Sonntag, 1. Juli 2012 (Tag 4)

Tagesziel: Roldal, gefahrene Kilometer Oslo - Roldal: 318  Kosten für Übernachtung: 24,16 Euro inkl. Strom und Dusche

 

 

 

Erneut stehen wir um 7.30 Uhr voller Vorfreude auf. Diese erhält jedoch umgehend einen Dämpfer, denn es regnet schon wieder. Dabei wollten wir heute den 60 Meter hohen Aufzug zum Turm der neuen Schanze am Holmenkollen hochfahren. Egal! Wenn wir schon hier sind, dann fahren wir auf jeden Fall zu diesem Mekka des Skisprungs.

Nach dem Frühstück geht es los. Der Regen plätschert unaufhörlich und so verabschieden wir uns ohne Wehmut vom Ekeberg Campingplatz, dessen tolle Aussicht auf Oslo uns aus Wettergründen leider versagt blieb. Das Navi leitet uns sicher durch das fantasiereich untertunnelte Oslo. Viele Autos sind heute nicht unterwegs. Auch den Einheimischen ist anscheinend schon der Spaß an ihrem Sommer vergangen. Ich jage das Womo über insgesamt 17 Kilometer in den Norden der Stadt auf rund 500 Meter Höhe. Nach schier unzähligen Kurven und Kehren stehen wir schließlich vor einem Tunnel. Ende Gelände! Hier geht es nicht mehr weiter. Fast wäre ich mit der Kühlerhaube in der Ablaufluke gelandet ... so dicht waren wir dran. Allerdings haben wir vor lauter Nebel nichts gesehen. Dieser gesellte sich zum Regen noch dazu, so dass man im wahrsten Sinne des Wortes von einer Nebelsuppe sprechen konnte. Geschmeckt hat sie uns nicht!

Oslo zeigte uns schon wieder die kalte oder sollte ich sagen die nasse Schulter. Hier hielt uns nichts mehr. Auf zu neuen Ufern. Vielleicht hatten wir in Heddal, dem Standort der größten Stabkirche Norwegens, ja mehr Glück. Von Oslo ging es auf der E 18 zunächst nach Drammen, dann bogen wir rechts ab auf die E 134. Der Verkehr wurde immer weniger und ab Kongsberg waren außer uns nur noch eine handvoll Autos unterwegs. Norwegische Entschleunigung wie wir sie uns erhofft hatten.

Wenige Kilometer außerhalb von Notodden sahen wir dann die "Gotische Kathedrale aus Holz". Wie aus dem Ei gepellt stand sie da mit ihren imposanten drei Türmen. Und siehe da, es ließ sich sogar ein kleines verträumtes Stück blauer Himmel blicken. Für ein paar kurze Momente hatte es etwas aufgeklart. Als Fotograf muss man da natürlich schnell sein:

Unzählige Touristenbusse hatten wir erwartet, schließlich ist die Stabkirche in Heddal die größte ihrer Art in Norwegen und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen. Zu unserer Überraschung waren aber relativ wenig Touristen vor Ort. Ideal für eine eingehende Besichtigung. Erstmals erwähnt wird dieses imposante Gotteshaus im Jahr 1315. Der Sage nach hat der Troll Finn, wer sonst, die Kirche innerhalb von nur drei Tagen gebaut. Superhelden gab es also auch früher schon. Wir inspizierten die Kirche von allen Seiten und fotografierten sie natürlich von vorne und hinten, von rechts und links. Nur von oben und unten wollte es nicht so recht klappen.

 
 

Schon bei unserer Nordkap-Tour 2009 hatten wir ein Faible für die Stabkirchen entwickelt. Im Laufe der Puffin-Tour sollten wir noch mehr Exemplare zu Gesicht bekommen. Immer wieder schön sind die großzügig angelegten Friedhöfe mit zum Teil sehr alten Grabkreuzen. In Heddal kann man viele aus dem 19. Jahrhundert sehen.

Eine sofortige Besichtigung der Kirche selbst musste dann jedoch wegen einer Taufzeremonie zurückgestellt werden. Es war uns bekannt, dass in Heddal Gottesdienste und dergleichen abgehalten werden. Also machten wir eine Kaffeepause im nahegelegenen Cafe. Dort gab es für beinahe preiswerte 100 NKr (13,25 Euro für zwei Personen) unsere ersten heißgeliebten Waffeln mit Erdbeermarmelade und eine schöne Tasse Kaffee.

