In Teil 7 der Nordkap-Tour fahren wir weiter auf der E 6 und überqueren zunächst den nördlichen Polarkreis bei Mo i Rana. In Bodo geht es dann auf die Fähre, die uns zu den Lofoten bringt. Zwei Nächte werden wir auf diesem "Außenposten einer unberührten Wildnis" verbringen und das auch noch während der Mitternachtssonne.

Freitag, 30.06.2017

Tagesziel: Flakstad (Lofoten), gefahrene Kilometer: 501, ÜN: Camping Flakstad (250 NOK = 26,22 Euro ohne Strom), Fährüberfahrt: Bodo-Moskenes (972 NOK = 102 Euro)

 

 

 

 

Wir verlassen den ordentlichen Campingplatz am Fluss zeitig. Wieder einmal werfen wir die ursprüngliche Planung über den Haufen und beschließen, noch heute in die Küstenstadt Bodø zu fahren, um auf die Lofoten überzusetzen. Ein ambitioniertes Vorhaben, zumal etwa 500 Kilometer bis dahin zurückzulegen sind. Dabei spielte auch die Unsicherheit bei der nicht mehr möglichen Vorabreservierung der Fähre Skutvik-Svolvaer eine Rolle.

Bevor es so weit ist, steht aber noch die Überquerung des nördlichen Polarkreises bei Mo i Rana an. Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass die Stadt "nur wenige Kilometer" südlich des Polarkreises liegen würde. Davon kann keine Rede sein, tatsächlich sind es 80 Kilometer und die ziehen sich an diesem Tag ganz schön. Ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr an den 11.07.2012 erinnern, an dem Tag waren wir schon mal am Polarkreiscenter. Gegen 14.00 Uhr erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein den großzügigen Parkplatz. Jetzt sind die Erinnerungen gleich wieder präsent. Der moderne Bau mit unzähligen Souvenirs, die überteuerten Hamburger, die Steinmännchen und natürlich der Schnee, den man hier selbst um diese Jahreszeit noch hat.

Von oben ist der Blick auf den modernen Bau schon sehr eindrucksvoll, im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel in einer ansonsten eher kargen Landschaft. Aber hier spürt man den Norden schon stärker als im touristenüberfluteten Süd-Norwegen. Wir liegen gut im Zeitplan und erreichen Bodø tatsächlich bis 17.00 Uhr. Die ersten beiden Reihen sind schon besetzt, also bleibt nur noch Reihe drei für uns.

Die Kassiererin ist aber zuversichtlich, dass wir noch mit auf die Fähre dürfen, die um 18.45 Uhr startet. Der Preis von 972 NOK mag hoch erscheinen, aber für eine mehr als dreistündige Überfahrt auf einem modernen Schiff, das u.E. bestens ausgestattet ist, finden wir das durchaus akzeptabel.  Die Abfahrt von Bodø genießen wir noch an Deck.

Dann wird es uns aber zu windig und wir verkrümeln uns nach unten, wo wir uns die lange Fahrzeit mit einer Portion Waffeln und Kaffee versüßen. Die zerklüfteten und irgendwie unwirtlichen Bergketten der Lofoten haben wir ständig vor uns.

Zwischendurch muss ich der langen Lenkzeit aber Tribut zollen und mache ein Nickerchen. Ich muss auch ausgeruht sein, denn auf den Lofoten geht die Sonne in der Zeit von etwa Ende Mai bis Mitte Juli nicht unter. Die Mitternachtssonne macht es einerseits leicht, die Sehenswürdigkeiten sozusagen "rund um die Uhr" zu erkunden und zu fotografieren, andererseits ist es für unseren ganz persönlichen Biorhythmus schon schwierig die richtige Balance zwischen Tag und Nacht zu finden.

Aber wenn man zu einer Tageszeit ankommt, bei der es in der Heimat stockdunkel ist und hier hat man beste Lichtverhältnisse, denkt man natürlich nicht an schlafen. Ganz im Gegenteil. Vom Hafen in Moskenes machen wir uns auf der E 10 sofort auf den Weg nach Reine, wo schon eines unserer Lieblingsmotive wartet.

Für die perfekten Bilder fehlt der blaue Himmel, aber das stört uns um diese Zeit herzlich wenig. Wir sind beim Anblick der Schönheit, die Reine zu bieten hat, einfach nur geplättet und glücklich, dass es nicht regnet.

Um 22.45 Uhr stehen wir vor meinem absoluten Lieblingsmotiv, den gelben Häusern von Sakrisoy. Hier vollführt mein kleines Fotografenherz dann aber tatsächlich Freudensprünge. Ich kann meine Empfindungen beim Anblick dieses Motivs kaum beschreiben, das muss man gesehen haben. In so einem Augenblick sind auch alle Anstrengungen absolut zweitrangig und treten völlig in den Hintergrund.

Natürlich halten wir auch bei den für die Insel typischen Holzgestellen, wo der geköpfte Kabeljau paarweise zum Trocknen aufgehängt wird, üblicherweise zwischen März und Mai. Weitere Infos zum Lofotfischfang findet man auf den Seiten von Otto und Mechthild Reuber.

