Mittwoch, 7. September 2011

Um 00.15 Uhr passierte die Costa Atlantica den Meridian Greenwich, also den Längengrad 0, voraussichtlich würden wir gegen 8.00 Uhr in Le Havre anlegen. Die Hauptstadt der Region Seine-Maritime liegt am Ärmelkanal, an der Mündung der Seine, mitten in der Normandie. Für uns war das alles neu: Frankreich, Le Havre, Paris. Allein die Sprache klingt wie Musik. Und heute ließen sich endlich wieder ein paar Sonnenstrahlen blicken. Die Vorhersage im "Today" versprach Temperaturen bis 18 Grad. Immerhin. Wir waren ja nicht verwöhnt.

Bei einer derartigen "Rund-um-West-Europa"-Tour bleibt selten Zeit um auszuschlafen. Jeder neue Morgen verspricht neue Entdeckungen, neue Länder, neue Städte. Das hieß auch an diesem Mittwoch wieder vor sieben Uhr raus aus den Federn, runter ins Tiziano zum Frühstücken und anschließend noch ein Deck tiefer in den "Salon Corallo". Hier war fast immer Treffpunkt für die Ausflügler.

Jeden Tag war hier das gleiche Schauspiel zu beobachten. Die Passagiere "stürmen" nach vorne zur Bühne, wo die eifrigen Costa-Damen  die Aufkleber für die jeweiligen Busse bereit hielten, und reihen sich in das schon wartende Menschenknäuel ein. Wie immer hatten die meisten dieser ungeduldigen Zeitgenossen Angst, an Bord vergessen zu werden. Und wie immer war diese Angst unbegründet.

Wir entgingen diesem Chaos meistens, weil wir schon früh genug vor Ort waren und uns dann ebenso früh zum Ausgang begaben. An dieser Stelle gleich ein Lob an Costa für die sehr gute Organisation. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es die Verantwortlichen schaffen, derart viele Menschen so zu verteilen, dass jeder im richtigen Bus sitzt.

Auch wir gehörten an diesem Tag wieder zu den Glücklichen, die von einer perfekt deutsch sprechenden Reiseleiterin namens Juliette begrüßt wurden. Wie viele Franzosen hatte auch sie diesen für uns Deutsche so wunderbar klingenden Akzent. Und im Gegensatz zu gestern hörten wir auch wieder viel von unserer Reisebegleiterin. Sie "fütterte" uns fast permanent mit Informationen.

Die Metropolregion zählt 12 Millionen Einwohner, damit gehört Paris zu den größten Städten der westlichen Welt, neben London und New York. Und sie hat eine Ringautobahn. Auch hier ein markanter Unterschied zu London, das wie ein Nadelöhr gebaut ist, in das man kaum rein und noch schlechter raus kommt. Hier war das völlig anders. Nach noch nicht einmal zwei Stunden Fahrt konnten wir schon den Eiffelturm erkennen, wenn auch nur aus der Ferne, aber das sollte sich ändern.

Juliette gab uns dann einen Überblick über das, was uns in der "Stadt der Liebe" erwarten würde. Erwartungsgemäß würden wir natürlich viel Zeit im Bus verbringen, das war uns jedoch im Zeitpunkt der Buchung bereits klar und da wir sozusagen "Ersttäter" waren, schreckte uns diese Aussicht nicht. Ein längerer Stopp war auf der"Ile de la Cité" an der Kathedrale Notre Dame geplant. Aber so weit war es noch nicht.

Einen der ersten nachhaltigen Eindrücke erhält man an der Avenue des Champs-Elysees. Die majestätische Silhouette des Arc de Triomphe zieht einen unweigerlich in seinen Bann. Im Vergleich zum Brandenburger Tor in Berlin erscheint der Pariser Triumphbogen deutlich gewaltiger. 284 Stufen einer engen Wendeltreppe muss der Besucher mühsam hochsteigen, will er einen unvergleichlichen Blick auf "die" Prachtstraße von Paris werfen. Dafür hatten wir leider keine Zeit, aber selbst die Momentaufnahmen aus dem Bus waren beeindruckend genug.

Vor etwa 150 Jahren fuhren hier noch Pferdekutschen und die Damen stellten die neueste Mode vor. Heute sieht man vielleicht etwas viele Fast-Food-Restaurants, aber der alte Reiz dieser Prachtstraße ist nach wie vor spürbar.  Schon nach der relativ kurzen Fahrt durch Paris, die wir bis dahin erleben durften, war klar, dass wir in diesen paar Stunden wirklich nur einen Hauch dieser Metropole zu Gesicht bekommen würden. Es gäbe allein 400 Parks und Gärten zu entdecken, viele Museen, den Louvre, Montmatre, das Quartier Latin und und und.

Immerhin wurde uns durch Juliette viel Appetit gemacht. So erhaschten wir mal einen Blick auf "Cartier", passend dazu das goldene Reiterdenkmal von Jeanne d'Arc.

Wir fuhren vorbei am "Hotel de Ville", dem Pariser Rathaus, sahen den Obelisk von Luxor und die Juli-Säule, immer begleitet von den Ausführungen unserer engagierten Reiseführerin. Dann ging die Fahrt weiter auf die kleine Seine-Insel "Ile de la Cité". Hier liegt der Ursprung der Stadt. 300 v.Chr. siedelten die keltischen "Parisii" und 200 Jahre später bauten die Römer die Stadt "Lutetia".

