Mein Arzt hätte mich zwar gerügt, ob des hohen Fettgehalts der Speisen, aber ausgewogen essen wir dann nach unserer Rückkehr wieder!

Die Ausfahrt bescherte uns auch ein kleines Intermezzo mit der AIDAluna:

Nachdem die T.S. die Ostsee erreicht hatte, sahen war dann, was uns in den nächsten fünf bis sechs Stunden erwarten würde: stürmische See mit meterhohen Wellen. Die übrig gebliebenen Tabletten der letzten Kreuzfahrt mit der Costa Victoria kamen zum Einsatz und verrichteten gute Dienste. Wir hatten jedenfalls keinerlei Probleme. Auch die Unterhaltung mit dem freundlichen Paar aus Schwerin war angenehm und kurzweilig. Dann zogen wir uns für zwei Stunden in unsere Kabine Nr. 5006 auf Deck 5 zu einem kleinen Nickerchen zurück. Das war doch recht angenehm, weil wir aufgrund der unchristlichen Weckzeit noch recht müde waren. Als wir nach etwa zwei Stunden wieder ins Restaurant zurückkehrten, kam aus dem Lautsprecher die alles andere als zuversichtlich klingende Durchsage: "Die Einfahrt in den Hafen von Trelleborg verzögert sich für unbestimmte Zeit!" Uns schwante Fürchterliches. Den Hafen schon vor Augen zu haben und dann mit einem Schiff eine Warteschleife nach der anderen zu fahren, das ist nicht gerade beruhigend.

Wir begannen nicht nur nervös zu werden, sondern bekamen phasenweise richtiggehend Angst. Außerdem hatten wir Bedenken, unser Quartier, eine vorgebuchte Hütte auf einem Campingplatz in Jonköpping nicht zu erreichen. Da hatten wir noch ca. 350km Autofahrt vor uns. Schließlich wurde es ernst. Die T.S. steuerte geradewegs auf die Hafeneinfahrt zu. Ich kann es nicht beurteilen, aber ich denke es war eine nautische Meisterleistung des Kapitäns, die T.S. heil und ohne Kratzer in Trelleborg anzulegen. Später haben wir telefonisch erfahren, dass für diesen Tag eine Sturmflut vorhergesagt war. Ganz so schlimm kam es zum Glück für uns alle aber dann doch nicht.

Eine Stunde später als geplant, um kurz vor 15.00 Uhr legten wir an und kurz darauf verließen wir die Fähre, um nur 5 Minuten später vor dem Tourist-Office in Trelleborg zu parken. Ich wollte mir lediglich Info-Material besorgen und wäre beinahe ein Spielball des tosenden Sturmes geworden. Außerdem stank es dermaßen nach Fisch, dass einem übel werden konnte. Vergleichbares hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Dann ging es weiter. Schließlich mussten wir noch nach Jonköpping. Dort, am Vättarnsee, hatten wir die teuerste Hütte der Rundfahrt gebucht. Aber wir mussten erst einmal hinkommen. Um es kurz zu machen: Die Fahrt war der reinste Horrortrip. Starkregen wechselte sich mit extremen Sturmböen ab. Ständig hatten wir das Gefühl, der Meriva würde jeden Augenblick umkippen. Auch die Gesichtsfarbe von Sonja war dem Wetter angepasst: grau und aschfahl. Trotzdem erreichten wir unbeschadet unter Mithilfe des Navigationsgerätes gegen 21.15 Uhr den Campingplatz in Jonköpping. Vom Vättarnsee sahen wir nichts, im Gegenteil es kam auch noch Nebel in die Regensuppe und das Ganze ergab dann ein richtig schmackhaftes Wettermenü. Unsere Komforthütte auf dem Campingplatz "Jönköping SweCamp Villa Björkhagen" konnten wir kaum nutzen. Wir fielen hundemüde in die Betten.   

   SamstagSamstag, 13. Juni 2009

Gefahrene Kilometer: Jonköpping - Stockholm 390 km, Kosten für Übernachtung: 800,00 SEK (75,00 €)

 

 

 

Die erste Nacht auf schwedischem Boden war unserem Rücken nicht gerade förderlich. Wir klagten beide über Kreuz- und Nackenschmerzen, immerhin gab es an der Wetterfront einen (kleinen) Lichtblick: es regnete nicht mehr. Es war nur noch grau, manchmal auch dunkelgrau und auch beim Check-Out machte man uns keine Hoffnung auf Besserung. Schweden hat das Blau offensichtlich nur in seiner Flagge!