Das Ganze sieht zweifellos etwas gewöhnungsbedürftig aus und ich möchte ehrlich gesagt auch gar nicht wissen, wie diese Delikatesse, als die der Stockfisch gemeinhin gilt, schmeckt. Wir haben aber ohnehin keine Zeit, um uns über derlei kulinarische Abwege Gedanken zu machen. Da praktisch kein Verkehr ist, sind wir weiterhin auf der "Jagd nach Fotomotiven". Auf dem Weg Richtung Norden kommen wir auch an den Brücken nach Fredvang vorbei.

Ein atemberaubender Anblick vor dem Licht der nicht untergehenden Sonne. Trotz des sicher hohen Adrenalinspiegels brauchen wir immer noch einen Stellplatz und müssen feststellen, dass zwar kein Verkehr auf den Lofoten ist, das ist aber darauf zurückzuführen, dass die Wohnmobilisten alle schon auf den Campingplätzen sind. Die ersten zwei Anfragen sind erfolglos, man wäre ausgebucht sagt man uns. Gegen Mitternacht erreichen wir den Campingplatz in Flakstad (Skagen Camping). Der Empfang ist nicht mehr besetzt, aber die Schranke ist offen und so suchen wir uns ein freies Plätzchen, von denen es nicht mehr allzu viele gibt.

Es ist wirklich kaum zu glauben, dass diese Aufnahme kurz nach Mitternacht entstand. Aber das eigentliche Highlight ist natürlich nicht der Campingplatz, vor zugegeben toller Bergkulisse, sondern natürlich der fantastische "Beinahe"-Sonnenuntergang. Der Anblick der Mitternachtssonne um Mitternacht am Strand von Flakstad: Berge, Meer, weißer Sandstrand und Sonne. Unvergesslich!

Wie verliebte Teenager stehen wir händchenhaltend am Strand und sind dankbar, dass wir das erleben dürfen. Die unterschiedlichen Darstellungen in der Farbe sind darauf zurückzuführen, dass die Bilder mit zwei verschiedenen Kameras gemacht worden sind. Hier habe ich noch eine Aufnahme, die mir besonders gut gefällt:

Auch diese Aufnahme wurde mit meiner Sony RX 100 gemacht, bei der die gelb-orange-Töne nicht ganz so intensiv heraus kommen. Aber immer noch beeindruckend genug, wie ich finde. Mit diesen Eindrücken, die noch lange anhalten, geht dieser großartige Tag zu Ende. Jetzt, kurz vor 01.00 Uhr, machen sich die Anstrengungen doch bemerkbar und wir schlafen auch ohne Strom hervorragend.

Sonntag, 01.07.2017

Tagesziel: Lyngvaer, gefahrene Kilometer: 243, ÜN: Lyngvaer Bobilcamping (200 NOK = 21 Euro inkl. Strom)

 

 

 

Da wir viele Orte auf den Lofoten von unseren Reisen in den Jahren 2009 und 2012 schon kennen, konzentrieren wir uns heute auf den Südosten der Insel. Nach dem Frühstück gehe ich zum Empfang und wir zahlen für den Stellplatz, mit "Lofoten-Mitternachtssonnen-Zuschlag", wie wir vermuten, denn der Preis ohne Strom ist nicht gerade ein Schnäppchen, aber da wissen wir noch nicht, was wir später mal in Schweden zahlen werden. Bevor wir uns auf den Weg machen, schießen wir aber noch ein paar Fotos von "Skagen Beach" in Flakstad. Davon können wir einfach nicht genug bekommen.


Anschließend fahren wir erneut nach Reine in der Hoffnung auf besseres Licht. Schon auf dem Weg dorthin ist Zeit für eine weitere Panoramaaufnahme.

In Reine unternehmen wir heute auch einen Spaziergang, aber die Sonne setzt sich gegen die Wolken nicht entscheidend durch, so dass es das berühmte "Reine-Panorama" diesmal nur ohne blauen Himmel gibt.

Wir stoppen auch wieder bei den gelben Häusern von Sakrisoy, aber hier waren die Lichtverhältnisse am Vorabend deutlich besser. Auch bei den Brücken nach Fredvang halten wir kurz. Ein Vergleich mit gestern Abend zeigt auch hier, dass die Nachtaufnahmen viel eindrucksvoller sind.

Wir bleiben auf der E 10 und besuchen die Sandstrände von Ramberg. Auch bei bedecktem Himmel zeigt sich uns eine außergewöhnliche Szenerie.

In einem Reiseführer hatten wir gelesen, dass der kleine Ort Ballstad einen Besuch lohnt. Also biegen wir vor Leknes rechts ab und fahren auf der 818 in das kleine Fischerdorf Ballstad. Auf den Weg dorthin kommen wir auch an der Kirche von Buksnes vorbei.

Die Fischerei spielt in dem malerischen Ort Ballstadt auch heute noch eine große Rolle. Viele Boote liegen im kleinen Hafen, der von bunten Häusern flankiert ist. In der Ortsmitte findet sich ein kleiner, aber gut sortierter "Joker"-Supermarkt und gleich gegenüber sehen wir ein schnuckliges Cafe, das natürlich auch Waffeln mit Erdbeermarmelade anbietet. Das lassen wir uns nicht entgehen.

