Savona, 10. Nov. 2008

Das "Today" des heutigen Tages machte uns unmissverständlich klar, dass es hieß Abschied zu nehmen. "Auf Wiedersehen" schrie es uns auf Seite 1 entgegen. Wir machten uns also ein letztes Mal auf ins Sinfonia auf Deck 5, um noch einmal ein Frühstück mit Service zu genießen. Das vertraut gewordene "Orange juice, Sir?" würde ich vermissen, den Blick auf das Meer sowieso. Gegen 9.00 Uhr erreichten wir Savona, es war etwas windig, das Thermometer zeigte um die 14 Grad und wir begaben uns nach oben auf Deck 11 zum "Grill Terrazza" im Heckbereich, wo wir uns von unseren Tischnachbarn verabschiedeten. Die Victoria war wieder, wie fast immer während der gesamten Reise, überpünktlich. Routiniert steuerten Kapitän Mario Moretta und seine Mannschaft das Schiff an die Anlegestelle. Dort sahen wir bereits die Costa Concordia, die augenscheinlich schon bereit für die Aufnahme neuer Passagiere war.

Sonja und ich dachten beim Anblick dieses wunderschönen Schiffes dasselbe: "Lass uns gleich drüben wieder an Bord gehen!" Aber zunächst mussten wir erst einmal von der Victoria herunter kommen. Die nötigen Infos dazu hatten wir wieder dem "Today" entnommen. Wir sollten uns auf Deck 7 im "Concorde Plaza" einfinden, je nachdem welcher "Farbgruppe" man zugeordnet war, konnte man das Schiff dann in einem 10- bis 15-Minuten-Rhythmus verlassen. Das Prozedere begann ca. um 9.30 Uhr und eine Stunde später konnten wir von Bord gehen.

Der Rest gestaltete sich ebenfalls völlig unkompliziert. Wir wurden in das unmittelbar vor uns liegende riesige Zelt geleitet. An einem Tisch, der im rechten Bereich aufgestellt war, verwaltete ein Costa-Mitarbeiter die Autoschlüssel, die wir am 30.10.08 vor dem Einschiffen abgegeben hatten. Wir drückten ihm unsere Quittung über die bezahlte Parkgebühr in die Hand und Sekunden später hatten wir die Autoschlüssel. Auch das Auffinden der Koffer, die sich ebenfalls in besagtem Zelt befanden, war leichter als erwartet, von Chaos jedenfalls keine Spur. Und unseren Wagen hatten wir bereits erspäht, als wir uns noch auf der Victoria befanden, von Deck 11 hatten wir nämlich einen prima Überblick. Dank unserer niedrigen Einschiffungsnummer stand unser Fahrzeug an allererster Stelle. Während die meisten Reisenden auf ihre Busse warteten oder versuchten, irgendwie zum Flughafen zu kommen, starteten wir relaxed und unerwartet früh unsere Rückreise, die komplikationslos verlief. Gegen 20.00 Uhr hatten wir unsere niederbayerische Heimat erreicht, die Kreuzfahrt vom 30.10.08 bis 10.11.08 war nur noch eine schöne Erinnerung.

Wir verlebten wunderbare Tage an Bord der Costa Victoria und besonders die Route zu den Kanarischen Inseln und nach Madeira war sehr gut gewählt. Die Erwartungen waren, insbesondere vor dem Eindruck unserer ersten Kreuzfahrt mit der Costa Mediterranea, sehr hoch, wurden aber, zumindest im Hinblick auf die Reiseerlebnisse sogar noch übertroffen. Das Schiff selbst hat uns gefallen, aber nicht begeistert.

Hier zum Nachlesen einige Daten: Baujahr 1996, BRT 75.166, Länge 252,5 m, Breite 32,2 m, Passagiere 2394,
Besatzung 766, Kabinen 964, Decks 12

Fazit und allgemeine Informationen zur Costa Victoria

Laut Beschreibung sind "Leichtigkeit und Transparenz" das Thema der Costa Victoria. Nach unserer Erfahrung würden wir das Schiff in die Kategorie "gemütlich" einstufen. Die Innenarchitektur ist bei weitem nicht so verspielt wie z.B. auf der Mediterranea, angenehme Pastelltöne vermitteln eine wohlige, auch menschliche Wärme. Nicht nachvollziehen konnten wir daher einige Kommentare, z.B. bei Holidaycheck, über angeblich schlechten Service, eintöniges Essen, grauenhafte Shows usw. Nun ist die Victoria sicher kein Grandhotel, als das es schon mal beworben wird, aber auch im Fall der einen oder anderen schlechten Erfahrung ist es sicher gut, eine Nacht darüber zu schlafen.

