Sonntag, 5. Mail 2013 (Valletta - Malta)

Die FTI.Berlin war pünktlich in Valletta, aber leider verpassten wir die Hafeneinfahrt trotzdem. Bereits um 7.00 Uhr tauchten die ersten Häuser der maltesischen Hauptstadt auf, aber da schliefen wir noch. Obwohl die Uhren um eine Stunde zurück gestellt wurden, schafften wir es einfach nicht raus aus den Federn. Aber zum Glück gibt es ja eine Ausfahrt auch noch und vermutlich steht die Sonne dann ohnehin besser. Die Passage von Santorin nach Malta hatte es wirklich in sich, aber trotz des Geschaukels haben wir gut geschlafen. Und wir freuten uns auf ein schönes Frühstück auf dem Sonnendeck. Wie jeden Tag.

Und wie jeden Tag so auch heute stand Romana am Ausgang auf dem A-Deck, bewaffnet mit einem Funkgerät, und wartete auf die Freigabe des Schiffs durch die Behörden. Wir nutzten die Zeit, um sie nach dem schnellsten Weg in die Stadt zu fragen. Sie schickte uns zu einem Durchgang in der gewaltigen Festungsmauer, dort ging es etwas bergauf, dann landeten wir im Innenhof eines Parkhauses und hier fanden wir, wie von Romana beschrieben, einen Aufzug, der uns nach oben brachte. Und eh wir uns versahen, standen wir auch schon vor dem Triton Fountain.

Hier an diesem Brunnen mit den drei Göttern (in der Darstellung halb Mensch/halb Fisch) liegt auch das zentrale Busterminal der Insel Malta. Normalerweise tummeln sich hier viele Einheimische, weil diese Drehscheibe für den Busverkehr das heimliche Zentrum Maltas ist. Aber an diesem Sonntag um kurz vor neun herrschte eher Totenstille. Wenn es überhaupt einen Nachteil gab, dann diesen. Viele Geschäfte waren geschlossen, aber dafür konnte man nach Herzenslust bummeln und schauen. Die Temperaturen waren noch etwas frisch, aber angenehm. Dass wir so schnell auf der Republic Street sein würden, hätten wir auch nicht gedacht.

Schon der erste Blick in die Republic Street ist vielversprechend. Wir können uns wirklich in aller Ruhe umsehen in der kleinsten Hauptstadt der Europäischen Union. Valletta zählt gerade mal 9.000 Einwohner und steht seit 1980 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO. Trotzdem ist Malta der am dichtesten besiedelte EU-Staat. 1.300 Einwohner leben hier auf dem Quadratkilometer. Waren es im 16. Jahrhundert die Osmanen, die Valletta (erfolglos) belagerten, sind es heute die Touristen. Aber die Malteser tragen das mit Gelassenheit und Freundlichkeit. Wir steuern zunächst die St. John's Co-Cathedral an, von der wir schon so viele beeindruckende Fotos gesehen haben. 

Diese, dem heiligen Johannes geweihte und von 1573 bis 1577 gebaute Kirche, wirkt von außen ziemlich unscheinbar, ja geradezu nüchtern. Weil gerade ein Gottesdienst gefeiert wurde, wollten wir aber noch nicht hinein gehen und schlenderten weiter. Also lenken wir unsere Schritte Richtung Upper Barrakka Gardens und kommen dabei an vielen Häusern mit wunderschönen Fassaden vorbei oder entdecken das eine oder andere Überbleibsel der britischen Kolonialherren.

   

Die Briten waren von 1814 bis 1964 Kolonialmacht auf Malta, das seit 2004 Mitglied der Europäischen Union ist. Und zu den Hinterlassenschaften der Briten gehört nicht nur der Linksverkehr, sondern auch Typisches wie Telefonzellen oder Briefkästen.

 

Aber man sieht leider auch Häuser wie dieses:

Die barocke Pracht ist eben nur mit viel Geld zu erhalten und daher wundert es nicht, wenn auch in Valletta, ähnlich wie in Lissabon oder Venedig, der Verfall ganzer Straßenzüge unaufhaltsam voranschreitet. Wir sind ebenfalls voran geschritten und kamen dann an einer Schuhsammlung vorbei, die am Eingang einer Kirche platziert war, in der Gläubige aus Eritrea (vermutlich Flüchtlinge) ihren Gottesdienst abhielten. An einem Sonntag mag das nicht weiter verwundern, aber eine derartige Dichte von Kirchen, Palästen oder Museen findet man wohl nur in Valletta. Auch eine Gruppe Touristen, die mit dem Segway unterwegs waren, sah interessiert auf die Schuhe ohne Inhalt.

 

Vorbei an schönen Plätzen oder Pferdekutschen kamen wir dann zu den Upper Barrakka Gardens, einem von vielen Aussichtsplätzen in Valletta.

 

Die Arkaden, die fantasievoll gestalteten Brunnen oder die gepflegten Blumenbeete, laden nicht nur die Touristen zur Pause während der Sightseeingtouren ein. Auch viele Einheimische kann man hier beobachten. Von hier oben hat man einen fantastischen Ausblick auf den Grand Harbour und die darunter liegende St. Paul's Bastion.