Der Preis für Waffeln und Kaffee war kein Schnäppchen, aber noch akzeptabel.   Nicht akzeptabel waren hingegen gepfefferte 1,50 Euro für die Benutzung der Toilette. Dazu kam dann noch der Eintritt in die Stabkirche, der mit weiteren 130 Kronen zu Buche schlug. 

Nach etwa 45 Minuten gingen wir in die Kirche, deren ältester Teil um 1250 erbaut wurde. Wir sind überrascht, dass man hier (ohne Blitzlicht versteht sich) fotografieren darf. Die Einheimischen sind mit recht stolz auf dieses beeindruckende Zeugnis norwegischer Baukunst. Nach Dutzenden Fotos von der größten unter den "Pagoden des Nordens" verabschieden wir uns aus Heddal. Am Parkplatz stellen wir fest, dass unser Womo doch eigentlich verdammt klein ist, wenn man sich die neben uns parkenden ansieht, die eher an Gefangenentransportfahrzeuge erinnern, so groß sind sie! Unser Fiat "La Strada" ist übrigens der Kleine ganz links:

Kaum sind wir unterwegs fängt es auch schon wieder an zu regnen. Erst leicht, dann immer stärker und heftiger. Das Wasser peitscht regelrecht auf die Straße und verwirrt vermutlich auch unser Navi. Irgendwo bei Morgedal schickt es uns von der E 134 runter und wir sind plötzlich ganz allein auf der Straße, die genau so schwarz ist wie der Himmel, der uns beinahe auf den Kopf gefallen wäre. Es gießt von oben und poltert von unten. Nach gefühlten 200 Kilometern kehren wir bei Haukeligrend wieder auf die E 134 zurück. Wir beschließen, Langfoss & Co. erst morgen zu besichtigen. Stattdessen genießen wir die bizarre Halb-Winter-halb-Sommer-Landschaft des Haukelifjells östlich von Roldal. Kilometerlange Seenlandschaften mit Eisschollen und schneebedeckte Berge ringsum zaubern eine märchenhafte Kulisse vor unsere staunenden Augen.

Die E 134 führt an dieser Stelle bis auf etwa 1.100 Meter Seehöhe. Zwischendurch fahren wir natürlich auch durch mehrere, schlecht beleuchtete Tunnel, der längste zog sich über 5.600 Meter. Schließlich wurden wir auf der Suche nach einem geeigneten Campingplatz nach gefahrenen 320 Kilometern in Roldal fündig. Wir waren auf dem Platz mit dem unaussprechlichen Namen "Skysstasjonen Kro og Hytter" gelandet. Die Preise waren günstiger als in Hobro, mit Bildern kann ich auch diesmal nicht dienen, das Wetter war einfach zu schlecht. Wer möchte, kann sich auf der nur englischsprachigen Homepage umsehen. Wir belohnten uns nach den Strapazen des Tages mit einer Riesenportion Spaghetti al arabiata und hofften auf etwas Sonne am nächsten Tag. Bevor es aber mit dem Reisetagebuch weiter geht, lädt die folgende Fotoshow noch zu einem Besuch in die Stabkirche von Heddal ein. Auch Fotos von der Fahrt über das Haukelifjell können noch betrachtet werden. Viel Spaß dabei!

Montag, 2. Juli 2012 (Tag 5)

Tagesziel: Bergen, gefahrene Kilometer Roldal - Bergen: 334 Kosten für Übernachtung: 29,00 Euro inkl. Strom und 10% ADAC-Rabatt

 

 

 

Der Tag begann wie der letzte endete: mit Regen. Damit hatten wir ja nun schon Erfahrung. Der nächste Paukenschlag, es sollte nicht der letzte sein an diesem trüben Tag, erwartete uns im nahen Coop-Markt. Hier kauften wir unsere Frühstücksbrötchen. Wirklich nur vergleichsweise kleine, übersichtliche Schrippen. Nichts weiter. Der Preis ist hier witzigerweise vom Gewicht abhängig. Jedenfalls staunten wir nicht schlecht, als am Display die Zahl 69,00 Kronen aufleuchtete. Nein, nicht für eine Tonne Brötchen, wie man annehmen könnte, lediglich für vier lächerliche Schrippen. Auf gut Bayerisch: 10 Euro für 4 Semmeln!! Dass Norwegen nicht gerade zu den preiswerten Urlaubsländern zählt, ist nun wahrlich kein Geheimnis, aber dieser Preis schockierte uns dann doch.