Dass die Kabine nicht gerade groß sein würde, wussten wir vorher. Unsere Innenkabine war in der Tat mehr als klein. Immerhin funktionierte die Klimaanlage einwandfrei und auch über die Dusche gibt es nichts Nachteiliges zu berichtigen. Der häufig beklagte Duschvorhang hat bei uns jedenfalls keinen nachhaltig schlechten Eindruck hinterlassen. Dass das Nachtkästchen schon bessere Zeiten hinter sich hat und eine Glühbirne ab und an blinkte, sind allenfalls Randerscheinungen. Wer einen günstigen Preis haben möchte, muss wissen, worauf er sich einläßt. Darüber hinaus verbringt man die Zeit auf der Kabine meistens ohnehin nur zum Schlafen, waschen und ankleiden. Trotzdem war die Mediterranea der Victoria in Sachen Komfort doch deutlich überlegen. Enttäuscht hat mich vor allem der Fitnessbereich, der  doch sehr klein geraten ist, ständig übervölkert und auch sehr eng war. Kein Vergleich zur Mediterranea, wo man vom Laufband einen herrlichen Blick aufs offene Meer hatte und der Eindruck vermittelt wurde, sozusagen mit den Wellen zu laufen.

Dass im Jahr 2004 umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, kann man zwar überall nachlesen, aber in den Bereichen, die von uns genutzt wurden, haben wir davon nicht unbedingt etwas bemerkt. Von einigen Passagieren, die im oberen Bereich Außenkabinen hatten, war zu hören, dass vereinzelt, Wasser in den Kabinen wäre und deshalb ständig Generatoren laufen würden, um das Wasser abzupumpen. Warteschlangen gab es immer wieder auf dem Bufett-Restaurant, das nach unserer Meinung deutlich zu klein und zu eng ist. Wir waren nur selten dort, meist am Nachmittag, um Kaffee und Kuchen zu holen. Stattdessen bevorzugten wir den Service im Restaurant Sinfonia auf Deck 5. 

Auch hier sieht man übrigens, dass das Schiff ursprünglich wohl für weniger Passagiere konzipiert war. Die Gänge vor den Restaurants und dem Theater sind ziemlich eng, auch hier stauten sich immer wieder Menschen, die rein oder raus wollten. Obwohl auf der Mediterranea wesentlich mehr Passagiere untergebracht waren, traten diese Probleme dort nie auf. Ein Extra-Lob gibt es jedoch für die hervorragende Küche, die leicht, abwechslungsreich und sehr schmackhaft war. Hier herrschte wirkliches "Traumschiff-Feeling". Egal ob köstliche Vorspeisen, ausgefallene Hauptgerichte oder die Eistorte, die auch nicht fehlen durfte, hier passte einfach alles. Einen kleinen Eindruck mögen die folgenden Bilder vermitteln:

Die Bestuhlung im Theater wäre ebenfalls renovierungsbedürftig. In die Polster versinkt man derart, dass man nur noch mit Mühe hoch kommt, die Sicht auf die Bühne ist entsprechend eingeschränkt und so muss man schon sehr frühzeitig in der Vorstellung sein, um ein schönes Seherlebnis zu haben. Das ist besonders deshalb sehr schade, weil die Aufführungen wirklich ganz exzellent waren. Egal, ob Tanzeinlagen der Costa-Dancers, Musicalrhythmen, die erstklassige Flamenco-Truppe "Zambra", der Tenor "Ross" oder oder oder .... das Showprogramm verdient die Note 1+!

Vor den Theateraufführungen waren wir auch gerne im Casino und haben uns an den "Einarmigen Banditen" amüsiert, wo man für kleines Geld seinen Spaß haben kann. Eine gute Adresse ist das "Concorde Plaza" auf dem Carmen Deck 7, wo Live-Bands gespielt haben und wo man auch von oben die Szenerie gut beobachten kann. Von hier genießt man tagsüber einen herrlichen Panoramablick auf die See. Bars finden sich im Übrigen reichlich auf der Victoria, auch eine Zigarren-Bar ist vorhanden und natürlich fehlt auch eine Disco nicht.

