Freitag, 9. Mai 2014 (Ijmuiden, Holland)

Von Dover in den Hafen von Ijmuiden war es wahrlich nur ein Katzensprung. Nur 158 Seemeilen hatte die Albatros zurückzulegen, so dass die Ankunft eigentlich pünktlich hätte erfolgen können. Aber aus irgendeinem Grund kam der Lotse zu spät. Das war aber nicht weiter tragisch, denn es war windig und daher mussten wir uns auch heute entsprechend wetterfest anziehen. Während dieser Reise haben wir diverse Wetterkapriolen erlebt und waren daher froh, dass wir kleidungstechnisch darauf vorbereitet waren.

Wie gewohnt trafen wir uns  in der Atlantik-Lounge, um diesmal gemeinsam mit Frederik vom Phoenix-Reiseleister-Team zum Bus zu gehen. Dort wurden wir von einer resoluten Dame mit frechem Kurzhaarschnitt begrüßt, die gleich zu Beginn klar machte, wer das Sagen hat. Ihr militärischer Tonfall wirkte anmaßend bis abschreckend, jedenfalls war er unangebracht. Auch ihre humorvoll gemeinten Verbalattacken verpufften. Wir erfuhren, dass Holländer nicht "nett" wären, sondern allenfalls "freundlich". Die Dame holte kaum Luft zum Atmen und wies uns gleich zu Beginn der Busfahrt darauf hin, dass wir eigentlich schon viel zu spät wären und den Zeitplan daher kaum einhalten könnten.

Derart eingestimmt ging es auf eine Fahrt nach Amsterdam, die ähnlich chaotisch verlaufen sollte wie der verunglückte London-Ausflug. Der Blick aus dem Fenster verhieß denn auch nichts Gutes: 

Windräder haben in Holland auf jeden Fall ihre Berechtigung! Wir hätten allerdings nichts dagegegen gehabt, wenn diese Beweisführung nicht erbracht worden wäre. Allerdings blieb ohnehin nicht viel Zeit, über Wind und Wetter zu lamentieren. Wir hatten auch kaum eine Möglichkeit, Fotos zu machen, denn wir saßen eingepfercht in einem Bus, der für 62 Personen ausgelegt war und der Bus war auch rappelvoll. An diesem Tag erlebten wir tatsächlich den ersten und einzigen organisatorischen Mangel der ganzen Kreuzfahrt. Phoenix hatte es eindeutig versäumt darauf hinzuweisen, dass dieser Ausflug für Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit nicht geeignet war. In unserer Gruppe waren jedoch mehrere Teilnehmer, die sich nur mit Hilfe eines Rollators fortbewegen konnten und ein Rollstuhlfahrer war ebenfalls dabei. Kein Wunder, dass es schon geraume Zeit in Anspruch nahm, bis alle ihren Platz in dem ultraengen Bus gefunden hatten. Die Reiseleiterin nahm das alles jedoch nicht zur Kenntnis.

Amsterdam ist mit seinen rund 800.000 Einwohnern die einwohnerstärkste Stadt und Hauptstadt der Niederlande, der Regierungssitz befindet sich jedoch im 60 Kilometer entfernten Den Haag. Schon im Vorfeld der Kreuzfahrt war die Lust auf die niederländische Hauptstadt groß. Was würden wir nicht alles zu sehen bekommen: Windmühlen und Tulpenfelder vor den Toren der Stadt, Brücken, Grachten und natürlich Fahrräder in der Stadt. "Sightseeing Amsterdam" - so weit unsere Fantasien!

Die leider trostlose Wirklichkeit sah gänzlich anders aus. Keine Windmühlen, erst recht keineTulpenfelder und auch ansonsten gab es nicht viel. Dabei hätte Amsterdam einiges zu bieten, u.a. 216 Straßenbahnen oder 165 Grachten. Und nicht zu vergessen 881.000 Fahrräder. Auf jeden Amsterdamer kommt also mindestens ein Drahtesel! Von Letzteren sahen wir tatsächlich jede Menge:

Während der Busfahrt wurden wir mit Informationen zu Stadt und Land zugeschüttet, rechte Freude wollte trotzdem nicht aufkommen. Ständig hatten wir das Gefühl, auf der Flucht zu sein. Nach dem Halt in der Stadt, eilte die Reiseleiterin Richtung Bootsanlegestelle, sie kümmerte sich auch nicht um ihre gehbehinderten Schäfchen, die zum Teil immer noch im Bus waren, während sie schon die zweite Ampel überquert hatte. Das brachte den Zeitplan natürlich wieder durcheinander. Als wir endlich den Grachtengürtel Amsterdams, der zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt, bewundern konnten, begann es mal wieder zu regnen. Das passte irgendwie zu diesem Ausflug. So blieben nur einige Bilder einer Stadt, die uns fremd blieb.

Nach der Grachtenfahrt jagte uns der weibliche Feldmarschall in einem Affenzahn zum Bus. Nach etwas mehr als drei Stunden später waren wir auch schon wieder im Hafen von Ijmuiden, wo wir immerhin schönes Wetter vorfanden und eine Albatros, die im Sonnenlicht erstrahlte und uns zu sagen schien: Warum musstet Ihr auch diesen Ausflug mitmachen! Aber noch bevor wir unserem Ärger über diesen "amputierten" Ausflug so richtig Luft machen konnten, stieg eine Phoenix-Reiseleiterin kurz in den Bus und teilte uns mit, dass uns 9 Euro gutgeschrieben würden. Damit kostete der Abstecher nach Amsterdam nur noch 30 Euro!

Immerhin kamen wir noch rechtzeitig zum Mittagessen an Bord. Beim Essen ist jeder Ärger sofort im Keim erstickt und weil Phoenix wirklich ultraschnell reagiert hat, war die Sache auch schnell wieder vergessen.

Vor dem Kapitän-Abschieds-Abendessen stand heute auch noch ein Abschieds-Cocktail auf dem Programm. Zu diesem Zweck versammelten sich die Gäste in der Atlantik-Lounge, wo gegen 18.30 Uhr der Kapitän mit Offizieren sowie der Kreuzfahrtdirektor mit dem Phoenix-Team aufkreuzte. In seiner unnachahmlichen Art sprach Morten Hansen dann zu den Passagieren, wie üblich hatte er dabei die Lacher schnell auf seiner Seite.

Von der Atlantik-Lounge gingen wir dann direkt ins Möwe, wo wir uns zum vorletzten Mal wieder über einen wunderschön eingedeckten Tisch freuen durften. Und auch das "Filet Wellington" ließ keine Wünsche offen. Die Köche liefen erneut zu Hochform auf und gekrönt wurde das Ganze mit dem Dessert "Baked Alaska".

Eine große Abendshow zum Abschluss des Tages erwartete uns dann um 21.30 Uhr in der vollbesetzten Atlantik-Lounge. "Die Welt zu Gast bei Phoenix" war das Motto der Show, die eine musikalische Reise mit den Künstlern dieser Reise  um die ganze Welt bot.

Nach dem verkorksten Ausflug nahm der Tag ein mehr als versöhnliches Ende. Gespannt sahen wir jetzt dem morgigen Samstag entgegen: dem Hamburger Hafengeburtstag. Kommen Sie mit!

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