Wir lernten daraus zweierlei:

1. Kein weiterer Einkauf mehr bei Coop!

2. Nicht in der Nähe eines Campingplatzes einkaufen, wenn es sich vermeiden lässt!

Egal, das Frühstück schmeckte trotzdem. Heute stand in unserem Tourbook "Besichtigung von Langfoss, Latefoss und Voringsfossen" auf dem Programm. Hoffentlich würde Petrus ein wenig Einsehen haben und die himmlischen Schleusen schließen.

Von Roldal ging es zunächst weiter auf der E 134 bis Skare. Es war noch früh am Vormittag und wir erreichten die Abbiegung in Skare schon gegen halb neun. Dort ging es nach links, weiter auf der E 134 in Richtung Rullestad. Jetzt waren wir schon mittendrin im so genannten "Tal der Wasserfälle", wie das Oddatal auch genannt wird. Hier geben sich beeindruckende Wasserfälle, mal hoch, mal steil, mal kaskadenförmig, in jedem Fall extrem nass, die Klinke in die Hand. Und weil die Flussbetten offensichtlich immer noch nicht stark genug gefüllt waren, plätscherte es auch von oben munter weiter.

Am Langfoss angekommen, zog ich es vor, im Womo sitzen zu bleiben. Die Wolkenwand schien mir undurchdringlich zu sein. Die folgenden Bilder sind daher qualitativ eher bescheiden:

Der Link zum Langfoss war auch für uns hilfreich, so erfuhren wir immerhin, dass der Wasserfall zu den 10 schönsten der Welt zählt und die Wassermassen über 600 Meter in die Tiefe stürzen. Davon haben wir leider so gut wie nichts mitbekommen. Aus meiner Sicht war die Mautgebühr, von der wir nicht wussten, wie hoch sie sein würde, für die Katz'. Und weil wir vom Langfoss nach Skare dieselbe Strecke wieder zurück mussten, schien die Ausgabe doppelt ärgerlich. Da wir vor Antritt der Reise den Auto-Pass per Internet geordert hatten, werden wir erst zuhause erfahren, wie teuer der diesmal nicht vorhandene Spaß denn war. 

Wir nahmen mit unserem Womo Kurs Richtung Skare, dort bogen wir links ab zum Latefoss, dem berühmten Zwillingsfall. Schon von weitem hört man hier die Wassermassen talwärts donnern. Ein tolles Schauspiel, auch bei schlechtem Wetter, das mich plötzlich nicht mehr stört.

Wir fuhren über Odda auf der Straße Nr. 13 weiter entlang am Sorfjord bis Lofthus und Kinsarvik und orientierten uns dann Richtung Eidfjord auf der Nr. 7. Bevor wir den nächsten Wasserfall bewundern durften, steckten wir aber erst einmal in einem kleinen Baustellenstau. Aber selbst derart unfreiwillige Stopps können ganz unterhaltsam werden. Besonders wenn man auf Urlauber trifft, die in einem derartigen Gefährt unterwegs sind: 

Dann ging die Fahrt weiter auf der Nr. 7 und bald waren wir am

einem der berühmtesten Wasserfälle Norwegens. Die Fallhöhe beträgt je nach Fundstelle 182 oder 183 Meter, die größte Freifallstrecke des Wassers imponierende 145 Meter. Hier genießt man die Aussicht von oben und endlich konnten auch wir von einem Genuss sprechen, denn es regnete nicht mehr und bei besserer Sicht nimmt man die Dimensionen dieses Naturschauspiels einfach viel besser auf.

Endlich sehen wir etwas mehr als nur Wasser. Die den Voringsfossen umgebenden Felswände, die hier steil nach unten fallen und das Gebäude oben an der Felskante, das jeden Moment abzustürzen droht, sind imponierende Fotoobjekte. Das Oddatal sollte bei jedem Norwegen-Urlaub weit oben auf der "Must see"-Liste stehen. Einen noch nachhaltigeren Eindruck vermittelt das folgende kurze Video:

Dann machten wir uns auf die Weiterfahrt nach Bergen auf der Nr. 13. In Brimnes fuhren wir das erste Mal in diesem Urlaub auf eine Fjord-Fähre. Das sollte in den kommenden Tagen und Wochen noch öfter der Fall sein. Der Preis für die kurze Überfahrt nach Brurarik betrug 118,00 Kronen (ca. 15,60 Euro). Ein Glück, dass wir mit unserem Womo nur eine Länge von 5,99 Metern vorzuweisen hatten. Ab 6,01 Meter gehen solche Fährfahrten richtig ins Geld. Gut, dass wir bei der Verleihfirma auch darauf bestanden hatten, den am Heck angebrachten Fahrradträger abzumontieren. Die Norweger interessiert es nämlich nicht die Bohne, was Sie in Ihrem Fahrzeugschein stehen haben. Im Zweifel wird da auch mal der Meterstab raus geholt und gemessen. Und mit Fahrradträger wären wir einfach zu lang gewesen. Insofern sollte man im Fall der Fälle also immer hartnäckig sein.