   

   

Acht Kanonen stehen in Reih' und Glied auf der St. Paul's Bastion und es sieht gerade so aus, als ob sie jeden Moment feuern würden.

Viel gefehlt hätte nicht und dann wäre die vorbei gleitende "Columbus 2" unschuldiges Opfer der Kanonen geworden.

Nach dem mehr als kurzweiligen Intermezzo in den Barrakka Gardens brachen wir auf, um zur St. John's Co-Cathedral zurückzukehren in der Hoffnung, endlich Einlass zu finden. Auf dem Weg dorthin kann man auch immer wieder atemberaubende Blicke in die Straßenschluchten von Valletta werfen.

 

Als wir in die St. Johns Street kamen, sahen wir schon die ersten Gläubigen, die die Kathedrale verließen. Der Gottesdienst war offensichtlich zu Ende. 

 

Dann betraten wir ehrfurchtsvoll die Kathedrale, die von Gerolamo Cassar als Konventskirche des Johanniterordens errichtet wurde. Im Jahr 1816 erhob Papst Pius VII. das nach dem Abzug des Johanniterordens verwaiste Gotteshaus zur zweiten Kathedrale des Erzbistums Malta, daher der etwas merkwürdig anmutende Name "Co-Cathedral". Der unbedarfte Besucher, der die vergleichsweise schmucklose Außenfassade sieht, wird vermutlich von der Pracht im Inneren der Kirche erschlagen werden. Begleiten Sie uns bei der folgenden Fotoshow und staunen Sie:

Die vergoldeten Reliefs, die herrlichen Verzierungen und Ausschmückungen oder der ebenfalls sehr prunkvolle Fußboden ließen unsere Digitalkameras heiß laufen. Vergleichbares wird auch der weitgereiste und verwöhnte Tourist nur selten finden. Einziger Wermutstropfen war die Tatsache, dass das Oratorium an diesem Sonntag nicht geöffnet war. Das Prunkstück der Kathedrale, das Gemälde "Die Enthauptung des heiligen Johannes" von Caravaggio, konnten wir daher leider nicht sehen. Aber vielleicht kommen wir ja eines Tages wieder zurück an diesen magischen Ort, dessen Faszination mit dem folgenden kleinen Einspielfilm noch einmal verdeutlicht werden soll.

Da die FTI.Berlin nur fünf Stunden in Valletta blieb, mussten wir diese einzigartige Kirche schon bald wieder verlassen. Wir gingen zur Kreuzung St. John's - Republic Street und wandten uns nach rechts. Hier, auf der Hauptstraße, die sich fast schnurgerade durch die Stadt bis zum Fort St. Elmo zieht, waren jetzt doch deutlich mehr Menschen unterwegs. Valletta war aufgewacht. Unser Ziel war der Großmeisterpalast und weil die maltesische Hauptstadt nicht sehr groß ist, liegen hier die Sehenswürdigkeiten sozusagen nebeneinander. In diesem Fall kamen wir auch noch zwangsläufig an der Nationalbibliothek vorbei.

 

 

Gegen 12.00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zu den Upper Barrakka Gardens. Von dort führt ein kostenloser Aufzug nach unten und man ist ruckzuck im Hafenbereich. Dort erwartete uns bereits die FTI.Berlin.

 

Die Zeit in Valletta verging viel zu schnell. Es gäbe so viel dort zu sehen, aber so ein Aufenthalt im Rahmen einer Kreuzfahrt reicht gerade mal, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Der war aber immerhin so gut, dass wir Lust auf "Meer Valletta" bekommen haben. Übrigens: Ausflüge für Malta können Sie auch bequem von daheim aus buchen und zwar hier:

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Pünktlich um 13.00 Uhr gab Kapitän Oleg Panchenco das Kommando "Leinen los!" und die FTI.Berlin nahm Kurs auf das 231 Seemeilen entfernte Tunis. Wir warfen noch ein paar sehnsüchtige Blicke auf die Festungsmauern von Valletta und stillten dann auf dem Promenadedeck erst einmal unseren Hunger.

 

Am späten Nachmittag, um 17.00 Uhr, gab es dann in der Scirocco-Lounge, eine Premiere: Kreuzfahrtdirektorin Romana lud zum "Vodka-Bingo". Dabei "durfte" man, wenn eine bestimmte Zahl gezogen wurde, einen Vodka trinken. Diesmal hatten wir nicht so viel Glück, Bargeld gewannen andere, aber zum Trost gab es je ein Glas Vodka. Nach dem Abendessen vergnügten wir uns noch wie üblich im Yacht-Club und plauderten mit unseren neuen Bekannten, die wir an Bord kennengelernt hatten. Für Tunis war erneut Sonnenschein vorhergesagt und da unser Ausflug schon um halbneun starten würde, verkrochen wir uns zeitig in die Federn. Ein weiterer herrlicher Tag ging damit zu Ende. Wenn Sie jetzt einzigartige Mosaike sehen wollen, die es in dieser Form nur in Tunis gibt, dann klicken Sie auf den entsprechenden Link.

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