 

Derart gestärkt fahren wir zurück auf die E 10, um sie alsbald wieder zu verlassen, weil wir den ebenfalls in der Gemeinde Vestvagoy befindlichen Ort Stamsund besuchen wollen. Der Ort zählt etwa 1.000 Einwohner und verfügt ebenfalls über einen wichtigen Fischereihafen. Uns hat es aber in Ballstad wesentlich besser gefallen und empfehlen daher den Besuch beider Orte in umgekehrter Reihenfolge.

Weil es schon wieder später Nachmittag geworden war und wir nicht Gefahr laufen wollten, erneut ohne Strom dazustehen, steuern wir den uns altbekannten Campingplatz "Lyngvaer Lofoten Bobilcamping" an. Den Platz kennen wir noch von unseren letzten Besuchen, wobei wir an das Jahr 2012 keine guten Erinnerungen haben, weil unser Wohnmobil damals vom Sturm ziemlich heftig durchgerüttelt worden ist. Das ändert freilich nichts an der unverändert hervorragenden Lage des Platzes, der zentral am Wasser liegt und nur wenige Kilometer von Svolvaer, der Insel-Hauptstadt, entfernt ist. Wir zahlen den unschlagbar günstigen Preis von 200 NOK (= 21 Euro inkl. Strom), suchen uns einen Stellplatz, reservieren diesen mit zwei Campingstühlen (auf Anraten des Betreibers), schließen das Stromkabel an und fahren dann noch kurz nach Svolvaer, um die berühmten roten Häuser zu fotografieren. Im Übrigen hat die knapp 4.500 Einwohner zählende Stadt nicht viel mehr zu bieten, aber wer die Augen offen hält findet natürlich immer das eine oder andere reizvolle Motiv.

 

Schon während unseres Spaziergangs in Svolvaer trübt sich das Wetter ein, die Meteorologen von www.yr.no hatten wieder einmal recht. Es gab keinen Grund mehr länger zu bleiben. Zurück in Kleppstad erstehen wir von Günter und Erika, zwei Langzeiturlaubern aus unserer niederbayerischen Heimat, eine Riesenportion fangfrischen Kabeljau zu einem unfassbar günstigen Preis. Wir vereinbaren, den Fisch vor unserer Abreise am nächsten Morgen abzuholen. Noch im Lauf der Nacht beginnt es zu regnen und so freuen wir uns über das ausgesprochen gute Timing, das uns unvergessliche Stunden auf den Lofoten bescherte.

 

Sonntag, 02.07.2017

Tagesziel: Skibotn, gefahrene Kilometer: 433, ÜN: Olderelv Camping (280 NOK = 29,36 Euro inkl. Strom)

 

 

 

Kurzzeitig hatte der Regen in der Nacht aufgehört, aber dann setzte er doch wieder ein und ich musste das Stromkabel bei Wind und Nässe einholen. Camperschicksal! Wir brechen ohne Wehmut auf, holen den Kabeljau bei Erika und dann wird die E10, von der wir in Bjerkvik auf die E 6 wechseln, unser ständiger Begleiter. Heute geht es nur darum, Kilometer zu machen, immerhin sind wir noch 1.080 Kilometer vom Nordkap entfernt, das steht zumindest auf dem Wegweiser des Campingplatzes.

Mit diesem letzten Blick auf den liebgewordenen Platz verlassen wir Kleppstad und fahren auf der E 10 in nordöstlicher Richtung bis Bjerkvik. Die beeindruckende Tjeldsundbrua, die das Festland bei Narvik mit den Lofoten verbindet, wird das Highlight des heutigen Tages bleiben.

Nach gefahrenen 433 Kilometern checken wir auf dem 4-Sterne-Platz "Olderelv Camping" in Skibotn ein. Der Platz kommt uns geradezu riesig vor, wirkt trotzdem sehr gepflegt und scheint alles zu bieten, was das Camperherz höher schlagen lässt. Man kann hier den Reifendruck prüfen und Luft in die Reifen füllen, auch eine Waschgelegenheit für die Wohnmobile gibt es. Wir nutzen in der Regel ja nur die Duschen und die Küche. Beides ist hier natürlich ebenfalls vorhanden und so fühlt man sich sofort wohl.

Es versteht sich von selbst, dass auf einem derart einladenden Gelände auch der Kabeljau von Erika hervorragend mundete. Vielleicht werde ich doch noch Lofotenfischer! Immerhin hatten wir die Entfernung zum Nordkap seit gestern fast halbiert. Die Wettervorhersage versprach für den morgigen Montag ein Sonnenfenster von wenigen Stunden, am Dienstag sollte es schon wieder regnen. Ich beschließe daher, dass ich ohne weitere Vorübernachtung, die eigentlich eingeplant war, morgen bis zum Nordkap durchfahren werde.

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Trondheim Nordkap Start Reisebericht

 

 


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