Mittwoch, 06.05.2015 (Kavala-Filippi, Griechenland)

Wir nähern uns ab sofort wieder der Heimat an. Von Istanbul hat die Albatros bis Kavala eine Strecke von 263 Seemeilen zurück gelegt.

Auch heute können wir wieder ausschlafen, denn Kavala, das in der Verwaltungsregion Ostmakedonien liegt, würden wir erst zur Mittagszeit gegen 13.00 Uhr erreichen. Wir frühstückten also wieder auf dem Salon-Deck, wo wir bei spiegelglatter See den griechischen Göttern huldigten.

Nach 1001er Nacht und dem hektischen Treiben in der Millionenstadt Istanbul würde es heute viel ruhiger werden. Zunächst schipperten wir aber noch gemächlich in der Ägäis, wo die Wassertemperaturen immerhin schon bei 18 Grad lagen. Als wir auf der Steuerbordseite die Insel Thassos passierten, war unser nächstes Ziel Kavala nicht mehr weit. Gegen 13.00 Uhr lief die Albatros in den Hafen der 55.000 Einwohner zählenden Stadt ein. Wir sahen schon von Weitem den Aquädukt, der im 16. Jahrhundert von den Türken erbaut worden war.

Das war genau die griechische Idylle, die wir uns vor der Kreuzfahrt erhofft hatten: bunt bemalte Häuser und Fischerboote, geschäftige Fischer, malerische Städtchen in ebensolchen Buchten. Sonja begab sich mir zuliebe heute auf "Trümmertour" zu den "Steinhaufen", wie sie die antiken Stätten gerne abfällig bezeichnet. Im Gegensatz dazu blüht meine Fantasie an diesen Orten regelmäßig auf. Ich kann förmlich sehen wie aus scheinbar unmotiviert aufgereihten Resten von Säulen ganze Tempel, Bibliotheken, Badehäuser oder andere Gebäude entstehen.

Vom Treffpunkt in der Atlantik-Lounge ging es wie immer gemeinsam zum Bus, wo wir von unserer sympathischen Reiseleiterin Dimitra in bestem Deutsch begrüßt wurden.

Bei hochsommerlichen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke ging es etwa 15 Kilometer ins Landesinnere. Unser Ziel war die antike Stadt Philippi (Filippi), die ihren Namen Philipp II. verdankt, der sie 358 v.Chr. erobert hatte. Bekannt wurde die Stadt durch die Schlacht im Jahr 42 v.Chr. , in der die Cäsarmörder Brutus und Cassius von Antonius und Octavianus (dem späteren Kaiser Augustus) geschlagen wurden.

Filippi wurde als Knotenpunkt an der Via Egnatia errichtet, die von der adriatischen Küste bis Byzanz reichte. Die Stadt blühte auf und hatte in ihrer Hochzeit etwa 30 bis 35.000 Einwohner. Sehr gut erhalten ist das Theater, das 2.500 Zuschauern Platz bietet.

Das riesige Ausgrabungsgelände, das beiderseits der heutigen Straße liegt, hat aber noch viel mehr zu bieten. Das führte uns Dimitra deutlich vor Augen, die uns unerbittlich volle zwei Stunden durch die Gluthitze jagte.

So soll sich unter einer als "Basilika A" bezeichneten Kirche aus dem 5. Jahrhundet n.Chr. das Gefängnis des Apostels Paulus befinden (Apostelgeschichte 16, 23-40).

Auf der anderen Straßenseite sind Reste des Forums und einer Säulenbasilika zu erkennen, die nie vollendet wurde, weil die Kirche unter dem Gewicht der Kuppel zusammen brach. Statikprobleme und Baupfusch kannte man also schon im Altertum!

 

 

Es ist wirklich erstaunlich, was die Archäologen hier noch ans Tageslicht befördert haben. Sehr gut erhalten ist u.a. das Taufbecken in der achteckigen Basilika, auch Teile der öffentlichen Bedürfnisanstalt mit noch erhaltenen Marmorsitzen sind zu sehen. Oder Bodenplatten, die deutlich zeigen, dass schon damals so etwas wie Schiebetüren Verwendung fanden.