Heute hatten wir eine Fahrt mit knapp 400 km bis Stockholm vor uns. Gegen 9.00 Uhr ging es los. In der Karte des ADAC, der uns mit hervorragendem Material versorgt hatte, stießen wir auf Infos zu "Schloss Gripsholm", das etwa 70 km vor Stockholm an der "E 20" lag. Kurzentschlossen machten wir einen Abstecher zu dem von Kurt Tucholsky im gleichnamigen Roman so liebevoll beschriebenem Schloss. Es liegt im Gemeindebereich von Mariefred, einem romantischen kleinen Ort mit den pittoresken rot oder gelb gestrichenen Häusern, einem kleinen Jachthafen und ... einem gebührenfreien Parkplatz. Sehr zu unserer Freude regnete es immer noch nicht und so schlenderten wir durch den Schlosspark. Man kan auch durch das Schloss gehen, ohne dafür zu bezahlen, lediglich die Führungen sind kostenpflichtig.

Einen Farbtupfer der besonderen Art erspähten wir im Zentrum von Mariefred: das gelb angestrichene Rathaus. Gerade als wir ankamen, stellte sich ein frisch verliebtes und getrautes Paar den zahlreichen Gästen, die knipsten was das Zeug hielt. Wir sahen das als gutes Omen, schließlich war es eine unserer ersten Begegnungen unserer Reise. Der Ort Mariefred, Schloss Gripsholm, das Brautpaar, all das beflügelte die Fantasie. Schweden gefiel uns auch in seinen Grautönen. Letztere hat auch Kurt Tucholsky hier erlebt, der im Sommer 1929 mit seiner Geliebten in einem Anbau von Schloss Gripsholm einquartiert war und sich wohl dadurch zu seiner amüsanten Sommergeschichte inspirieren ließ. Tucholskys Asche wurde unter einer Eiche in der Nähe des Schlosses beigesetzt. Sogar auf einem Wegweiser ist ein Hinweis zu seinem Grab zu finden.

Nach etwa 90 Minuten machten wir uns wieder auf den Weg zum Parkplatz. Warum? Es hatte wieder zu regnen begonnen! Also fuhren wir weiter nach Stockholm. Dort überraschte uns ein Verkehr, den wir in der Heftigkeit bei weitem nicht erwartet hatten. Von wegen schwedische Idylle! Hier war Schluss mit lustig. Auto an Auto, Stoßstange an Stoßstange. Wir hatten den Eindruck, dass Stockholm mehr Autos als Einwohner hat. Um 16.00 Uhr erreichten wir unseren Campingplatz (Ängby Camping), der 10km westlich der City lag.

Stolz nahmen wir unsere Hütte in Besitz, die zwar keinem Vergleich zu jener vom Vortag standhielt, denn sie war nicht nur klein, um den Ausdruck putzig zu vermeiden, sie verfügte auch über (fast) keinen Komfort. Immerhin hatten wir einen Kühlschrank, den konnten wir auch brauchen, weil wir zwei Nächte hier verbringen sollten. Am Empfang wuselte die Besitzerfamilie eifrig im angeschlossenen Mini-Markt herum. Dort kauften wir Käse, anschließend kochten wir uns ein Erbsensüppchen und verzehrten noch ein paar Kekse. Ein wahrlich kalorienarmes Abendessen. Schließlich studierten wir ausgiebig den Reiseführer und machten einen "Sightseeing-Plan" für Stockholm. Wir hatten jetzt eineinhalb Tage Zeit, um diese großartige Stadt ausgiebig zu erkunden. Die Fähre nach Helsinki fuhr ja erst am 15.6.09.

Sonntag, 14. Juni 2009

Die Tage werden lang und länger und der Regen will einfach nicht aufhören. Auch an der Rezeption dieses Campingplatzes kann man uns keine Hoffnung auf Besserung machen. Die SMS-Nachrichten aus der Heimat versprechen ebenfalls nicht das Blaue vom Himmel, weil Selbiges derzeit Mangelware ist. Wir haben jetzt den vierten Tag in Folge seit unserer Abreise aus Landshut Regen. Das zehrt an den Nerven und Frust macht sich breit. Aber gegen schlechtes Wetter ist einfach kein Kraut gewachsen.