In Paris sind die Sehenswürdigkeiten aufgereiht wie die Perlen an einer Kette. Das Erstaunliche dabei ist auch noch die Großzügigkeit, mit der die Architekten hier zu Werke gingen. Man ließ den Menschen dabei vor allem eines: Luft zum atmen. Etwas, das wir am Vortag in London doch so sehr vermisst hatten. Das Wetter allein ist an dieser Einschätzung sicher nicht schuld. In der Seine-Metropole wurde der zur Verfügung stehende Platz für verschwenderisch gestaltete Bauten und Straßen genutzt. Es war eine Freude, im Bus zu sitzen und die Bilder an sich vorbei gleiten zu sehen. Dann kamen wir an auf der Ile da la Cite und endlich sahen wir die Umrisse von Notre Dame, die von Ferne durchaus an Westminster Abbey erinnerte.

Hier hatten wir nun 90 Minuten Zeit, um die Kathedrale in Augenschein zu nehmen und vielleicht einen Happen zu uns zu nehmen. Zunächst gingen wir in die Kirche, deren beide Türme jeweils 69 Meter hoch sind. Das Kirchenschiff misst 130 Meter in der Länge. Kein Wunder, dass hier 10.000 Gläubige Platz finden. 12 Millionen Touristen kommen jedes Jahr in die Kirche, aber nur 6.000 davon besuchen den Gottesdienst. Auch wir machten hier keine Ausnahme, denn wir wollten die wenige Zeit, die uns in Paris zur Verfügung stand, nutzen. Nach kurzem Innehalten entschieden wir uns für einen flotten Spaziergang zum Louvre. Laut Stadtplan betrug die Entfernung etwa eineinhalb Kilometer. Das musste zu schaffen sein, hofften wir.

So preschten wir also los. Für einen Imbiss blieb keine Zeit, auch die gotische Architektur der Conciergerie ließ uns kalt. Wir schossen einige Pflichtaufnahmen der Brücken, die wir passierten und haderten dann mit den Minuten, die zerronnen wie Schnee in der Sonne. Das Areal des vielleicht berühmtesten Museums der Welt ist riesig, um alles zu sehen würde man Jahre brauchen. So bekamen wir selbstverständlich die Mona Lisa nicht zu Gesicht, wir mussten uns mit den Außenansichten begnügen. Allein die Glaspyramide aus dem Jahr 1989 mit ihren 793 Glasplatten, die jede Woche computergesteuert gereinigt werden, ist imponierend genug.

Es blieb vielleicht eine Viertelstunde, um die wichtigsten Eindrücke aufzusaugen. Man muss sich einfach darüber klar werden, dass Besichtigungen im Rahmen einer Kreuzfahrt ständig unter dem Diktat der zur Verfügung stehenden Zeit zu betrachten sind. Derlei Bilder können nur Appetit machen, Detailein- und -ansichten bleiben einem gesonderten Besuch, wenn man das denn möchte, vorbehalten.

So hetzten wir denn wieder zurück zu unserem Treffpunkt an der Kathedrale Notre Dame. Noch nicht einmal für Wehmut blieb Zeit, denn diese war so knapp, dass wir zwischendurch vor unserem aufgeregten geistigen Auge den Costa-Bus ohne uns abfahren sahen. Aber so weit kam es zum Glück nicht. Wir konnten sogar noch das eine oder andere Foto vor dem Louvre oder der Pont neuf schießen.

Etwa zehn Stunden dauerte unser Ausflug in Frankreichs Hauptstadt und im Gegensatz zum verregneten Trip nach London klappte heute alles wie am Schnürchen. Wir freuten uns über eine engagierte und freundliche Reiseleiterin, wir hatten pünktliche Mitfahrer und auch der Bus war komfortabel, vom Wetter ganz zu schweigen. Es war also alles gerichtet für den letzten Höhepunkt: den Fotostopp am Eiffelturm!

Noch nach seiner Fertigstellung im Jahr 1889 hat man das berühmteste Wahrzeichen der Stadt als hässliches Monstrum beschimpft. Freilich hinderte das 200 Millionen Menschen nicht daran, ihn zu besteigen. Die "eiserne Lady" ist mit etwa 6 Millionen Besuchern jährlich eine der größten Touristenattraktionen der Welt. Und auch wenn wir der stählernen Dame nicht auf's Dach steigen konnten, waren wir doch da und konnten uns von der Faszination, die von ihr ausgeht, überzeugen.

Der Eiffelturm war die letzte Station unseres Paris-Aufenthalts. Mit dem Bus ging es zurück nach Le Havre, wo die Costa Atlantica schon auf uns wartete. Vergessen waren die Regenmassen vom Vortag, der zum Wetter passende indisponierte Reiseleiter, stattdessen kamen wir mit neuen Eindrücken auf unser schwimmendes Hotel zurück, die die Überzeugung reifen ließen, dieser Stadt in naher Zukunft einen ausführlicheren Besuch folgen zu lassen.

Ausgehungert kamen wir ins Tiziano zum Abendessen und freuten uns auf den wie immer vorbildlichen Service und auf unsere Tischnachbarn, mit denen wir unsere Eindrücke austauschen konnten. Im Anschluss amüsierten wir uns beim Bingo im Madama Butterfly, hatten diesmal jedoch kein Glück, aber viel Spaß und im Theater unterhielt uns der Tenor Samuele Segreto, der nahtlos an die gute bis sehr gute Qualität der Shows in den Vortagen anknüpfte.

Der folgende Seetag erlaubte uns ein längeres Festhalten am Bettzipfel und wir waren voller Vorfreude auf eine Schiffsbesichtigung, die uns Einblicke in das Leben eines Kreuzfahrtschiffes gewähren würde, die man unter normalen Umständen nicht bekommt. Wenn Sie im Reisetagebuch fortfahren wollen, klicken Sie bitte auf die Überschrift "Schiffsbesichtigung". Auch ein Fotoalbum mit vielen weiteren Bildern zu unserem Paris-Ausflug steht noch zur Verfügung.

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