Natürlich fehlen auch Mosaike nicht, die aber bei weitem nicht an die großartigen Stücke im Bardo-Museum in Tunis heranreichen.

Wir erfuhren von unserer Reiseleiterin auch, dass in Filippi ene gewisse Lydia die erste Makedonierin war, die sich zum Christentum bekannte und hier getauft wurde. Weniger christlich waren die Temperaturen um diese Tageszeit und wir waren daher froh, dass wir unter schattigen Bäumen ein paar Minuten ausruhen konnten. Unser Kulturhunger war für heute gestillt.

Bei weiterhin tropischer Hitze machten wir uns auf die Rückfahrt nach Kavala und legten einen kurzen Fotostopp an einem Aussichtspunkt ein. Von hier konnten wir nicht nur die wie ein Amphitheater angelegte Stadt und den Hafen sehen, sondern auch die Albatros. Ein schönes Bild!

In Kavala seilten wir uns von der Gruppe ab und schlenderten ohne Reiseleitung durch die Gassen und das Hafengelände. Den Aquädukt inspizierten wir aus der Nähe, zum Kastell und dem Imaret, einem von Mohammed Ali (dem Begründer der letzten ägyptischen Dynastie) finanzierten Armenhaus, war uns der Weg zu weit.

Vom anstrengenden Sightseeing erschöpft, ließen wir uns in einem beschaulichen Straßencafe einen Frappe schmecken und genossen die herrlichen Aussichten auf die Stadt Kavala, den Hafen und unser Schiff.

Der Zeitplan während dieser Reise ist straff und daher gingen wir nach einer schnellen Dusche wieder an Deck, wo wir um 19.00 Uhr das Auslaufen verfolgten und letzte Fotos von Kavala und seinem beschaulichen Hafen machten. 

Das anschließende Abendessen nahmen wir im Möwe ein, wo wir uns auf ein ansprechendes Menü freuten. Das Hauptgericht, ein zarter Tafelspitz, erfüllte auch wieder voll und ganz unsere Erwartungen. Auch Vor- und Nachspeisen waren geschmacklich nicht zu beanstanden, wenngleich wir uns zunehmend über den schleppenden Service unseres Hauptwaiters ärgerten.

Nach dem Abendessen sichteten wir noch die Gangway-Fotos am Fotoshop auf Deck 5 und versuchten wieder einmal unser Glück beim Sonnenuntergang.

Wir taten es der Sonne gleich und zogen uns dann auf die Kabine zurück.  Wind, Wetter und strapazenreiche Ausflüge forderten ihren Tribut, da interessierte mich auch das Champions-League-Spiel der Bayern gegen Barcelona nur am Rande.

Am gleichen Abend, wir waren schon am Einschlafen, geschah etwas Unerwartetes. Die Albatros wurde von einem kompletten Stromausfall heimgesucht. Nur kurz darauf meldete sich der neue Kapitän Elmar Mühlebach über die Bordlautsprecher und beruhigte die Passagiere. Man kenne die Ursache noch nicht, vermute jedoch, dass es sich um einen so genannten "Blackout" handelt. Näheres würde man uns morgen mitteilen. Das beruhigte zunächst uns und auch die weiteren Gemüter. Insofern waren wir dem Kapitän für die Information sehr dankbar. In der Folgezeit herrschte auf unserem Deck geschäftiges Treiben. Da unsere Kabine ganz vorne lag und auch noch in unmittelbarer Nähe zum "Electrical Workshop" war es oft etwas lauter. Für Ruhesuchende wäre diese Kabine daher nur bedingt geeignet. Wir beobachteten aber, wie nach und nach Räumlichkeiten und Geräte wieder mit Strom versorgt wurden, so dass wir schließlich beruhigt einschlafen konnten.

 

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