Gegen den Frust hilft vielleicht "Sightseeing". Also sagten wir dem "Herrn des Regens" den Kampf an, hüpften in die wetterfesten Klamotten und machten uns zu Fuß auf den Weg zur U-Bahn, die hier "Tunnelbana" heißt. U-Bahnfahren funktioniert auch in Stockholm wie in den meisten Großstädten dieser Welt. Man merke sich die Farbe der Linie, die man benutzt und sehe nach, wo sich das Ziel befindet. Dann erkundigt man sich mit seinem Schulenglisch bei immer bestens gelaunten, lächelnden Stockholmer Fahrkartenschalterbeamten nach dem "Wie", "Wann" und "Wo" und steige in modernste U-Bahnzüge, die einen zum Ziel bringen. Wir hatten uns eine 20-Streifenkarte gekauft, die für 2 Tage reichen sollte und 180,00 SEK (= damals etwa 17,00 Euro) kostete.

Wir stiegen an der Haltestelle "Ängbyplan" ein und fuhren nach "Gamla Stan" (Altstadt, bei diesem Zielort kann man eigentlich nichts falsch machen!). Dort, auf der Stadtteilinsel "Riddarholmen" steht u.a. das "Königliche Schloss". Es ist die offizielle Residenz des Königs und dient Repräsentationszwecken. Privat wohnen Königs auf Schloss Drottningholm. In den Monaten Mai bis August ist das Schloss täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Das Königliche Schloss in Stockholm ist, man glaubt es kaum (die Queen wird darob "not amused" sein!), der größte Palast der Welt mit sagenhaften 608 Räumen, die wir allerdings nicht nachgezählt haben.

Uns hat hauptsächlich die Wachablösung interessiert, die ab etwa 13.00 Uhr (hier waren sich der ADAC- und der Dumont-Reiseführer nicht ganz einig) für gute Unterhaltung bei den trotz des Sauwetters reichlich anwesenden Touristen sorgte. Hier sieht man (frau), dass auch andere Monarchien außerhalb Großbritanniens sehr an Traditionen hängen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb gerade viele Bayern ihrem König Ludwig nachtrauern. Das Spektakel war jedenfalls eine willkommene Abwechslung in der regenreichen Stockholmer Tristesse. Die Wachablösung ist im Übrigen in dem halbrunden Bereich des äußeren Burghofes zu bewundern.

Zum Aufwärmen begaben wir uns anschließend in die Krönungskirche Storkyrkan. Sie ist schräg gegenüber vom Schloss und glänzt mit einem nicht alltäglichen Stilmix aus Barock und Backsteingotik. In dem beeindruckenden Gotteshaus, in dem sich auch Carl-Gustav und Silvia das Ja-Wort gegeben haben, kommen Kirchenliebhaber voll auf ihre nicht zu zahlenden Kosten. Schon im Jahre 1270 wurde mit dem Bau begonnen, es ist damit das älteste Gebäude der Stadt. Prunkstück ist sicher die im linken Seitenschiff befindliche über 3,50 Meter hohe Skulptur des Drachentöters St. Göran, die der Lübecker Bildhauer Bernt Notke mit edlem Elchgeweih und Rosshaar ausgestattet hat. Womöglich hat Tolkien hier Anleihen für seine "Herr der Ringe" - Trilogie genommen. Es hätte noch so viel mehr zu sehen gegeben, aber wir waren durchnässt und mit den klammen Fingern war es kaum möglich vernünftige Fotos zu machen. Wir entschlossen uns daher zur Rückkehr in unsere kleine Hütte. Den Tag ließen wir bei Rühreiern mit Baguette ausklingen.

Montag, 15. Juni 2009

Heute hieß es früh aufstehen, denn, hurra, es regnete nicht mehr. Endlich. Es war zwar immer noch grau, schwarz und ungemütlich windig, aber man wird mit der Zeit bescheiden in Skandinavien. Nach einem letzten Frühstück in unserer Hütte auf dem Campingplatz "Ängby" fahren wir mit unserem Opel zu "Drottningholm Slot". Die Sehenswürdigkeit liegt gerade mal 3,5 Kilometer von unserer Unterkunft entfernt und man hätte zur Not auch zu Fuß gehen können.