Diese manchmal längeren, oft aber kürzeren Überfahrten sind stets eine ganz wunderbare Abwechslung. Auch wenn das Wetter in diesem Fall nicht so toll war, lohnt der Blick auf die Landschaft hier immer. Es ist auch spannend zu beobachten wie die Fähren anlegen. Das passiert in aller Regel immer sehr flott. Noch während der Anfahrt wird der Bug angehoben und ruckzuck ist auch schon angelegt. In Brimnes waren wir auch rechtzeitig vor Ort, so dass wir sofort an Bord fahren konnten. Für ein "Waffelintermezzo" blieb diesmal keine Zeit, wiel die Fahrtzeit zu kurz war. Aber für ein paar Fotos reichte es trotzdem.

Auf der anderen Seite des Sorfjords wurde die Straße 13 zur Nr. 7. Sie sollte der Wegbegleiter bis Bergen sein. Durchfahren konnten wir allerdings nicht, denn ein Blick auf die Tankuhr besagte, dass Diesel-Nachschub besorgt werden musste. Leider schickte uns das Navi aber dann über eine kaum als Straße zu bezeichnende Fahrbahn und so standen wir urplötzlich vor einer Unterführung, die nur Fahrzeuge bis zu einer Höhe von 2,30 Metern zuließ. Unser Womo hatte jedoch 2,65 Meter vorzuweisen. Sonja bekam schon einen mittleren Schreianfall, weil ich erst im letzten Moment auf die Bremsen trat. Also das Ganze rückwärts, etwa einen halben Kilometer. Da halft auch das mürrische Rudern mit den Armen unseres Hintermannes nichts.

Als das überstanden war, fanden wir doch noch eine Tanke und befüllten den La Strada, der mittlerweile nur noch 8,5 Liter im Schnitt schluckte. Ein Lichtblick bei den stolzen Preisen! Dann, nur wenige Kilometer vor dem nächsten Campingplatz, passierte es. Ein Lkw, der an mir vorbei rauschte, muss wohl irgend ein Teil verloren haben. Es gab jedenfalls einen Riesenknall und wir hatten einen Steinschlag so groß wie ein Bierdeckel in der Frontscheibe, ganz unten und zum Glück nicht im Sichtbereich.

Die Aufregung war groß und die Verzweiflung auch. Natürlich war der Laster längst über alle Berge. Und selbst wenn er noch da gewesen wäre, hätte ich den Fahrer verhaften sollen? Diese Dinge passieren eben. Aber meistens zur Unzeit. Ich rief mit dem Handy in München bei Fahrzeuge Berger an. Der Verantwortliche riet uns zu einem Scheibenwechsel bei Car-Glass. Ein Super-Tipp, wirklich. Herzlichen Dank auch!

Wir fuhren erst einmal zum nächsten Übernachtungsort, dem Bratland-Campingplatz in Haukeland vor den Toren Bergens.

Das war bisher, von den Umständen abgesehen, der mit Abstand schönste Platz. Auch wenn wir neben der Hauptverkehrsstraße standen, war Lärm hier wirklich kein Problem. Alles machte einen sehr gepflegten, sauberen, aufgeräumten Eindruck. Das Grün um den Platz wirkte fast wie ein Bilderrahmen. Eine Bushaltestelle war unmittelbar an der Einfahrt. Perfekt für einen Trip nach Bergen. Dazu eine ausgesprochen freundliche und deutsch sprechende Norwegerin an der Rezeption. Nachdem ich ihr von unserem Malheur erzählt hatte,, versprach sie uns Hilfe. Sie rief ihren Mann an, der zwei Jahre in Hamburg in der Autobranche gearbeitet hatte. Was für ein herrlicher Glücksfall.

90 Minuten später, nachdem er Feierabend hatte, kam dann der Auto-Experte. Er sieht sich den Steinschlag sehr genau an und meint dann: "Damit können Sie ruhig weiter fahren!" Das war doch mal eine mehr als erfreuliche Nachricht. Da freuten wir uns doch glatt auf den nächsten Regentag, an dem wir Bergen besichtigen wollten!