Wer Lust auf eine schmackhafte Pizza hat, dem können wir die Pizzeria auf dem Butterfly-Deck 12 sehr empfehlen. Wir haben hier nach unserem Casablanca-Ausflug gleich drei Pizzen und einen herrlichen Blick auf die beleuchtete Hassan II.-Moschee genossen.

Informationen   jeglicher Art holt man auf dem Boheme Deck 5 ein, allerdings waren bei uns insgesamt nur vier deutschsprachige Mitarbeiter an Bord, wobei der deutsch-sprachige Host Peter, ein sehr netter Österreicher, jeden Tag Sprechstunde hatte, aber mit Englisch kommt man bekanntlich immer gut über die Runden. Die folgenden Bilder zeigen Ausschnitte aus dem "Today" und dem "Tour-Magazin":

Noch eine Kleinigkeit am Rande: "Costa" ist eine italienische Reederei. Jeder, der eine Reise auf einem Costa-Schiff bucht, sollte sich also darüber im Klaren sein, dass viele Italiener, ggf. auch mit KIndern (besonders in den Ferien!) an Bord sein werden. Diese Feststellung sollte eigentlich völlig überflüssig sein, aber es gibt leider immer wieder Zeitgenossen, die sich im Nachhinein genau darüber beschweren.

Wir konnten auch nicht feststellen, dass irgendwelche Costa-Mitarbeiter, egal ob im Service, in den Geschäften, im Casino oder an den Informations- und Ausflugsschaltern unfreundlich gewesen wären. Uns begegnete man immer mit einem Lächeln, besonders die Kellner, die oft einen 12- oder gar 14-Stunden-Tag haben, seien hier ausdrücklich erwähnt. Die dienstbaren Geister, die ständig irgendwo putzenen oder wischen, sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Nur so ist gewährleistet, dass der (anspruchsvolle) Kreuzfahrer stets ein blitzsauberes Schiff genießen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch auf das mitunter leidige Thema "Trinkgeld" eingehen. Die oft kritisierte Maßnahme, Costa würde seine Gäste zu einem "Zwangs-Trinkgeld" verdonnern, mag diskussionswürdig sein. Ehrlicher wäre es sicher, würde man diese Aufwendungen gleich in den Reisepreis mit einrechnen. Wenn ich allerdings Berichte über andere Veranstalter, z.B. "RCCL" lese, dass Gäste an dem Abend, an dem die Kuverts mit den Trinkgeldgutscheinen verteilt werden sollen, nicht kommen, dann verliere ich schon den Glauben an die Menschheit. Ich möchte hier wirklich nicht missionieren, aber über bestimmte Dinge nachdenken, kann nicht schaden.

Doch so lange es Pflichten gibt, die den Kunden bzw. den Gästen auferlegt werden, wird es immer auch Mitmenschen geben, die Mittel und Wege finden, diese zu umgehen. Dabei wäre es so einfach, einen wirklich schönen Urlaub zu verbringen und viele Glücksmomente genießen zu können. Man muss nur die Augen aufmachen, den Mitreisenden und der Crew hin und wieder ein Lächeln schenken oder wenigstens freundlich sein, dann klappt alles andere wie von selbst. Warum fällt das manchmal nur so verdammt schwer?

Damit bin ich nun aber wirklich am Ende meines Reiseberichtes angelangt. Ich weiß, dass ich den Leserinnen und Lesern viel Stehvermögen abverlangt habe. Darum hoffe ich auch, dass sich die Ausdauer gelohnt hat. Wenn ich nicht nur informiert, sondern auch ein wenig unterhalten habe, bin ich meinem eigenen Anspruch gerecht geworden. Sollte der eine oder andere durch diese Zeilen gar angeregt worden sein, selbst auf große Fahrt zu gehen, würde mich das noch mehr freuen. Allen, die schon eine Reise gebucht oder vor sich haben, wünsche ich einen wundervollen Urlaub mit vielen unvergesslichen Eindrücken. Wer mag, kann sich noch in die unwiderruflich allerletzte Fotoshow stürzen. Ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern für die Aufmerksamkeit und ich freue mich, Sie irgendwann wieder auf meinen Seiten begrüßen zu können.

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"Reiseberichte und Meer" wünscht

"Happy Cruising"

Texte und Fotos © by Helmut Hafner

   


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