Das Schloss Drottningholm oder besser gesagt der Südflügel des nicht ganz kleinen Palastes wird seit 1982 von der königlichen Familie bewohnt. Von Mai bis August können die übrigen Räume von 10.00 Uhr bis 16.30 Uhr besichtigt werden. Wir waren jedoch schon um 8.30 Uhr vor Ort und wollten nur den riesigen Schlosspark in Augenschein nehmen. Auch wenn wir keine Postkartenaufnahmen machen konnten, haben wir unsere Wanderung dort doch genossen, nicht zuletzt deshalb, weil außer uns nur noch ein paar Gärtner und Gänse vor Ort anwesend waren.

Die Anlagen waren sehr gepflegt und so schlenderten wir in aller Ruhe durch den Park, der bereits 1991 von der UNESCO in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde. Erfreulich: Parkplätze gibt es reichlich und auch hier, wie schon in Mariefred bei Schloss Gripsholm, sind diese gebührenfrei.

Da an diesem Tag unsere Fährüberfahrt mit der "Silja Symphony" um 17.00 Uhr anstand, entschlossen wir uns, quer durch Stockholm zu fahren und in der Nähe von "Silja Terminalen" zu parken. Dort an der Endstation der roten Metrolinie "Ropsten" stehen sehr viele Parkplätze zur Verfügung. Für 30 SEK kann man dort den ganzen Tag parken! Und außerdem überraschend unkompliziert: das Bezahlsystem. Einfach Kreditkarte durch den Leser schieben, gewünschten Betrag eintippen (in diesem Fall 30 SEK), fertig.

Mit dem Tunnelbana-System Stockholms hatten wir uns schon am Vortag vertraut gemacht und kannten uns daher bereits aus. "Gamla Stan" (Altstadt) ist zwar nicht der zentrale Knotenpunkt, aber von dort sind alle wichtigen Sehenswürdigkeiten mit einem kurzen Fußmarsch zu erreichen. Da wir uns aber Zeit lassen und keinen Marathon absolvieren wollten, haben wir uns lediglich einige Perlen heraus gesucht: Riddarholmenkyrkan, die wunderschöne deutsche Kirche St. Gertrud und die Kirche Santa Klara. Und schließlich bummelten wir noch durch die Gassen und Gässchen von Gamla Stan, die mit ihrem verspielten Charme Jung und Alt in ihren Bann ziehen.

Auch ein preiswertes Lunch für 90 SEK (etwa 9,00 Euro) haben wir uns zum Abschied von Schweden noch gegönnt. Und weil IKEA gerade nicht in der Nähe war, haben wir die unvermeidlichen Köttbullar in einem Cafe verspeist. Im Süden von Gamla Stan, auf dem "Katharinahissen", sind wir Stockholm aufs Dach gestiegen. Für 20 SEK hin und zurück kann man mit dem Aufzug nach oben fahren und hat einen wunderbaren Ausblick.

Unser Schweden-Fazit:

Land und Leute haben uns sehr gut gefallen, wenngleich wir vom Land nicht allzu viel gesehen haben. Alle, die uns begegnet sind, vom Tankwart bis zur Verkäuferin, vom Parkhausangestellten bis zum Eintrittskartenverkäufer, waren ausgesprochen freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit und wirklich (ausnahmslos) jeder sprach fließend Englisch. Eine Erfahrung, die wir später auch noch in Finnland, Norwegen und Dänemark machten. Darüber hinaus dürfte das ein Umstand sein, der einem in Deutschland in dieser Form sicher nicht begegnen wird. Nicht von ungefähr ist der Lebensstandard in Schweden höher als bei uns, das liegt sicher nicht zuletzt am Bildungssystem. Gut gefallen hat uns das unkomplizierte Bezahlen mit Kreditkarte, die vielen kostenlosen Parkplätze, das Preisniveau, das dem in Deutschland vergleichbar ist und natürlich ganz besonders Stockholm.

Gegen 15.30 Uhr stiegen wir wieder in unser Auto und fuhren die knapp eintausend Meter zum Terminal von Tallink Silja, wo die Silja Symphony, ein Fährschiff der Extraklasse, schon wartete.