Dienstag, 3. Juli 2012 (Tag 6)

Tagesziel: Flam, gefahrene Kilometer Bergen - Flam: 256 Kosten für zwei Übernachtungen inkl. Strom: ca. 70,00 Euro

 

 

 

Nach dem Frühstück (mittlerweile hatten wir in einem kleinen Supermarkt auf der gestrigen Fahrt ein preisgünstiges Brot gekauft!) fuhren wir für 27,00 Kronen (ein echter Dumping-Preis!) mit dem Bus Nr. 90, der vor dem Camping-Platz abfährt, bis zur Haltestelle Nestun. Dorten stiegen wir in die Straßenbahn um, die wir bis zur Endstation nicht mehr verließen. Die Fahrt dauerte insgesamt etwa 50 Minuten. Das Auto sollte übrigens unbedingt vor den Toren Bergens bleiben, da Parkplätze wirklch Mangelware sind.

Laut Wikipedia ist Bergen die regenreichste Großstadt Europas mit sage und schreibe 248 Regentagen im Jahr. So gesehen hatten wir Glück, es regnete nicht immer, nur manchmal. Vielleicht war der erste Eindruck dieser zweitgrößten norwegischen Stadt (ca. 263.000 Einwohner) deshalb auch nicht gerade prickelnd. Von der Endhaltestelle der komfortablen Straßenbahn schlenderten wir Richtung Hafen. Die Johanneskirken, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, war immerhin ein erster Blickfang.

Der Himmel war grau und das blieb auch so, aber wir hatten beschlossen, das zu ignorieren. Wir folgten dem Strom der Menschen und landeten nach wenigen Minuten am Hafen. Das ist das Praktische in Bergen. Man kommt wirklich schnell von A nach B. Wasser übt eine ungeheure Anziehungskraft aus und so haben wir uns hier gleich besonders wohl gefühlt.

Dann tauchten wir ein in das Spektakel Fischmarkt. Derartige Sehenswürdigkeiten kann man nicht nur sehen, sondern auch riechen. Ganze Berge von Lachs, Krabben, Hummer oder anderem leckeren Meeresgetier kann man hier nach Herzenslust begutachten und natürlich auch käuflich erwerben.

Die Königskrabbden sahen durchaus verführerisch aus, aber ich habe mir einen Kauf verkniffen. Für den kleinen Hunger gibt es natürlich unmittelbar an den Häusern des Hanseviertels Bryggen viele Restaurants. Hier ist allerdings für den kleinen Hunger schon ein großer Geldbeutel erforderlich, wie folgende Tafel eindrucksvoll beweist:

Ein Club-Sandwich kostete z.B. sagenhafte 22,40 Euro, ein gemischter Fischteller am Fischmarkt ca. 20,00 Euro. Aber die schönen roten Farben werten jedes Fotoalbum auf, so dass uns die Preise auch nicht weiter störten. Einen Besuch wert ist übrigens auch die Touristen-Info, die unmittelbar am Fischmarkt gelegen ist. Hier haben wir uns mit Prospekten ohne Ende eingedeckt.

Das berühmteste Fotomotiv sind sicher die alten Holzhäuser in Bryggen, dem berühmten Stadtviertel der Hanse. Hier wütete 1702 ein verheerender Stadtbrand, der etwa die Hälfte der schönen Stadthäuser vernichtete. Aber die Häuser wurden wieder aufgebaut und so erfreuen sich heute mehr als 870.000 Besucher jährlich an der imposanten Häuserflucht, die 1979 Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO fand.

Rund um den Hafen in Bergen gibt es immer viel zu sehen. Nicht nur Menschen. Auch und insbesondere abfahrende und ankommende Schiffe. Bergen, das vielen Norwegern als schönste Stadt des Landes gilt, ist Abfahrtshafen der berühmten Hurtigruten-Schiffe. Ein solches bekamen wir zwar nicht zu Gesicht, aber ich war neugierig genug und schlenderte daher allein zum westlichsten Hafenzipfel. Dort checkten gerade die Passagiere von einem Celebrity-Schiff aus.