Um 16.30 Uhr fuhren wir in unserer Pkw-Schlange in den Bauch des Schiffes, der so gefrässig schien, dass es uns endlos lange vorkam, bis der Rumpf gefüllt war. Die Silja Symphony ist, ähnlich wie die Schiffe der "Color Line", ein so genanntes Erlebnisschiff. Das heißt Entertainment wird hier groß geschrieben. Leider verwechseln das viele mit "Besäufnis". Gerade für viele junge Skandinavier ist eine solche kurze Reise daher die Gelegenheit, sich vergleichsweise preiswert "die Kante zu geben". So gibt es einen halben Liter Spatenbier oder Franziskaner-Weißbier für etwa 5,00 Euro. Ein Preis, der bei Nordländern für Jubelsprünge (im wahrsten Sinne des Wortes) sorgt. Ich empfehle, die äußeren Heckbereiche von Deck 10 oder 11 zu meiden. Hier entleeren sich manche Zeitgenossen und der Gestank ist leider entsprechend. Auch vor dem "Club Bali" riecht es ähnlich. Das verwässert den wirklich guten Eindruck des schönen Schiffes doch sehr. Wer Interesse hat, kann eine ausführliche Bewertung der Silja Symphony bei Holidaycheck nachlesen.

Die Silja Symphony ist konzeptionell an die amerikanischen Kreuzfahrtschiffe angelehnt. So erstreckt sich die "Unterhaltungsmeile" mehrere Decks hoch, so dass die Passagiere der Innenkabinen einen Blick auf das dortige Treiben werfen können. Uns hat jedoch ausschließlich die fantastische Fahrt durch die Schären interessiert. Nach der Ausfahrt um kurz nach 17.00 Uhr haben wir ein Upgrade in eine Außenkabine gebucht, das nur 60,00 Euro mehr gekostet hat.

Pünktlich zur Ausfahrt ließ sich vereinzelt sogar die Sonne sehen, so dass wir uns im Dutzend an vorüber ziehenden Inseln und Inselchen, manchmal ist es gar nur ein kahler Brocken Fels, der verstohlen aus dem Wasser lugt, erfreuen konnten. Hier sieht man dann auch die sprichwörtlichen roten Häuser mit Fahnenmasten, Badesteg, Segel- oder Motorboot am kleinen Kai. Ein unvergessliches Erlebnis, das uns in seinen Bann zog.

Mit diesen Bildern im Kopf schläft es sich doch gleich viel besser. Weil wir das sehr empfehlenswerte Frühstücksbüfett ausgiebig nutzen wollten, standen wir am nächsten Morgen sehr früh auf und konnten so auch noch schöne Bilder von der Hafeneinfahrt in Helsinki machen, das eine Stunde vor unserer Zeit liegt.

Dienstag, 16. Juni 2009

Tagesziel: Helsinki, Rundgang durch die finnische Hauptstadt, Übernachtung: Rastila-Campingplatz in einer 2-Personen-Hütte, Preis: 45,00 Euro.
 

Am späten Nachmittag fuhren wir dann zu unserer nächsten Hütte auf dem "Rastila"-Campingplatz in Helsinki. Dort erlebte ich eine Premiere, ich durfte zum ersten Mal im ersten Stock schlafen. Da ich Angst hatte, beim Umdrehen aus dem Bett zu fallen (selbiges ist ja nur etwa 80cm breit!), ging ich zur Rezeption und fragte nach einem "Fangschutz". Die Dienst habenden Damen sahen mich erst fragend an, dann bekamen sie einen Lachanfall. Eine derartige Anfrage hatten sie in all den Jahren noch nicht und ein "Flug"-Unfall wäre außerdem auch noch nicht vorgekommen. Trotzdem nahmen sie meine Bedenken durchaus ernst und schließlich fand sich doch noch ein dicker Karton, den ich zwischen Maratze und Holzgestell stecken konnte. Derart gut ausgestattet verbrachte ich doch noch eine ruhige und sichere Nacht.

Der erste Reiseabschnitt geht damit zu Ende. Es folgt eine schier endlose Fahrt durch die finnische Seen- und Wälderlandschaft. Einen Elch treffen wir leider nicht, aber stattdessen haben wir eine durchaus interessante Begegnung mit dem Weihnachtsmann. Wenn Sie immer schon einmal wissen wollten, wie "Santa Claus" aussieht, dann lesen Sie Teil 2 des Berichts: Von Helsinki zum Nordkap.

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