Der Anblick des Kreuzfahrtschiffes fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Aber wir waren ja auch gerade mittendrin in einer aufregenden und spannenden Reise. Auf meinem Rückweg nach Bryggen kam ich auch noch an diesem Anker vorbei:

Und dann gab es natürlich auch noch die obligatorische Begegnung mit echten Wikingern. Aber mal ehrlich. Wer von uns mitteleuropäischen Weicheiern käme bei diesen arktischen Temperaturen und leicht regnerischem Wetter auf die Idee, in kurzen Hosen und T-Shirt einen lockeren Trainingslauf durch die Touristenmassen zu machen!

Nach dem Bummel durch Fischmarkt, Hafengelände und Bryggen wollten wir unbedingt noch auf den Floyen. Denn wer nicht auf dem Hausberg war, war nicht wirklich in Bergen. Auf den 320 Meter hohen Berg führt die einzige Standseilbahn Norwegens. Aber nicht nur die Seilbahn auch die Menschenschlange vor der Talstation war beeindruckend.

Nach 45 Minuten Wartezeit hatten wir es aber doch geschafft und einen Platz in diesem hochmodernen Transportmittel ergattert. Der Blick von oben auf den Hafen, die Stadt und die Fjorde war auch ohne wärmende Sonnenstrahlen unvergesslich und wir waren froh, an den 80 Kronen für die Seilbahnfahrt nicht gespart zu haben.

Da wir eine Stunde für die Rückfahrt zum Campingplatz einkalkuliert hatten, verließen wir Bergen nach der Rückkehr vom Floien gegen 14.00 Uhr mit der Straßenbahn und stiegen anschließend wieder in den Bus Nr. 90 ein. Das klappte alles reibungslos und auch wenn man lediglich mit einem kleinen Falt-Stadtplan "bewaffnet" ist, kommt man hier bestens zurecht.

Planmäßig fuhren wir dann auf der E 16 über Voss nach Vinje. Dort bogen wir links ab auf die Nr. 13 Richtung Vikoyri. Hier liegt idyllisch auf einem Hügel, unweit des Sognjefjords, die Stabkirche von Hopperstad. Dieses wirklich malerische Kirchlein , das im Jahr 1130 erbaut wurde, beeindruckt mit den Drachenköpfen und einer Konstruktion aus 16 Masten.

Die Stabkirche in Hopperstad ist nicht nur wegen ihrer Lage in die Kategorie "einzigartig" einzuordnen. Da das Holzfundament auf einem steinernen Sockel errichtet wurde, kommt die empfindliche Konstruktion nicht mit dem feuchten Waldboden in Berührung. So überdauert das Bauwerk hoffentlich noch viele Generationen. Auch das Kircheninnere mit Chor und Altar ist sehenswert.

Bevor wir wieder zurück nach Vinje fahren, machen wir noch einen kleinen Rundgang über den Friedhof und genießen den Ausblick über den Sognefjord.

Wer noch mehr Bilder von der Stabkirche in Hopperstad sehen will, kann das in der folgenden Fotoshow machen:

An der Kreuzung in Vinje verlassen wir die Nr. 13, biegen links ab auf die E 16 und orientieren uns in Richtung Gudvangen. Unser nächstes Ziel ist Flam. Auch jetzt heißt es wieder: der Weg ist das Ziel! Vorbei an Schneefeldern, typischen rot gestrichenen Norweger-Hütten und grasenden Schafen fahren wir durch Tunnel um Tunnel.

 

Natürlich hätten wir auch auf direktem Weg nach Flam fahren können, aber dann wäre uns die Stabkirche in Hopperstad nicht vor die Linse gekommen. Das ist eben einer der Vorteile, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Der Zeitdruck hält sich hier in Grenzen bzw. kommt erst gar nicht auf. Den kleinen Umweg nach Vikoyri haben wir jedenfalls nicht bereut.

Gegen 19.30 Uhr erreichen wir den Ausgangspunkt für unsere folgenden aufregenden Abenteuer: Flåm Camping og Vandrarheim. Zum ersten Mal während der diesjährigen Tour fährt ein Radfahrer als Scout voran und weist uns den Weg. Als wir ankommen, staunen wir nicht schlecht. Wir haben einen herrlichen Blick auf den nahen Hafen. Und ein Kreuzfahrtschiff liegt auch schon im Aurlandsfjord vor Anker. Besser geht's nun wirklich nicht!

Mit der Ankunft in Flam beginnt der nächste spannende Teil unserer "Puffin-Tour 2012".  Wenn Sie uns auf der weiteren Reise, z.B. auf der Zugfahrt mit der Flamsbana begleiten wollen, klicken Sie bitte auf den gewünschten Link.

Start Reisebericht Flam-Borgund Oslo

 


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